Streit, Wut, Enttäuschung Opfer von Harvey Weinstein verlieren sich in Kleinkrieg
Die Opfer von Film-Mogul Harvey Weinstein hatten ein Ziel: Sie wollten seine widerlichen Machenschaften an die Öffentlichkeit bringen. Nun sind sie zerstritten
Schauspielerin Rose McGowan war die erste Frau, die öffentlich darüber sprach, von Harvey Weinstein vergewaltigt worden zu sein. Die 44-Jährige trat damit nicht nur eine Welle der Empörung los, sondern sorgte auch dafür, dass sich andere Frauen im Showbiz trauten, über die Praktiken des mächtigen Filmbosses zu sprechen. Mit der Zeit entwickelte sich jedoch ein anderes Bild: McGowan geriet ins Hintertreffen. Meryl Streep, Reese Witherspoon und Nicole Kidman wurden mit der Aktion "Time's Up" bei den Golden Globes zum Sprachrohr. Und Rose McGowan?
"Charmed"-Darstellerin muss Haus verkaufen
Zu der Bewegung wurde sie nicht einmal eingeladen. Vermutlich, weil sie Meryl Streep vorwarf, nicht früher an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. Und es kommt noch schlimmer: Jetzt verkündet die Mimin, ihr Anwesen – wegen der horrenden Anwaltskosten – verkaufen zu müssen. "Es macht mir ein bisschen Angst. Ich muss nun mein Haus verkaufen, um die Kosten für den Kampf gegen Monster wie Weinstein begleichen zu können", erklärt sie bei einer Veranstaltung zu ihrer neuen Doku-Serie "Citizen Rose" in Los Angeles. Weiterkämpfen will sie trotzdem.
Die einzige Kritikerin gegenüber der "Time's Up"-Bewegung ist Rose McGowan derweil nicht. Auch Schauspielerin Asia Argento, ebenfalls ein Weinstein-Opfer, fühlt sich von Kidman, Witherspoon und Co. übergangen. Auf Twitter erklärte sie: "Ich schätze, ich bin nicht mächtig oder Hollywood genug. Ich bin stolz, hinter den Kulissen zu arbeiten." Ihr Wort richtete sie auch an McGowan: "Niemand sollte vergessen, dass du die Erste warst, die das Schweigen brach."
Die antwortete prompt: "Und nicht eine der originellen, schwarz gekleideten Personen, die nun unsere Vergewaltigungen anerkennen, hätte sonst einen Finger krumm gemacht. Ich habe keine Zeit für Hollywood-Verlogenheit."
Damit nahm sie bissig Stellung zu der Aktion der "Time's Up"-Bewegung bei den Golden Globes. Dort war ein schwarzer Dresscode zur Solidarisierung mit Frauen, die sexuell belästigt oder vergewaltigt wurden, vorherrschend.