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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Mr. Paparazzi" verrät Als ein Bild für eine Trennung gesorgt hat
Seine Freunde nennen ihn "Mr. Paparazzi". Heiko Schönborn entscheidet, welche Promi-Fotos auf dem Markt landen. Spielt Moral dabei eine Rolle?
Ob eine aufgedeckte Affäre oder im Schlabberlook über die Straße – unbemerkt geschossene Fotos sind nicht immer schön. Das müssen sie für einen Paparazzo aber auch nicht sein. Die Fotografen werden sogar dafür bezahlt, in die Privatsphäre berühmter Menschen einzudringen und auch peinliche oder skurrile Momente festzuhalten.
Heiko Schönborn ist Fotoredakteur und arbeitet als Unterhaltungschef bei "action press", einer der größten Bildagenturen der Welt. Er beauftragt Paparazzi und kauft deren Bilder. In seiner Hand liegt auch die Entscheidung, welche Promi-Fotos auf den Markt kommen. Ob im Nachrichtenmedium oder Promi-Portal, sein Geschäft besteht daraus, Bilder in die Welt zu setzen.
Im t-online-Videoformat "Frag mich" beantwortet er Ihre Fragen und verrät, welche Fotos von Promis interessant sind und wo eindeutig die Grenzen liegen. Die Antworten dazu sehen Sie hier oder oben im Video.
Videotranskript lesen
Ich bin so ein schlechter Fotograf. Ich kann mich erinnern, als Angela Merkel vor mir in einem Laden stand. Ich konnte nicht mal das Handy rausnehmen. Ich kann das nicht.
Mein Name ist Heiko Schönborn. Ich bin bei einer komischen Fotoagentur, die sich "action press" nennt und die ganz viele bunte Bilder jeden Tag macht. Und daran habe ich sehr viel Spaß.
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Ach, wenn es wirklich um den Beruf geht, den ich tatsächlich jetzt ausübe, dann wurde der mehr oder weniger entschieden. Ich bin zu einer Nachrichtenagentur gekommen und da dachte ich, es würde nur um Texte gehen. Und plötzlich sagten die: "Ach, mit Bildern kann man ganz gut Geld verdienen. Warum machen wir nicht Bilder?" Und das haben wir dann gemacht. Und dann haben wir gemerkt: "Warum machen wir nicht Paparazzi-Bilder? Damit kann man noch mehr Geld verdienen." Und dann wurde ich da so reingerutscht, reingeschoben.
Haben Sie Mitleid mit den Promis, die Sie bei etwas erwischen?
Oh ja, habe ich total. Ich glaube, man muss da ein bisschen unterscheiden. Es gibt journalistisch wichtige Nachrichten. Ich kann mich daran erinnern, als bei Steve Jobs der Krebs wieder zurückkam. Das war schade, ihn so zu sehen und diese Fotos auch zu veröffentlichen. Aber das war eine journalistische Nachricht.
Haben Sie sich jemals dazu entschieden, ein Foto nicht zu veröffentlichen, weil Sie dachten, Sie würden zu weit in die Privatsphäre der Promis eingreifen?
Ja, ganz viele. Man glaubt es gar nicht. Man denkt: "Oh, diese Bilder gehen alle auf den Markt." Aber das ist gar nicht so. Ja, es geht einerseits um Privatsphäre und wir müssen auch immer irgendwie abwägen: Ist das wirklich eine interessante und eine wichtige Nachricht oder ist das klassischer Voyeurismus? Und dann gibt es so Sachen, die macht man einfach nicht.
Gibt es bei den Bildern Grenzen, zum Beispiel bei Kindern?
Ja, ja, die gibt es total. Das hat so ein bisschen was mit der Rechtsprechung in den einzelnen Ländern zu tun. Hier in Deutschland darf man Minderjährige nicht zeigen. Also es geht erst ab 18 und dann wundere ich mich, dass so einige Promis mit ihren Kindern über den roten Teppich gehen. Und was dann noch besser wird, ist, wenn sie dann sich darüber beschweren, dass die fotografiert worden sind. Und ich denke mir so: "Leute, dann bleibt mit denen zu Hause" und es gibt genügend Promis, von denen wissen wir nicht: Haben die Kinder, sind sie verheiratet?
Es interessiert uns nicht, Kinder abzudrucken. Das ist nicht die Geschichte, was wir da an dieser Stelle machen. Wir gucken immer, dass wir das Kind möglichst von hinten haben und den Promi von vorne. Es funktioniert nicht immer, aber wir versuchen das. Und dann finde ich, dann ist es okay, wenn man das Kind wirklich nicht sieht.
Ein Foto kann verdächtig aussehen, auch wenn nichts dabei war. Haben Sie schon oft Harmloses als Skandal verkauft?
Also man kann echt nichts Harmloses als Skandal verkaufen. Das einzige, woran ich mich erinnere und das ist jetzt gar nicht so lange her: Kanye West war in Venedig mit seiner Frau und die sitzen auf einem Boot. Und irgendwie kniet sie vor ihm und er hat keine Hose an und man denkt sich so… Man hat ja wirklich nicht viel gesehen, aber da war bestimmt irgendwie etwas. Irgendwas muss da passiert sein. Und da weiß ich nicht, ob man das als Skandal verkauft.
Wir hatten Bilder von Brad Pitt und Angelina Jolie und was dann passiert ist: Wenn man Bilder verkauft und die werden für ein Cover benutzt, dann sagt das Magazin Bescheid, sodass es nirgendwo anders auf dem Cover laufen kann. Und was passiert? Natürlich: Sie haben vergessen, Bescheid zu geben. Und plötzlich war dasselbe Bild auf zwei Covern zwei sehr, sehr großer deutscher Magazine. Die eine Zeitschrift schrieb: "Daran sieht man, dass alles wieder okay ist bei Brad Pitt und Angelina Jolie" und die andere Zeitschrift schrieb: "Daran sieht man, dass so gar nichts mehr geht zwischen Brad Pitt und Angelina Jolie". Und ich so: "What?"
Wir machen ja selber gar nicht so viel. Wir machen die Bilder, wir lassen die Bilder machen und wir geben sie an die Medien raus und haben da vielleicht noch ein bisschen Information. Aber das, was nachher passiert, das machen die Zeitschriften und Medien generell.
Welches Foto, das Sie veröffentlicht haben, hatte die größte Konsequenz für die Person auf dem Bild?
Da gab es ein Reality-TV-Sternchen und sie ist verheiratet, hat einen Mann und der war irgendwo in der Karibik oder so, um sich in der Reha zu erholen. Und sie war hier mit einem anderen Mann unterwegs und die liefen so Hand in Hand, waren im KDW hier in Berlin und was haben wir noch? Ach so und dann Hand in Hand am Gendarmenmarkt, Küsschen hier, Küsschen da. Und nachher hieß es: "Ja, nee, wir sind nur gute Freunde." Ja, genau. Ich glaube, die größte Konsequenz war, dass die sich dann getrennt haben, also das Ehepaar.
Wie würden Sie darüber denken, wenn ein Paparazzo ein Foto von Ihnen, Ihrer Familie, Ihrer Freunde in genau diesem einen Moment der Peinlichkeit schießen und der Weltöffentlichkeit darbieten würde?
Na klar würde ich es doof finden. Ich würde es super bescheuert finden. Aber ich glaube, wer das eine will, muss das andere mögen. Das Gute ist, es würde sich kein Schwein dafür interessieren, was ich mache, meine Familie macht, meine Tochter macht.
Inwiefern machen Ihnen die Sozialen Medien Konkurrenz?
Soziale Medien sind totale Konkurrenz, weil die Medien diese Bilder vermeintlich kostenlos nehmen können. Aber es gibt auch eine andere Seite: Das, was die Prominenten auf den sozialen Medien zeigen, ist immer nur so wirklich eine geschönte Sache. Und die würden natürlich nichts verraten. Die wollen sich in ihren schönsten Posen zeigen, aber eben nicht, wenn sie beim Einkaufen sind.
Was ist der Unterschied zwischen Paparazzi in Deutschland, den USA und Großbritannien?
In Deutschland gibt es fünf Leute, die damit professionell ihr Geld verdienen. In New York hast du auf einem Fleckchen schon allein fünf Leute. Es ist schwer, in Deutschland auch Nachwuchs zu finden. Es gibt weniger Paparazzi. In den USA gibt es eine andere Gesetzgebung und vor allem gibt es Stars, die sich weltweit verkaufen.
Wenn, ich sage mal, jemand ein Bild von Sharon Stone macht oder von Justin Bieber oder Kendall Jenner oder so, dann verkaufen die sich gleich weltweit. Und das zieht natürlich ganz viele Fotografen auch an.
Wenn hier jemand ein Bild von Verona Pooth macht… Ja. Herrgott! Österreich, Schweiz und noch dazu Deutschland - das verkauft sich. Aber da ist einfach nicht so viel Geld damit zu machen.
Und es gibt zum Beispiel auch noch einen ganz krassen Unterschied zu Großbritannien. Während in Deutschland die Bilder sich am besten verkaufen, die irgendwie so eine schöne Seite zeigen, ist die britische Presse total daran interessiert, Promis auf dem Weg nach unten zu fotografieren.
Finden Sie es problematisch, wie Paparazzi-Fotos ein sexistisches Frauenbild transportieren?
Ist damit gemeint, dass Bilder vom Strand sich besonders gut verkaufen? Ich weiß nicht… Wer will Adam Sandler oder Leonardo DiCaprio mit einer Plauze sehen? Ja, ja, das ist es ein bisschen. Finden Sie das problematisch? Nein, ich finde es gar nicht so sehr problematisch, weil ich glaube, Frauen heute sind emanzipiert genug, um auch was dagegenzusetzen.
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- Eigenes Interview mit Heiko Schönborn