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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Moderatorin Kim Fisher "Das finde ich gerade ganz geil an mir"
Kim Fisher gilt als selbstbewusste Frau. So war es jedoch nicht immer. t-online verrät sie, welche Ängste sie schon plagten, wie sie diese überwunden hat und wie es zurzeit in ihrem Liebesleben aussieht.
Die Deutschen kennen sie vor allem als wortgewandte Moderatorin der Talkshow "Riverboat". Als Talkmasterin entlockt Kim Fisher ihren Gästen allerlei persönliche Geschichten. Nun gibt sie jedoch viel preis: Fisher tauscht die Moderationskarten gegen das Mikrofon und veröffentlicht im Juli das Album "Was fürs Leben".
Im t-online-Interview berichtet die 53-Jährige vom Kampf gegen Panikattacken, von persönlichen Fehlern, ihrem optimistischen Blick in schwierigen Zeiten und wie es aktuell in ihrem Liebesleben aussieht.
t-online: Sie besingen auf Ihrem neuen Album das Leben in allen Höhen und Tiefen. Dabei geht es auch darum, sich selbst zu lieben. Was lieben Sie denn an sich selbst?
Kim Fisher: Meine Füße (lacht). Nein, jetzt mal ehrlich: Ich weiß, wie banal und oft gehört es wohl vielleicht klingt, wenn man sagt, man habe zu sich gefunden, sich entdeckt. Aber so ist es tatsächlich auch bei mir. Ich kann ruhigen Gewissens sagen, dass ich mich mittlerweile wirklich gut leiden kann.
Woran machen Sie das fest?
Als ich mich mit den Songwritern Peter Plate und Ulf Leo Sommer nach Jahren getroffen habe, meinten sie, ich sei so herrlich entspannt erwachsen geworden. Dann haben sie die Zeile "Ich bin in mich verliebt" geschrieben.
Und wie haben Sie reagiert?
Ich habe gesagt: "Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Das kann ich doch nicht singen!"
Jetzt singen Sie es aber doch.
Die anderen haben darauf bestanden. Ich habe dann festgestellt, dass es überhaupt nichts mit Überheblichkeit zu tun hat. Wir lernen, immer bescheiden zu sein und uns eher kleinzumachen. Nie sagt jemand: "Das finde ich gerade ganz geil an mir." Dabei ist das doch das Wichtigste! Wenn man sich das nicht selbst sagt, kann man auch keinen Spaß an dem haben, was man tut.
Woran haben Ihre Songwriter denn festgemacht, dass Sie verliebt in sich sind?
Sie haben gesehen, dass ich entspannter bin und mich nicht mehr so infragestelle. Früher habe ich mich sehr damit beschäftigt, was andere von mir halten. Das macht jeder, aber es ist extrem hinderlich. Ich habe dadurch vieles gar nicht erst ausprobiert und mich vieles gar nicht getraut.
So schätzt man Sie gar nicht ein.
Ich bin in meiner Talkshow immer sehr präsent. Trotzdem bin ich jemand, der auch sehr schüchtern und vorsichtig ist. Das passt eigentlich gar nicht zu einer Entertainerin.
Sind das die Ängste, die Sie auf dem Album ebenfalls erwähnen?
Nein, damit meine ich eher die "Angst vor der Angst". Das können wahrscheinlich nur Leute nachvollziehen, die das selbst erlebt haben – und das sind viele. Ständig hat man die Frage "Was ist, wenn …?" im Kopf. Man sitzt im Flugzeug und denkt "Was ist, wenn wir jetzt abstürzen?" oder man geht ins Kaufhaus und denkt "Oh Gott, was ist, wenn ich jetzt bewusstlos umfalle?".
Solche Gedanken hatten Sie?
Ja. Diese Panikattacken hatte ich mit Anfang 20 auch. Ich habe dann immer weniger gemacht: Ich bin nicht mehr U-Bahn gefahren, habe keine Kaufhäuser mehr besucht, Fliegen ging sowieso nicht. Irgendwann wäre ich am liebsten den ganzen Tag zu Hause geblieben, aus Angst vor der Angst.
Und wie sind Sie diese Ängste losgeworden?
Am besten ist es, eine Konfrontationstherapie zu machen und sich der Angst zu stellen. Das habe ich mit Freunden und meinen Eltern gemacht. Ich habe U-Bahn-Fahren geübt und bin in Kaufhäuser gegangen. Oft musste ich auch schnell wieder raus, aber ich habe es einfach immer wieder gemacht. Ich glaube, dass ich da recht stark war. Es hat Jahre gedauert, aber ich habe es geschafft.
Heute haben Sie solche Ängste nicht mehr?
Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, und ich würde die Vorzeichen rechtzeitig erkennen. Mittlerweile bin ich sehr ausbalanciert. Ich weiß, wenn mir etwas fehlt, und lasse es deshalb gar nicht mehr so weit kommen.
Warum sprechen Sie jetzt über Ihre Ängste?
Ich wollte etwas Persönliches, eine Achillesferse auf diesem Album preisgeben. Es ist zwar schon lange her, aber die Ängste gehören auch zu mir. Viele Menschen, die solche Probleme auch haben, fragen sich, ob das vorbeigeht. Wenn Sie das jetzt lesen oder hören: Ja, es geht vorbei!
Haben Sie einen Tipp für die Menschen, wie man am besten mit seinen Schwächen umgeht?
Ja! Man sollte sich nicht dafür schämen und sich nicht kleinmachen. Man sollte sich trauen, den Menschen, die einem wichtig sind, davon zu erzählen. Niemand sollte sich mit seinen Ängsten allein fühlen.
Sie singen auch über das Fehlermachen. Welche Fehler haben Sie denn besonders geprägt?
Besonders geprägt hat mich meine Skepsis. Es dauert echt lange, bis ich jemandem vertraue. Ich bin sehr offen, herzlich und neugierig auf mein Gegenüber. Ich erfahre auch in der Talkshow gerne viel über andere. Aber bis ich jemanden an mich heranlasse, dauert es.
Wirkt sich das auch auf Ihr Liebesleben aus? Lassen Sie einen Mann genauso schwer in Ihr Leben?
Wenn ich weiß, warum ich ihn toll finde, und entscheide, ihn auch weiter toll finden zu wollen, dann hat er es überhaupt nicht schwer. Ich habe gemerkt: Wenn ich wirklich liebe, kann ich gut loslassen.
Lieben Sie denn momentan jemanden?
Nein, momentan gibt es niemanden, aber so wie es gerade ist, ist es auch ziemlich gut.
Das Album und die Tour kommen zum vermeintlichen "Ende" der Corona-Pandemie. Die Pandemie war gerade für die Kulturbranche ziemlich schwierig. Wie haben Sie das erlebt?
Ich habe in dieser Zeit das große Glück erleben dürfen, dass meine Talkshow "Riverboat" ununterbrochen weitergehen konnte. Das Glück hatten viele meiner Kollegen nicht. Ich und auch meine Redakteure, Autorinnen und Kolleginnen wussten das deshalb sehr zu schätzen.
Viele in der Branche hatten Existenzängste. Sie hat das also gar nicht betroffen?
Gar nicht würde ich nun auch nicht sagen. Ich konnte mit einem Hauptjob zumindest alle Kosten abdecken, aber viele andere Jobs sind auch weggefallen. Natürlich sieht es dann auf dem Konto anders aus. Aber es wäre undankbar gewesen zu sagen: So eine Scheiße, jetzt fällt alles aus.
Haben Sie in Ihrem Umfeld von Menschen gehört, die um ihre Existenz bangen mussten?
Mir hat es vor allem für die Techniker, die wirklich nichts mehr zu tun hatten, unendlich leidgetan. Auch bei "Riverboat" hatte ich jeden Freitag Kollegen sitzen, die nicht genau wussten, was sie erzählen sollten, weil ihre Tour gerade geplatzt war.
Wie haben Sie dann darauf geschaut, dass zwischenzeitlich die Fußballstadien wieder voll waren, während die Konzerthallen noch leer bleiben mussten?
Kritisch. Man muss aber fair und sachlich bleiben. Nur, weil mich Fußball nicht interessiert, wäre es zu einfach, da jetzt draufzuhauen. Ich fand die Bilder aus den Stadien aber nicht gut. Ich selbst habe es immer befürwortet, wenn links und rechts von mir eine Maske getragen wurde. Ich hätte mich dem nicht aussetzen wollen. Es war zu früh, ein erschreckendes Bild und ein komisches Signal.
Im September wollen Sie auf Tour gehen. Wird es sich für Sie dann komisch anfühlen, wieder vor so vielen Menschen zu spielen?
Ehrlich gesagt mache ich mir da jetzt keine Gedanken drüber. Wenn es dann so sein wird, dass die Tour nicht stattfinden kann, ist das furchtbar und traurig, aber nicht zu ändern. Momentan denke ich jedoch anders darüber. Der Frühling ist da, alles blüht und die Natur zeigt uns, worum es jetzt gehen sollte: nämlich zu leben und optimistisch zu sein. Es bleibt uns auch nichts anderes übrig.
- Gespräch mit Kim Fisher