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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drahtseilakt für das ZDF Ein "Traumschiff"-Auftritt, der Fragen aufwirft
Das ZDF setzt im "Traumschiff" immer wieder auf Influencer und andere Promis, um das Format zu bewerben. Dahinter scheint eine ausgeklügelte Strategie zu stecken.
Nach mehr als einem halben Jahr Sendepause schippert am Sonntag wieder eine neue "Traumschiff"-Folge über die Bildschirme. Mit Quoten von teilweise über 20 Prozent Marktanteil und absoluten Zuschauerzahlen von bis zu 7,5 Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen ist die Fernsehreihe nach wie vor eines der Zugpferde im Programmportfolio des ZDF.
Das lässt sich der Mainzer Sender auch einiges kosten. Zwar hüllt sich das ZDF auf Anfrage von t-online zu den genauen Kosten in Schweigen, verweist aber auf die hauseigenen Sendungsprofile. Dort ist zu lesen: Eine "Traumschiff"-Folge kostet durchschnittlich 1,67 Millionen Euro. Vergleichbar ist das unter anderem mit dem "Tatort": Für die Sonntagskrimis zahlt die jeweilige ARD-Anstalt teilweise bis zu 1,9 Millionen Euro – und an diesem Sonntag werden sich diese beiden Formate ins Quotenduell begeben.
Gastrollen als gefundenes PR-Fressen
Die ARD schickt eines ihrer zuschauerstärksten "Tatort"-Teams ins Rennen: Die Kölner Ballauf und Schenk ermitteln im Fall "Siebte Etage". Eine Konkurrenz, die sich auf die Quotenbilanz beider Sender auswirken dürfte. Da braucht es wirkungsvolle PR-Methoden, um gezielt ein breites Publikum anzulocken – besonders für das ZDF, denn das "Traumschiff" ist nicht ansatzweise so präsent im TV-Programm wie das wöchentliche Konkurrenzformat im Ersten.
Da kommen Gastrollen gerade recht. In der jüngeren Vergangenheit hat der öffentlich-rechtliche Sender gezeigt, welche Strategie er bei der Besetzung der "Traumschiff"-Rollen verfolgt: Die Stars sollen prominent und reichweitenstark sein, schauspielerische Fähigkeiten spielen eine Nebenrolle. So wie jetzt bei Alessandra Meyer-Wölden.
Die Ex-Frau von Oliver Pocher hat sich in den vergangenen Jahren, insbesondere seit der Trennung von Amira und Oliver Pocher, ins Rampenlicht gespielt. Sie plaudert mit ihrem Ex wöchentlich in einem Podcast und produziert damit regelmäßig Schlagzeilen. Auf Instagram folgen ihr mehr als 320.000 Menschen. Schauspielerische Vorerfahrungen bringt sie dafür wenig mit: 2011 spielte sie mal in einer Folge "Alarm für Cobra 11" eine Autodiebin. Weitere Filmrollen sucht man vergebens.
"Traumschiff"-Star Barbara Wussow, seit 2018 in der Rolle der Hoteldirektorin Hanna Liebhold zu sehen, kritisierte im Interview mit t-online vergangenes Jahr bereits die Vorgehensweise des ZDF, immer mehr unerfahrene Promis in die TV-Reihe zu holen: "Nur weil man ein Gesicht hat und sich vor der Kamera halbwegs natürlich bewegen kann, kann man noch lange keine Rolle spielen", so die Schauspielerin. Mehr dazu lesen Sie hier.
"Im Drehbuch nicht weiter aufgegriffen"
Doch für das ZDF scheint das Anheuern der "Traumschiff"-Influencer ein lukratives Geschäftsmodell zu sein. Einerseits dienen sie als Aushängeschilder und liefern leicht Aufmerksamkeit, andererseits lässt man sie vor der Kamera dann kaum in Erscheinung treten. Steckt dahinter eine Strategie? Schließlich riskiert das ZDF so keinen Zwist mit den langjährigen Stars, die sich vor oder hinter den Kulissen über die überbordende Präsenz der Neulinge beschweren könnten.
In diese Riege reiht sich auch Alessandra Meyer-Wölden ein. t-online hat die Zeit gestoppt, die sie als namenlose Yogalehrerin am Sonntag auf dem "Traumschiff" zu sehen sein wird: Ganze 107 Sekunden sind es am Ende. Ein Kurzauftritt, der Fragen aufwirft. "Alessandra Meyer-Wölden spielt in 'Das Traumschiff – Argentinien' eine Yogalehrerin, die im Drehbuch/in der Geschichte nicht weiter aufgegriffen wird", heißt es auf Anfrage von t-online von einer Sendersprecherin.
Wie viel Geld die 41-Jährige dafür kassiert hat? Unklar. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu Vertragsdetails keine Auskünfte geben können", so das ZDF. Meyer-Wölden selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern.
Dass es zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommen kann, wenn Amateure am Set sind, scheint das ZDF in Kauf zu nehmen. In einem neuen Interview mit t-online sagt Barbara Wussow über die Influencer und ihre Auftritte: "Manchmal dauert es dann alles ein klein bisschen länger." Hier lesen Sie, warum die ZDF-Darstellerin Geduld einfordert.
Auch die ARD kennt das Maß
Meyer-Wölden ist längst nicht das einzige Beispiel. Ausgerechnet Oliver Pocher und dessen Ex-Frau Amira waren noch kürzer in ihrer "Traumschiff"-Episode zu sehen: Am 1. Januar 2024 tauchte Amira 93 Sekunden in der Folge "Nusantara" auf und Oliver Pocher rekordverdächtig kurze 50 Sekunden.
Zuschauer müssen ihre Toilettenpausen schon gut planen, um die Auftritte solcher Namen nicht zu verpassen. So war auch Kai Pflaume am 26. Dezember 2023 in "Utah" nur 140 Sekunden präsent. Cathy Hummels verschwand einen Monat zuvor in "Walvis Bay" nach 170 Sekunden vom Bildschirm und Bruce Darnell in "Vancouver" nach 217 Sekunden.
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Für einen 90-minütigen Fernsehfilm wirken diese Werte bemerkenswert kurz. Bei dem Drahtseilakt, Promis für die Eigenwerbung zu nutzen, ohne die Stammbesetzung dabei zu sehr in den Hintergrund rücken zu lassen, scheint eine Faustregel zu gelten: Mehr als 4 von 90 Minuten Bildschirmpräsenz sprengen das Influencer-pro-Film-Maß. Eine Methode, die auch beim "Tatort" schon Anwendung fand: Nehmen wir nur Helene Fischer in "Der große Schmerz", Udo Lindenberg in "Alles kommt zurück" oder Joshua Kimmichs Auftritte im BR-"Tatort".
In diesem Sinne bleibt auch der Quoten-Kampf am Sonntag spannend: Wird Sabrina Setlur als Nagelstudio-Betreiberin im "Tatort" mehr Eindruck machen oder die Yogalehrerin von Meyer-Wölden im "Traumschiff"? Nicht nur ARD und ZDF werden die Zahlen sehr genau im Blick haben.
- Eigene Recherchen