"Tatort"-Cop steigt aus Das Beste zum Schluss: Packender Thriller mit Król
Persönlichkeitsstörung, Alkoholsucht und Ausgebranntheit im Job: In seinem letzten Fall hat "Tatort"-Mime Joachim Król die Abgründe seiner Ermittler-Figur noch einmal beeindruckend zur Schau gestellt. Gleichzeitig faszinierte der als Psycho-Thriller arrangierte Film durch seine vielschichte Handlung und einen überwältigenden Armin Rohde als frustrierter Ex-Polizist, der Ermittler Steier und drei junge Ganoven in ein perfides Spiel verwickelt.
Im Krimi "Das Haus am Ende der Straße" kommt es bei einem Routineeisatz von Steier zur Katastrophe: Durch einen Querschläger wird ein kleines Mädchen getötet. Im anschließenden Strafprozess wird Steiers Aussage wegen seiner Alkoholsucht in Zweifel gezogen und der Angeklagte freigelassen. Steier, der ob seines demütigenden Gerichts-Auftritts mit sich selbst hadert, quittiert den Dienst.
Król und Rohde: ein faszinierendes Duo
Im Alleingang heftet sich der Noch-Ermittler an die Sohlen des Täters Nico (Maik Rogge) und dessen Schergen, die in ein Haus einbrechen und den Besitzer töten. Nachbar (Armin Rohde) wird Zeuge der Tat und sperrt das Trio in seinem Keller ein. Auch Steier, der eher zufällig dazukommt, kerkert er zusammen mit dem Verbrecher-Trio ein.
Von da an kommt der "Tatort" mit nicht mehr als fünf Charakteren aus, spielt hauptsächlich in Pollers Haus und entwickelt sich zum gelungenen Kammerspiel mit faszinierenden Dialogen zwischen Poller und Steier. Denn so wie der Kommissar will auch der desillusionierte Poller "endlich wieder Held in seinem eigenen Film sein". Zumindest darin ähneln sich er und der Ermittler. Jedoch folgt Pollers Version einem völlig anderen Drehbuch.
So würde der von Selbstmordgedanken getriebene Ex-Polizist, der nichts mehr zu verlieren hat, zumindest zwei der Täter am liebsten auf der Stelle erschießen. Doch weil Steier dafür nicht zu haben ist, hetzt er die Ganoven und den Kommissar in einem krankhaften Psycho-Spiel gegeneinander auf - inklusive einer simulierten Erschießung des Ermittlers mit ungeladener Pistole.
Während das junge Verbrecher-Trio etwas zu lausbübisch und nicht wirklich furchterregend rüberkommt, überzeugen Król und Rohde in ihren Rollen als psychisch labile und von ihrem Job gebeutelte (Ex-)Polizisten umso mehr.
Abschied aus Sehnsucht: "Nina fehlt mir"
Neben den beiden Darstellern sorgt auch die Bildsprache mit der düsteren Kulisse in Pollers Keller dafür, dass der Spannungsbogen nie abreißt. Für zusätzliche Dramatik sorgen Effekte wie der, als Steier blitzartig wieder das getötete Mädchen vor Augen hat, was an Horror-Einlagen im Stile des Kino-Schockers "The Ring" erinnert.
Alles in allem ein spektakulärer Abschied des "Tatort"-Kommissars, der stets allein ermittelte und bei seinen Kollegen nie sonderlich beliebt war. Umso tragischer ist sein Abgang, weil Król gerade mit seiner letzten Folge Lust auf mehr gemacht hat. Jedoch hat der Schauspieler seinen Ausstieg schon vor langem angekündigt. Kurz nachdem die von ihm so geschätzte "Tatort"-Kollegin Nina Kunzendorf 2012 ihren Hut genommen hatte, kündigte auch Król seinen Rückzug an und brachte den Grund dafür mit drei Worten auf den Punkt: "Nina fehlt mir."
Nun dürfen "Tatort"-Fans auf die TV-Premiere des neuen Frankfurter Ermittler-Duos Margarita Broich und Wolfram Koch im Mai gespant sein. Wie zudem jüngst bekannt wurde, wird Fall zwei des neuen Teams (im September im TV) wieder von Regisseur Sebastian Marka realisiert, der auch für Króls brillanten Abschieds-Krimi verantwortlich zeichnete.
Beachtliche Quote zum Abschied
Auch quotenmäßig feierte Joachim Król einen standesgemäßen Ausstand: Rund 9,4 Millionen Zuschauer schalteten Kommissar Steiers siebten und letzten Fall insgesamt ein. Das ist ein Marktanteil von guten 25,3 Prozent. Bei der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen versammelten sich noch fast 23 Prozent vor den TV-Geräten und machten die Episode auch beim jüngeren Publikum zum Spitzenreiter.