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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Krimi ohne Leiche "Polizeiruf: Hexenjagd" vergaloppierte sich
Überforderte Schüler, eine karrieregeile Direktorin, eine Helikopter-Mutter und eine Referendarin am Rande des Nervenzusammenbruchs: Der "Polizeiruf: Hexenjagd" mit Olga Lenski (Maria Simon) und Horst Krause (Horst Krause) hatte weder Höhen noch Tiefen - sondern war schlichtweg langweilig. Außerdem vergaloppierte sich die hanebüchene Story nach wunderlichen Wendungen in einer absurden Auflösung. Das können die Brandenburger besser.
Und darum ging es: "Wenn man glaubt, man kann nicht mehr, hat man noch 40 Prozent" lautet das Lebensmotto der taffen Schulleiterin Bärbel Strasser (Corinna Kirchhoff). Durch das strenge Regiment, das sie an ihrem Gymnasium führt, hat sie sich viele Feinde gemacht. Eines Nachmittags explodiert eine Rohrbombe ihr ihrem Büro. Verletzt wird aber nicht sie, sondern die sensible und vom Lehrerberuf überforderte Referendarin Josephine Mayfeld (Kim Schnitzer). Die Hauptverdächtigen sind zunächst zwei Zehntklässler, die um das Erlangen ihres Mittleren Schulabschlusses (MSA) bangen. Doch als Lenski und Krause tiefer in den Fall einsteigen, müssen sie feststellen, dass im Lehrerkollegium böses Blut herrscht.
Charaktere wirkten nicht authentisch
"Hexenjagd" war der siebte gemeinsame Fall von Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski und ihrem Partner Horst Krause. Das originellste Detail dieser Episode war eigentlich, dass es keine Leiche gab. Ansonsten wirkte die Darstellung der scheiternden Referendarin stark überzogen. Schwer nachzuvollziehen, dass sie den beiden Schülern spontan die Rohrbombe mopste, um sie dann versehentlich selber hochgehen zu lassen.
Zu tiefenentspannt: Lenski und Krause
Auch die Helikoptermutti Andrea Wieland (Annika Kuhl) war so überzeichnet, dass sie wenig glaubhaft wirkte. Eine vom Ehrgeiz zerfressene Chefin haben wir im Sonntagabendkrimi auch schon oft genug gesehen. Lenski und Krause ermittelten wie immer angenehm unaufgeregt, angesichts der Belanglosigkeit des Falles wirkte ihre Tiefenentspannung jedoch auch ermüdend.
"Polizeiruf"-Debüt für Sohn von Maria Simon und Devid Striesow
Eine beachtliche schauspielerische Leistung bot der Youngster der Folge: Maria Simon spielte erstmals mit ihrem Sohn Ludwig in einem "Polizeiruf" zusammen. Dass sowohl Mama als auch Papa (Devid Striesow) begnadete Schauspieler sind, scheint an ihrem Sprössling nicht spurlos vorüber gegangen zu sein. Er spielte einen verunsicherten, unglücklichen Jungen, der von seinen Eltern wenig Zuspruch erhält und angesichts mangelhafter schulischer Leistungen keine Perspektiven sieht. Diese Rolle verkörperte der 16-Jährige überzeugend.
Mittelprächtig bis einschläfernd
Fazit: Dieser "Polizeiruf 110" war leider nur mittelprächtig bis einschläfernd. Hoffen wir, dass der letzte Fall mit Polizeihauptmeister Krause, der am 10. Mai 2015 ausgestrahlt wird und den Titel "Ikarus" trägt, sowohl Story- als auch spannungstechnisch mindestens eine Schippe drauflegt. Ein kleines Trostpflaster für alle, die ihn nach 16 "Polizeiruf"-Dienstjahren vermissen werden: Der Schauspieler wird weiterhin in einer komödiantischen Soloreihe zu sehen sein.