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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schwere Verletzungen beim Turmspringen Zu gefährlich? Jetzt nimmt RTL zu Vorwürfen Stellung
Drei Promis haben sich beim Training für das "RTL Turmspringen" bisher verletzt. Und das sind mitnichten die ersten. Jetzt nimmt der Sender Stellung.
Ist eine Teilnahme am TV-Turmspringen zu riskant? Bei der Show – früher als "TV total Turmspringen" produziert, mittlerweile unter dem Dach des Senders RTL beheimatet – springen schließlich Laien vom Sprungbrett. Dabei kam es in der Vergangenheit bereits zu teils schweren Verletzungen.
Schauspieler Stephen Dürr kämpfte mit Lähmungserscheinungen und musste nach einer Operation drei Monate in Reha, Ex-Fußballprofi Thorsten Legat verlor einen Hoden. Und auch die Show am heutigen Freitagabend wird von Zwischenfällen überschattet.
"Versicherungsschutz in notwendigem Umfang"
t-online hat RTL um Stellungnahme gebeten. In einem Statement heißt es nun von einem Sendersprecher: "Die Gesundheit unserer Protagonist:innen und Unfallverhütung haben für uns und unsere Produktionspartner oberste Priorität. Und doch kann es in TV-Shows mit Körpereinsatz zu im Sport üblichen Verletzungen kommen. Grundsätzlich gilt für die Teilnahme an sportlichen TV-Shows wie auch für den Sportbereich selbst: Je trainierter eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer ist, desto geringer die Unfallgefahr."
Ein Aspekt, den der ehemalige Olympiaturmspringer Wolfram Ristau im Gespräch mit t-online kritisiert. Demnach sei es "unverantwortlich", Amateure vom Turm springen zu lassen. Kunstfiguren wie der rückwärts gesprungene Delfin seien so anspruchsvoll wie gefährlich. "Dafür braucht es tägliches, hartes Training. Profis können die Gefahren eines falschen Aufpralls durch eingeübte Körperspannungen abfedern. Das lernt man eben nicht von jetzt auf gleich", so Ristau, der 1972 an den Sommerspielen in München teilnahm.
Deutscher Schwimm-Verband trainiert die Promis
Für die Vorbereitung auf die Show würden die teilnehmenden Promis von DSV-Trainern gecoacht, "auch der gesamte Trainingsprozess wird von ihnen begleitet und überwacht", so RTL. Hinter dem DSV steckt der Deutsche Schwimm-Verband. Auch diesen hatte t-online nach einer Experteneinschätzung gefragt, die Anfrage blieb allerdings unbeantwortet.
Wolfram Ristau glaubt, dass Sportler durch Training mit dem DSV durchaus gewappnet seien können. "Turner, Trampolinspringer, Stabhochspringer: Das sind alles Disziplinen, durch die Profis für solch ein Turmspringen schon das nötige Raumgefühl und die richtige Körperspannung mitbringen." Doch bei Stars ohne sportlichen Hintergrund sei das etwas anderes. Für die sei so ein Unterfangen eben hochgefährlich. Verletzungen werden billigend in Kauf genommen, so der ehemalige Wasserspringer.
RTL lässt sich nicht beirren, verweist in diesem Zusammenhang auf die ärztliche Betreuung bei der Liveshow: Diese sei "selbstverständlich" vor Ort, so der Sender.
Angesprochen auf Vertragsdetails in Bezug auf Verletzungen und deren Risiken, gibt RTL bekannt: "Jeder Teilnahme an einer TV-Show liegt ein Vertrag zugrunde, der auch einen Versicherungsschutz in notwendigem Umfang abdeckt. Die Shows selber durchlaufen gesetzlich geregelte Abnahmeprozesse und erhalten entsprechende Zertifizierungen."
Öffentliche Kritik an dem Format hatte es von Stephen Dürr gegeben. Im Gespräch mit t-online riet er von einer Teilnahme ab. "Ich halte eine Teilnahme an dem Format 'Turmspringen' für sehr gefährlich", sagte er. In anderen Shows könnten Stars die ganze Zeit über begleitet werden, beim Turmspringen sei man nach dem Absprung vom Brett hingegen komplett auf sich allein gestellt. Seine ganze Aussage können Sie hier nachlesen.
- Anfrage an RTL
- Anfrage beim Deutschen Schwimm-Verband
- E-Mail-Austausch mit Stephen Dürr