Münchner Oktoberfest Wiesn-Promis ohne Wiesn: "Es macht mich sehr traurig"
München (dpa) - Almauftrieb, Damenwiesn, Blitzbesuche von Arnold Schwarzenegger, Bill Clinton und Kim Kardashian: Normalerweise bedeutet das Oktoberfest in München auch ein zweiwöchiges Schaulaufen großer Stars - und kleiner Sternchen. In diesem Jahr aber fällt auch das der Corona-Pandemie zum Opfer.
Keine Debatten um zu freizügige Dirndl von Promi-Damen, kein Fotografen-Gedränge vorm Käfer-Zelt, keine Christine Neubauer posierend am Schießstand, kein Campino, der mit der Wiesn-Band singt. Kein Florian Silbereisen, der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) beim Fassanstich zujubelt.
Während internationale Stars wie Schwarzenegger, der regelmäßig auf die Wiesn kommt, den Ausfall in diesem Jahr zwar bedauerlich finden, aber doch verkraften dürften, ist er für Münchner Promis ein harter Schlag: "Am Anfang dachte ich noch nicht, wie schlimm es sein wird, wenn das Wiesn-Eröffnungswochenende näher rückt", sagt die Moderatorin Verena Kerth der Deutschen Presse-Agentur in München. "Es macht mich sehr traurig."
Normalerweise herrscht für Münchner Promis in den beiden Wiesn-Wochen Stress pur: Promi-Events gibt es am laufenden Band, immer wieder kommen neue dazu. Der Almauftrieb im Käferzelt und die Damenwiesn von Regine Sixt gehören zu den Klassikern. Erst im vergangenen Jahr hat beispielsweise Cathy Hummels versucht, ihr eigenes Wiesn-Event zu etablieren: einen Bummel über das Oktoberfest. In Jahr zwei muss der schon wieder ausfallen.
"Mittlerweile bin ich nicht mehr jeden Tag draußen, aber mehr als drei, vier Tage Auszeit gibt es auch nicht", sagt Kerth über eine normale Wiesn. Der Ausfall trifft sie auch finanziell, denn "natürlich gibt es auf der Wiesn jedes Jahr einige lukrative Jobs", sagt die 39-Jährige. "Es ist für uns alle ein absolutes Ausnahme-Jahr und nur wenige können aus 2020 einen finanziellen Vorteil ziehen."
Besonders betroffen ist das diesjährige Wiesn-Playmate Natascha Hofmann. "Ich bin jetzt das erste Wiesn-Playmate ohne Arbeitsplatz. "Das gab es auch noch nie und macht es wiederum auch besonders", sagt die 28-Jährige, die für den "Playboy" nackt auf einem Schaukelpferd im Hofbräuhaus posiert hat. Dass das größte Volksfest der Welt in diesem Jahr nicht stattfinden kann, sei für alle "extrem schade - aber für mich gleich doppelt".
Das ausgefallene Oktoberfest ist nur die Spitze des Eisbergs. Ein Jahr fast ohne rote Teppiche geht jetzt auf den Herbst zu. "Ich war letzte Woche zum ersten Mal nach 200 Tagen wieder auf einem roten Teppich", sagt Kerth. "Normalerweise war ich bis dato in einem Jahr schon auf gefühlt 200 Events."
Die Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan K. Bleicher sagt: "Der rote Teppich visualisiert und symbolisiert als heiliger Ort der Mediengesellschaft Startum." Nicht jeder dürfe diesen Teppich betreten. "Er wird zur Bühne der Selbstdarstellung und verschafft Zugang zum Licht von Kamerascheinwerfern und dem Blitzlichtgewitter der Fotografen."
Vor allem in Zeiten von Corona aber, in der sich vieles ins Digitale verlagere, verliere der tatsächlich existierende rote Teppich an Bedeutung. Influencer nutzten "als Staramateure Selfies, um sich einen eigenen digitalen roten Teppich zu erschaffen", sagt Bleicher. Das habe vor allem Auswirkungen für die Promis, die nicht ganz oben auf dem Olymp des Ruhms stehen. "Der Ruhm von A-Promis basiert auf besonderen Leistungen", sagt Bleicher. "A-Promis umgibt eine besondere Aura, die die Grundlage verbreiteter Verehrung durch Fans bildet. Um hingegen ein C-Promi zu sein, bedarf es keiner besonderen Kompetenz, vielmehr reicht eine wiederholte Medienpräsenz."
Kerth ist "gespannt, wie sich die ganze Event-Szene entwickeln wird". In Zukunft werde "viel online passieren". "Mal schauen, ob es die 'alte Zeit' jemals nochmal geben wird", sagt sie - und: "Instagram läuft momentan natürlich auf Hochtouren."
Genau dort spendete Oktoberfest-Stammgast Claudia Effenberg wenige Tage vor dem eigentlichen Wiesn-Start ein wenig Trost und postete ein Foto von sich und ihrem Mann Stefan in Wiesn-Montur. Dazu schrieb sie: "Keine Wiesn, aber man kann ja trotzdem Tracht tragen."