Queen of Talk Promi-Geburtstag vom 5. Januar: Bettina Tietjen
Hamburg (dpa) - Gerade ist Bettina Tietjen von ihrem ersten Australien-Urlaub zurück - viereinhalb Wochen im Wohnmobil mit Ehemann Udo. Was hat ihr dort am besten gefallen? "Die Einsamkeit, die Weite fand ich absolut faszinierend", schwärmt die Frau, die in ihrem Berufsleben genau das Gegenteil erfährt.
Tausende von meist prominenten Mitmenschen hat Tietjen in drei Jahrzehnten vor allem im Sendebereich des NDR interviewt. Mit ihrer natürlichen und humorvollen Art gilt sie im Norden längst als Queen of Talk. In ihrem Wohnort Hamburg feiert die gebürtige Wuppertalerin am Sonntag (5. Januar) ihren 60. Geburtstag.
Zugewandtheit, gute Laune und viel Energie scheinen ihr in die Wiege gelegt zu sein. "Ich bin ein positiver Mensch. Hab‘ ich von meiner Mutter. Bei uns war meistens gute Stimmung", erzählt Tietjen im Gästeraum des NDR-Formats "DAS!" in Hamburg-Lokstedt. Für das Magazin, für das sie schon seit 1993 tätig ist, wird sie am Abend auf dem berühmten Roten Sofa mit der Schauspielerin Andrea Sawatzki plaudern. Seit 1997 führte sie zudem durch eine eigene Sendung - zuletzt mit Co-Moderator Alexander Bommes. Seit August moderiert Tietjen einmal pro Monat neben Jörg Pilawa in Hannover die NDR Talk Show.
Ihre Radioreihe "Tietjen talkt" strahlt NDR 2 seit 2008 jeden Sonntag aus. "Ich rede einfach gern mit Menschen, bin immer neugierig auf andere - und das beschränkt sich nicht auf meinen Beruf. Es bereichert doch das Leben, etwas über andere Leute zu erfahren und sich auszutauschen", sagt Tietjen. Und fügt gewohnt herzhaft lachend hinzu: "Es ist natürlich praktisch, wenn man damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann." Promis wie Michail Gorbatschow, Peter Ustinov, Roger Moore und jüngst David Hasselhoff ließen sich von ihrer Kommunikationskunst anstecken.
"Schon spannend, solche internationalen Größen kennenzulernen", meint Tietjen. "Dabei habe ich festgestellt, je mehr sie können und je berühmter sie sind, desto bescheidener und unkomplizierter werden sie." Ob persönlich oder im Fernsehen - sie selbst strahlt so etwas wie substanzielle Zuversicht aus. Vielleicht liegt es daran, dass sie früh auch Leid zu ertragen lernte. "Eine meiner drei Schwestern starb mit zwei Jahren. Da war ich sieben. Eine Phase, in der ich sehr früh erfahren habe, dass eben nicht alles fröhlich ist im Leben", sagt Tietjen. Später holte sie ihren an Demenz erkrankten Vater, einen Architekten, um den sich bis dahin ihre Schwester gekümmert hatte, nach Hamburg in ein Seniorenheim.
Und betreute ihn, bis er starb. Darüber schrieb sie das Buch "Unter Tränen gelacht" (2015). Ein Bestseller ebenso wie "Tietjen auf Tour. Warum Camping mich glücklich macht" (2019), ein Buch über ihr Lieblingshobby. "Man kann fast allem etwas Positives abgewinnen", sinniert die Autorin, die sich unter anderem für ein Hospiz und die Alzheimer Gesellschaft Hannover engagiert. "Mit seinem Leben unzufrieden zu sein, erscheint mir ein Phänomen unserer Zeit. Dabei geht es vielen Menschen, die sich ständig beschweren, objektiv gesehen gar nicht so schlecht. Manchmal hilft es ja, über den eigenen Gartenzaun zu schauen, vielleicht gibt's dahinter ja jemanden, der Hilfe braucht."
Sie nahm ihr Leben früh in die Hand. Nach der Schule ging die damalige Bettina Schniewind als Au-Pair-Mädchen nach Paris. Dort - neben Münster - studierte sie später Kunstgeschichte, Germanistik und Romanistik. Über Kulturkritiken für Printmedien während des Studiums kam sie zu einem Volontariat beim RIAS Berlin, moderierte später fünf Jahre lang die "Aktuelle Stunde" des WDR-Fernsehens in Köln. Und landete der Liebe wegen im Norden. Hat sie überhaupt noch Gesprächspartner auf ihrer Wunschliste? "Ich würde gern etwa Wirtschaftsbosse interviewen, gerade auch weibliche. Aber die gehen kaum in Talk-Shows", bedauert Tietjen. An ihrer Ex-Kollegin Alida Gundlach (NDR Talk Show 1984-2002) und der US-Talkerin Oprah Winfrey schätzt sie deren Unerschrockenheit und Durchhaltevermögen.
Ob es ihr bei ihrer Arbeit schon einmal die Sprache verschlagen hat? "Selten - höchstens bei Leuten, die sehr einsilbig antworten", sagt die Moderatorin. Der Fußballer Manni Kaltz (66) sei so einer gewesen. "Aber den nennt man ja auch "Der Schweiger"", sagt Tietjen und lacht. "Oder Inge Meysel. Sie war rotzfrech und provokant und hat mich als Anfängerin damit ziemlich aus der Fassung gebracht."
Bettina Tietjen ist noch lange nicht am Ende: Nimmermüde deutet die Talkmasterin schon mal an: "2020 werde ich eine schöne neue Sendung im NDR-Fernsehen moderieren."