"The Taste" Mehr Show als Kochen - und dem Zuschauer knurrt der Magen
Eine Kochshow fast ohne Kochen: "The Taste", das am Mittwoch gestartete Format bei Sat.1, erinnerte viel mehr an "The Voice of Germany" als an eine klassische Kochshow. Das war einerseits erfrischend anders, andererseits bei der drei Stunden dauernden Sendung irgendwann doch zu eintönig. Das Konzept, die Juroren blind verkosten zu lassen, ohne den Koch vorher gesehen zu haben, ging zwar auf, aber wirklich ärgerlich für den Zuschauer war vor allem, dass er das Essen nicht selbst probieren und die Entscheidungen der Jury somit nicht nachvollziehen konnte.
Denn während sich die Zuschauer bei anderen Castingshows persönlich ein Bild von den Fähigkeiten der Kandidaten machen können, weil sie zum Beispiel deren Gesang hören, müssen sie sich bei "The Taste" voll und ganz auf das Jury-Urteil verlassen. Ob jemand in der Küche chaotisch oder organisiert ist und wie das Essen sich optisch präsentiert, sagt schließlich noch lange nichts über den Geschmack aus. Das Geplänkel innerhalb der Jury erhielt dadurch noch größere Bedeutung - und Mälzer, Rosin, Herrmann und Linster erwiesen sich dabei als gut zusammengewürfelte Truppe, die sich gegenseitig aufzog, auf falsche Fährten zu locken versuchte und sich wirklich engagiert um die Kandidaten stritt.
Vier Profiköche suchen ihre Teams aus
Die Profiköche Lea Linster, Tim Mälzer, Frank Rosin und Alexander Herrmann bilden bei "The Taste" die Jury, die von jedem Kandidaten einen Löffel des Gerichts vorgesetzt bekommt, das dieser innerhalb einer Stunde zubereitet hat. Dieser Kochvorgang wird in der Show nur extrem verkürzt dargestellt, es geht viel mehr um die Reaktion der Mentoren: Erkennen sie, was sie da auf dem Löffel haben? Schmeckt es ihnen? Und ist das Gericht so überzeugend, dass sie den Kandidaten in ihrem Team haben wollen?
Hobbyköche vs. Profis
Bei "The Taste" konnten sich Profiköche ebenso wie ambitionierte Amateure bewerben, und schnell wurde deutlich: Eine Jury, der es vor allem um den Geschmack geht, wirft auch den besten Profikoch schnell mal aus dem Rennen und entscheidet sich lieber für den chaotischen, aber kreativen Laien. Die Kandidaten, deren Gerichte auf dem Prüfstand waren, konnten zudem den Austausch der Jury über ihr Essen hören, bevor sie selbst auf die Bühne kamen - und gaben so tatsächlich ein paar echte Emotionen preis.
Spannung baut sich kaum auf
Viel mehr Möglichkeiten, Zuschauer und Kandidaten emotional zu verbinden, hatte "The Taste" dann aber auch nicht. Die üblichen Einspieler, die einen kleinen Einblick in das Leben der Kandidaten gaben, durften natürlich nicht fehlen, doch wirklich sympathisch oder unsympathisch wurden die Köche meist erst bei ihrer Reaktion auf das Urteil der Jury. Da war der von sich selbst überzeugte Restaurantbesitzer sofort eingeschnappt, als die Profis sein Essen in Grund und Boden kritisierten, während die 69-jährige Hausfrau und Hobbyköchin kaum glauben konnte, dass sie mit ihrem Gericht tatsächlich Lea Linster beeindruckt hatte.
Im Gegensatz zu "The Voice", das den Überraschungseffekt verliert, sobald man die Kandidaten einmal gesehen hat, werden die Juroren bei "The Taste" auch in den folgenden Shows nicht wissen, wessen Essen sie gerade probieren. Demnach kann es durchaus passieren, dass Mälzer und Co. aus Versehen ihre eigenen Kandidaten aus dem Rennen kegeln. Das muss wohl als Spannungselement für "The Taste" ausreichen. Mit drei Stunden ist die Show eindeutig zu lang, das Konzept ist aber kurzweilig genug, um noch über mehrere Runden zu tragen.
Quoten: Guter Start für "The Taste"
Bei den Zuschauern kam "The Taste" so gut an, dass Sat.1 zwar keine Luftsprünge vollführen wird, aber durchaus zufrieden sein kann: Mit 2,36 Millionen Zuschauer - einem Marktanteil von 8,6 Prozent - lief das Format recht gut an. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen holte "The Taste" sogar 12,3 Prozent – und lag damit deutlich über dem Senderschnitt.