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Nadja Benaissa über Beauty-OPs und den Druck, der durch Ideale entsteht


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Nadja Benaissa
"Wir sollen dünn und klein sein"


01.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Nadja Benaissa: Die Sängerin machte Anfang des Jahres ein privates Thema öffentlich.Vergrößern des Bildes
Nadja Benaissa: Die Sängerin machte Anfang des Jahres ein privates Thema öffentlich. (Quelle: IMAGO/Nicole Kubelka)

Vor rund einem Monat ließ Nadja Benaissa sich ihre Brustimplantate entfernen. Für sie endet damit ein jahrelanger Leidensweg – der seinen Ursprung in einem komplexen System hat, erzählt sie t-online.

No-Angels-Star Nadja Benaissa war Anfang 20, als sie sich ihre Brüste vergrößern ließ. Eine folgenschwere Entscheidung. Sie kämpfte wegen des Eingriffs jahrelang mit gesundheitlichen Problemen, hatte starke Schmerzen. Anfang 2024, nach über 20 Jahren, dann die Erlösung: Die Sängerin ließ die Implantate entfernen. Mit t-online hat Nadja Benaissa jetzt über diese Entscheidung gesprochen – und über den Druck, den Schönheitsideale verursachen.

Den Eingriff habe sie sehr jung durchführen lassen, erzählt Nadja Benaissa t-online: "Total unnötig, schon nach ein paar Jahren habe ich festgestellt, dass ich das eigentlich gar nicht möchte." Doch dann stehe man da und trage alle Kosten selbst. Nach jahrelangen Beschwerden habe sie den Entschluss gefasst, die Implantate entfernen zu lassen. "Mit Anfang 40 hatte ich dann auch richtig Angst vor der Operation", erinnert sich die Musikerin. "Vieles hat mir Angst gemacht, worüber ich früher nicht nachgedacht habe."

Das Patriarchat und das System sind mitverantwortlich

Direkt danach berichtete Nadja Benaissa auf Instagram von dem Eingriff. Das sei eine impulsive Entscheidung gewesen, erzählt die 41-Jährige t-online. "Ich war womöglich noch etwas benebelt von der Narkose. Aber ich bereue nicht, dass ich darüber gesprochen habe", sagt sie. "Das habe ich getan, weil ich wahnsinnig emotional war und schon länger mit dem Druck konfrontiert bin, wie man auszusehen hat, und damit, was wir, Frauen und Männer, alles auf uns nehmen, um einem bestimmten Bild zu entsprechen."

Daraufhin meldeten sich zahlreiche Betroffene bei ihr. Denn viele Menschen hätten ebenfalls gesundheitliche Probleme wegen ihrer Implantate. "Dann heißt es, sie seien selbst daran schuld. Dass aber das Patriarchat und das gesamte System mitverantwortlich sind, spielt dabei keine Rolle. Am Ende trägt man die Kosten allein, hat gesundheitliche Probleme, jahrelang Beschwerden und Schmerzen, sowohl körperlich als auch psychisch", so Nadja Benaissa.

Über den Druck, der durch bestimmte Schönheitsideale entsteht, sagt sie: "Seit Generationen gehört den Frauen ihr Körper eigentlich gar nicht mehr. Er wird immer sexualisiert und zum Objekt gemacht. Es werden perfekte Maße vorgegeben." Das sei bereits in der Generation ihrer Eltern, aber auch in der Generation ihrer Großeltern so gewesen. "Wir sollen dünn und klein sein, um den Männern zu gefallen." Dies nehme mit der Zeit jedoch immer extremere Formen an. Aktuell seien unter anderem voluminöse Lippen im Trend, jeder lasse sich "die Nase oder den Hintern machen".

"Für mich ist das schmerzlich, weil ich selbst Opfer dieses Systems bin. Aber auch Teil des Problems", sagt Nadja Benaissa und fügt hinzu: "Ich stehe nach wie vor im Konflikt mit mir selbst, obwohl ich dachte, dieser löse sich langsam auf. Aber auch ich habe die Sorge, dass ich, wenn ich nicht dem Ideal entspreche, keine Anerkennung, keinen Respekt oder keinen Erfolg bekomme." Sie habe diesem Ideal zwar nie entsprochen, aber versucht, dem möglichst nahezukommen.

"Es ist ein langer und schmerzlicher Prozess"

Desto älter sie werde, desto mehr könne sie sich jedoch davon lösen, erzählt die Schauspielerin. "Es ist trotzdem ein langer und schmerzlicher Prozess, der noch nicht vorbei ist. Wenn nicht sogar ein lebenslanger Prozess, schließlich wird man jahrzehntelang mit diesem Thema konfrontiert." Es dauere deshalb sehr lange, da herauszukommen und sich liebenswert und schön zu finden, auch wenn man zunimmt. "Es ist nicht einfach."

Heute habe sie mit Schönheitseingriffen abgeschlossen. "Ich möchte langsam anfangen, mich so zu akzeptieren, wie ich bin und nicht darüber nachdenken, dass ich abnehmen oder etwas verändern muss", betont Nadja Benaissa. Ihr sei ihr Äußeres und ein gepflegtes Erscheinungsbild zwar wichtig – "aber von dieser Besessenheit und davon, dass man seinen Wert und sein Wohlbefinden darüber definiert, möchte ich wegkommen".

Verwendete Quellen
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