Stilmagazin "GQ" "Männer des Jahres" gekürt – doch eine Frau steht im Rampenlicht
Bei der "Men of the Year"-Gala in Berlin soll es eigentlich um prominente Männer gehen – und die hatten sich ordentlich in Schale geschmissen. Doch diesmal war es eine Frau, die im Mittelpunkt des Events stand.
Blitzlichtgewitter und viele Herren im Smoking: Zur 21. "Men of the Year"-Gala der deutschen "GQ" haben sich in Berlin Größen aus Sport, Medien und Unterhaltung getroffen. Das in München erscheinende Männer-Stil-Magazin "GQ" wollte am Donnerstagabend in mehreren Kategorien Persönlichkeiten ehren, unter ihnen Toni Kroos, Lewis Hamilton und Hape Kerkeling.
Doch dieses Jahr war es eine Frau, die den Männern die Show stahl. Die US-Schauspielerin Sharon Stone wurde bei der Gala als "Woman of the Year" geehrt. Stone – weltbekannt für den Thriller "Basic Instinct" – kam einige Minuten zu spät und gab lieber erstmal Autogramme als gleich in den Saal zu gehen, wo das Publikum schon wartete. In umwerfendem Glitzer-Look hatte die Hollywood-Ikone außerdem ihren 19-jährigen Sohn Roan dabei.
Die Wahl für Stone begründete die Zeitschrift unter anderem damit, dass die 61-Jährige lange vor der MeToo-Bewegung für ein moderneres, freieres, weiblicheres Hollywood gekämpft habe. Gefragt nach dem Kino und was sich ändern müsse, bekräftigte Stone in Berlin auf dem roten Teppich: "Ich glaube nicht, dass rein männlich orientierte Drehbücher und ein männlicher Blick auf die Welt der Weg ist, auf die Welt zu schauen. Ich denke, wir sollten Standpunkte von jedem und jeder sehen, alle Geschlechter-Wirklichkeiten, alle Hautfarben, alle Religionen."
Viele andere Stars huschten über den roten Teppich, deutsche Schauspieler wie Florian David Fitz, Jessica Schwarz und Tom Wlaschiha, Musiker wie Lena und Max Raabe, auch viele Models, Influencer und Sternchen.
- Fotoshow: Die Looks der Stars bei den "GQ"-Awards
Auch die Männer dürfen sich über Auszeichnungen freuen
Toni Kroos wurde als sogenannte "Sports Icon" geehrt. Laudator Klaas Heufer-Umlauf lobte den Weltmeister von 2014 als "Anti-Ronaldo". Kroos sei der "Kopf der Nationalmannschaft", sei aufrichtig und bescheiden. "Der braucht kein goldenes Steak." Kroos selbst rief zu Akzeptanz gegenüber Einwanderern auf. Es gebe viele Menschen, die Hilfe brauchten, "und es gibt vor allem auch Menschen, die hierher kommen in unser Land, denen im Idealfall geholfen wird, aber denen es auch schon ganz oft reichen würde, einfach nur akzeptiert zu werden".
Auch Billy Porter, Hauptdarsteller der amerikanischen Dragqueenkultur-Serie "Pose", gehört für das Magazin zu den Männern des Jahres. Der 50 Jahre alte Schauspieler, der bei der Oscar-Verleihung im Februar in einem schwarzen Smokingkleid des Designers Christian Siriano für viel Aufsehen sorgte, wurde am Donnerstagabend in der Kategorie "Style" bei der "Men of the Year"-Gala in Berlin ausgezeichnet. Nach Berlin kam er zwar nicht im Kleid, aber im auffälligen weinroten Anzug. Sein Tipp für alle: "Zieh dich für den Job an, den du gerne hättest – und nicht für den, den du hast."
Geehrt wurden auch Hape Kerkeling (Kategorie: Entertainment) und Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton (Creativity & Design), der einen auffälligen Dior-Dress trug.
Kerkeling hält beeindruckende Rede
Kerkeling wurde bei seiner Rede politisch, jedoch auf launige Art. "Ich habe mich ehrlich gesagt dazu entschlossen, dass ich gar keine Dankesrede halte. Es ist mir einfach zu gefährlich – weil, was passiert? Du kriegst'n Shitstorm. Dann gehn'se runter zu deinem E-Golf und hauen dir unter Umständen die Scheibe ein, wenn du was Falsches sagst."
Bestes Beispiel sei Barbara Schöneberger, wandte sich Kerkeling der Gala-Moderatorin zu. "Was sagt sie? "Ich mag keine geschminkten Männer." Ich mag auch keine geschminkten Männer, aber ich sag's nicht. Das ist der Unterschied. Ich mein, ich bin grad selber geschminkt. Ich weiß nicht, ob's Ihnen aufgefallen ist – und auch beruflich das ein oder andere Mal. Ich muss sagen, es hat mir manchmal auch gefallen, muss ich ganz ehrlich sagen."
Und dann holte Kerkeling noch aus: "Natürlich, Sie werden sagen: Hape, was treibt dich um? Sag's uns doch! Ist aber ehrlich gesagt zu gefährlich", sagte der Komiker grinsend, um dann hinzuzufügen, dass ihn das Rennen um den SPD-Vorsitz schon umtreibe. "Nicht, dass ich es werden wollte, aber ganz ehrlich: Die, die es werden wollen, können's nicht. Und die, die können, wollen nicht." Bei der CDU sei es doch das Gleiche. "Die Bundeskanzler werden wollen, können's nicht. Und die, die können, wollen's auch nicht." Dabei sei die Situation im Land derzeit schwierig. "Nein, es ist keine schöne Zeit, in der wir leben. Wir haben im Moment so einen scharfen Wind im Land; die schärfste Opposition überhaupt –und so wenig Kanzler wie heut war noch nie."Kerkeling bedankte sich für die Auszeichnung in der Kategorie Entertainment und schloss mit den Worten: "Und ansonsten halt ich es mit einem Zitat meiner Lieblingsphilosophin Hannah Arendt: "Ich bereite mich auf das Schlimmste vor, ich hoffe das Beste und ich nehm es, wie's kommt."
Auch Musiker wurden geehrt
Geehrt wurde außerdem der Musiker Marius Müller-Westernhagen als "Legend". Westernhagen sang zum Auftakt der Gala seinen Wendezeit-Hit "Freiheit", später interpretierten noch Lena Meyer-Landrut und Nico Santos ihren gemeinsamen Song "Better".
Der britische Modemacher Kim Jones, früher bei Louis Vuitton und jetzt bei Dior, wurde zum "Designer of the Year" gekürt, der Italiener Mariano Di Vaio in der Kategorie "Influencer" ausgezeichnet.
Einen Award erhielt auch das Team des Kinofilms "Das perfekte Geheimnis". In dem Film unter anderem mit Florian David Fitz und Jessica Schwarz geht es um einen Freundeskreis, der bei einem Abendessen die Mutprobe wagt, dass alle ihr Handy auf den Tisch legen und alles, was auf dem Smartphone reinkommt, für jede und jeden sichtbar ist.
- "GQ"-Awards: Sharon Stone zur "Frau des Jahres" gekürt
- Erster gemeinsamer Job: Catherine Zeta-Jones glänzt neben Tochter Carys
- Jürgen von der Lippe: Warum das ''Literarische Quartett'' nichts für ihn ist
Am Ende machte Moderatorin Schöneberger auch diesmal wieder ihren traditionellen Trinkwitz. Nach "Alkohol ist nicht die Antwort, aber man vergisst zumindest die Frage" oder auch "Wein auf Bier: Das rat ich dir. Bier auf Wein: Das rat ich dir." hieß es diesmal mal wieder "Ich weiß, ihr könnt auch ohne Alkohol gut drauf sein, aber heute sollten wir auf Nummer sicher gehen."
Die Preise mit dem GQ-Schriftzug waren diesmal zum 30. Jubiläum des Mauerfalls aus Mauerstücken gefertigt, wie es hieß. Die "Männer des Jahres"-Preise der Lifestyle-Zeitschrift "GQ" (Gentlemen's Quarterly) wurden zum 21. Mal in Deutschland verliehen. Es gibt sie auch in anderen Ländern, darunter die USA, Mexiko, Großbritannien und China.
- Nachrichtenagentur dpa