Wirbel um ZDF-Podcast Umstrittene Precht-Aussage: Jetzt meldet sich Lanz zu Wort
Mehrere Tage lang steht Richard David Precht wegen einer fragwürdigen Aussage über Juden in der Kritik. Nun verteidigt ihn erstmals sein Podcast-Partner.
Nach einer umstrittenen Aussage des Autoren Richard David Precht zum orthodoxen Judentum hat sich dessen Podcast-Partner Markus Lanz am Dienstagabend in seiner TV-Show schützend vor den Philosophen gestellt. Dort sagte der 54-Jährige: "Die Verkürzung hin zum Antisemitismus finde ich an dem Punkt wirklich schwierig."
In der am Freitag veröffentlichten Episode hatte Precht gesagt, ihre Religion verbiete es orthodoxen Juden zu arbeiten. "Ein paar Sachen, wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen."
Nach einer Welle der Kritik, in der Precht die Bedienung von antisemitischen Klischees vorgeworfen worden war, wurde die entsprechende Passage entfernt – hier mehr dazu, wie der Sender das begründete.
Für Lanz war am Dienstagabend klar: "Richard David Precht ist jemand, den ich persönlich sehr gut kenne. Nichts ist dem weiter entfernt als Antisemitismus." Weiter äußerte er sich in der Sendung nicht, auch wenn seine Gäste in der Sendung die umstrittenen Precht-Äußerungen am Rande ansprachen.
Zuvor hatte sich Precht in einem nachträglich eingefügten Statement vor der Folge zu dem Eklat geäußert: Darin hatte er erklärt, dass eine Formulierung gefallen sei, die Anstoß erregt und zu Kritik geführt habe.
"Das möchten wir natürlich nicht und das bedauern wir auch sehr, dass das so ist. Zumal es nicht ansatzweise irgendwie so gemeint gewesen ist, wie es aufgefasst wurde." Der 58-Jährige kündigte an, in der nächsten Folge darüber reden zu wollen.
- Ein Kommentar: Wieso Precht mit seiner Äußerung zum Risiko wird
Welle der Kritik von jüdischen Verbänden und Politikern
Der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) nannte die Aussagen einen "Schlag ins Gesicht der jüdischen Gemeinde in Deutschland". Bei den von Precht getätigten Äußerungen "müssen wir uns über Antisemitismus und Vorbehalte, gar Hass gegenüber hier lebenden Jüdinnen und Juden und dem Staat Israel nicht wundern", hieß es am Sonntag in einer Stellungnahme.
Und weiter: "Dass Precht damit auch noch eine Plattform in einem Format des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erhält und seine kruden Meinungen vom ZDF-Moderator Markus Lanz auch noch unwidersprochen bleiben und teilweise bestätigt werden, ist skandalös."
Schon am Samstag hatte die israelische Botschaft in Deutschland Precht Antisemitismus vorgeworfen. "Schuster bleib bei deinen Leisten: Lieber Richard David Precht, wenn man keine Ahnung vom Judentum hat, sollte man besser nichts darüber sagen, als uralte antisemitische Verschwörungstheorien aufzuwärmen", teilte sie auf X mit.
Ähnlich äußerte sich die stellvertretende CDU-Vorsitzende und Sprecherin des Jüdischen Forums der CDU, Karin Prien. "Antisemitische Stereotype by Superphilosoph Richard David Precht. Deutschland 2023. Fassungslos."
- zdf.de: Sendung "Markus Lanz", 17.10.2023
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa