Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Fritz Wepper ist tot Viel mehr als nur ein begnadeter Schauspieler
Fritz Wepper ist am Montag im Alter von 82 Jahren gestorben. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen begnadeten Schauspieler. Ein Nachruf.
Bis auf meine Großmutter, die neben Sportveranstaltungen jeglicher Art ausschließlich Krimis im Fernsehen schaute, flimmerte das beliebteste Genre der Deutschen beim Rest meiner Familie eher selten über den Bildschirm. Ausnahmen gab es wenige, etwa die Anwaltsserie "Liebling Kreuzberg", die aber vor allem wegen der Strahlkraft von Manfred Krug geschaut wurde, oder eben "Derrick", neben dem "Tatort" wohl die bekannteste Ermittler-Reihe der hiesigen TV-Landschaft.
Als Kind konnte ich mit dem entschleunigten Karoanzugträger Horst Tappert verhältnismäßig wenig anfangen, einen bleibenden Eindruck hinterließ stattdessen sein ewiger Assistent Harry Klein, gespielt von einem gewissen Fritz Wepper, der im Übrigen in seiner über zwanzigjährigen Dienstzeit niemals den Wagen vorfahren musste. Kult ist seine Rolle dennoch bis heute geblieben, was auch zahlreiche Parodien belegen, von denen sicher die Sketche bei "RTL Samstag Nacht" am meisten in Erinnerung geblieben sein dürften. Dass Fritz Wepper es sich nicht nehmen ließ, selbst an der Persiflage teilzunehmen, sagt viel über den beliebten Volksschauspieler aus, der nun nach langer Krankheit verstorben ist.
Er schaffte es bis nach Hollywood
Fritz Wepper war in seiner über 60 Jahre andauernden Karriere natürlich weitaus mehr als der vermeintliche Stichwortgeber von Stefan Derrick. 1959 spielte er eine der Hauptrollen im Antikriegsfilm "Die Brücke" und wurde damit weit über die Grenzen seiner Heimat berühmt. Sogar in Hollywood konnte er Fuß fassen, etwa neben Liza Minnelli im Klassiker "Cabaret".
In Deutschland eroberte er 2002 erneut die Bildschirme. Als grantelnder Bürgermeister Wolfgang Wöller sorgte er mit der Serie "Um Himmels Willen" für einen weiteren Straßenfeger und kehrte damit auch wieder auf den heimischen Bildschirm zurück, vor dem ich nunmehr als junger Erwachsener neben meiner dank einiger Hilfsmittelchen gar nicht mal so ergrauten Mutter Platz nehmen durfte. Dass ich dabei nie den Drang verspürte, nach der Fernbedienung zu greifen, lag einmal mehr am verschmitzten, authentischen und völlig uneitlen Spiel von Fritz Wepper, der die klösterlichen Kabbeleien niemals in Richtung des sogenannten Herzkinos abdriften ließ.
Unterhaltung, die verschiedene Generationen vor dem Fernseher versammelt, fand eben nicht nur am Samstagabend auf der Couch von "Wetten, dass..?" statt, sondern auch unter der Woche, wie Fritz Wepper über Jahrzehnte in einer beeindruckenden Konstanz unter Beweis stellen konnte. Entsprechend haben wir mit seinem Tod viel mehr verloren als nur einen begnadeten Schauspieler. Ruhe in Frieden.
- Eigene Beobachtungen