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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Unangenehme Ego-Konzentration" Anke Engelke über Promikollegen und "Anti-Showschwein-Pulver"
Sie ist seit mehr als 40 Jahren im Showgeschäft und eine der bekanntesten Komikerinnen des Landes: Anke Engelke. Mit t-online spricht sie über die neue Serie "LOL: Last One Laughing" – und Entbehrungen in der Corona-Zeit.
Kaum ein Showkonzept hat in den vergangenen Monaten für so viele Furore gesorgt wie "LOL: Last One Laughing" von Amazon Prime Video. Das Prinzip ist so einfach wie wirkungsvoll: Wer lacht, verliert. Comedians wie Kurt Krömer, Caroline Kebekus, Max Giermann und Anke Engelke haben sich dafür unter der Leitung von Michael "Bully" Herbig in einem Studio zusammengefunden, das als gemütliches Wohnzimmer mit Bar und angeschlossener Bühne daherkommt.
Als eine Art Direktor zieht Bully im Hintergrund die Fäden. Er überwacht in einem Raum jede Bewegung der Stars, lässt Entertainer auftreten, um die Kandidaten aus der Reserve zu locken – und amüsiert sich als einziger in dem Format köstlich. Das Streaming-Publikum schaut derweil zu, wie Gags gerissen, skurrile Performancekunst aufgeführt und Stand-ups vorgeführt werden.
"Eine der schönsten Erfahrungen der letzten 40 Fernsehjahre"
Anke Engelke zeigt sich begeistert von dem Format und formuliert nach den sechs Folgen, ganz am Ende der Serie, den bemerkenswerten Satz: "Mein Fazit ist, dass das eine der schönsten Erfahrungen war, die ich so in den letzten 40 Fernsehjahren gemacht habe. Echt." Grund genug, die 55-Jährige zu fragen, was sie damit genau meint – und warum "LOL" so besonders ist.
- "LOL: Last One Laughing": Warum die Show so witzig ist
"Manchmal ist die Ego-Konzentration an Filmsets unangenehm hoch und man muss ein bisschen gegenrudern, um positiv und fröhlich zu bleiben", erzählt sie t-online und fügt an: "Bei 'LOL' war es andersrum!" Anke Engelke ist seit den frühen 80er-Jahren im Fernsehgeschäft tätig, wurde von 1996 bis 2000 an der Seite von Ingolf Lück und Bastian Pastewka in "Die Wochenshow" einem breiten Publikum bekannt und trat 2004 mit "Anke Late Night" in die Sat.1-Fußstapfen der "Harald Schmidt Show".
Comedy, aufgeblähte Egos im Showgeschäft und Unterhaltungssendungen im Fernsehen kennt die in Montréal geborene Engelke wie kaum jemand anderes. Umso erstaunlicher ist es, wie sie über die neue Comedyserie spricht: "Bully und uns zehn 'LOL'-Lachsäcken hat entweder jemand was in den Kaffee gekippt, eine Art Anti-Showschwein-Pulver vielleicht, oder aber die Truppe bestand tatsächlich aus genuin freundlichen, fairen und gutherzigen Leuten." Für sie sei das längst nicht selbstverständlich: "Wo sogenannte Prominente aufeinandertreffen, ist das nicht üblich, dass man sich so dermaßen übereinander freut."
Ihr Satz am Ende der Serie, so Engelke, sei eine "Liebeserklärung". "So was ballert man nicht einfach so raus", erklärt die Moderatorin, Schauspielerin und Komikerin t-online. Ob es schwerer sei, jemanden zum Lachen zu bringen, oder nicht lachen zu dürfen, wisse sie nicht. Sie empfinde beides als "gleich schwer" und erzählt dann: "Ist ja Geschmacksache, was Menschen lustig finden. Es gibt keine Komödie, keinen Witz, keine Pointe, auf die sich alle einigen können. Das ist total in Ordnung, das muss so sein."
Komikerinnen und Komiker haben genau aus dem Grund keinen leichten Job, so Engelke. "Billige Lacher will niemand, aber manchmal ist die Verlockung wahrscheinlich groß. Und nicht lachen zu dürfen, wenn auf der Bühne eine lustige Nummer läuft oder jemand spontan rumalbert, das ist schon schwierig. Denn wir lachen ja wohl alle gerne."
"Ich vermisse die sorgenfreie Unbeschwertheit"
Seit dem 1. April ist "LOL" auf Amazon zu sehen, wöchentlich kamen immer zwei neue Folgen hinzu. Gab der triste Alltag, bedingt durch den Lockdown in der Corona-Pandemie, den Ausschlag zum Erfolg, weil die Menschen sich gerade in diesen Zeiten nach Humor und Zerstreuung sehnen? Anke Engelke: "Vielleicht. Das ist bestimmt ein psychologisches Phänomen. Ich bin aber keine Expertin und kann nur vermuten, dass Lachen körperlich und seelisch guttut, dass es oft unglaublich befreiend ist und jeder Mensch dieses Loslassen einfach oft braucht."
Für sie persönlich sei die Corona-Krise genauso schwer wie für viele andere Menschen auch. Der kulturelle Stillstand, der Alltagstrott und die fehlenden Kontakte setzten der Entertainerin zu. Auf die Frage, was sie derzeit am meisten vermisse, antwortet Anke Engelke: "Ich vermisse Treffen mit Familie, Freundinnen und Freunden, Theaterbesuche, Reisen, und die sorgenfreie Unbeschwertheit, die uns ja allen fehlt."
- Interview mit Anke Engelke
- Amazon Prime Video: "LOL: Last One Laughing"