Entertainer verlässt Berlin Hape Kerkeling: "Das möchte ich nicht miterleben"
Lange lebten er und sein Mann in Berlin. Doch inzwischen haben sie die Hauptstadt verlassen. Den Grund dafür erklärt Hape Kerkeling bei "Maybrit Illner".
Entertainer Hape Kerkeling zeigt sich in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner" am Donnerstagabend besorgt darüber, wie sich die Gesellschaft in Deutschland teils entwickelt. "Die Atmosphäre ist deutlich homophober geworden", erklärt Kerkeling, als die Moderatorin ihn darauf anspricht, dass er und sein Mann vor einigen Jahren von Berlin nach Bonn gezogen sind. Er habe gar "manchmal das Gefühl, dass wir in einer ähnlichen Zeit leben wie in der Weimarer Republik".
Damals habe es zunächst Fortschritt gegeben: "Es war kein Problem, transgender zu sein. Es gab die erste Geschlechtsumwandlung. All das war völlig unproblematisch Anfang der Zwanzigerjahre. Es gab sogar die Idee für ein Verpartnerungsgesetz", erklärt Kerkeling. Doch dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht und rissen alle Entwicklungen ein. Der 58-Jährige sagt: "Mir kommt es so vor, als wären wir am Vorabend von etwas, das ich nicht miterleben möchte." So habe er schweren Herzens Berlin verlassen, bereue dies aber nicht. Mit seinem Mann Dirk Henning ist Kerkeling seit Dezember 2016 verpartnert.
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Mit Blick auf die Unterhaltungsbranche spricht sich Kerkeling teils dagegen aus, dass gesellschaftliche Gruppen nur von Angehörigen ebendieser in Filmen oder auf der Bühne gespielt werden sollten. Sein Argument: "Was habe ich denn gespielt in den letzten Jahrzehnten? Heterosexuelle Männer." Und das wohl glaubhaft. "Also warum sollte umgekehrt nicht auch ein Heterosexueller einen Schwulen spielen dürfen und können?", fragt Kerkeling. "Warum soll ein Mann keine Frau spielen?"
"Den Menschen würde das Lachen im Hals stecken bleiben"
Was seine Karriere angeht, so zeigt sich Kerkeling auch selbstkritisch. Er bezweifle etwa, dass seine Paraderolle des Horst Schlämmer, ein trinkender und unangenehmer Lokaljournalist, heute noch funktionieren würde. Zwar habe er nichts zurückzunehmen, da "das natürlich alles Travestie" gewesen sei und er sich damit gerade über den "alten weißen Mann" lustig machen wollte, aber: "Ich glaube, den Menschen würde das Lachen teilweise im Halse stecken bleiben." Manche Witze seien "widerlich" gewesen.
Hape Kerkeling zog sich 2014 aus der Öffentlichkeit zurück. Nach acht Jahren Abstinenz und nur sporadischen Auftritten und Engagements verkündete RTL 2021 sein Comeback. Der kultige Fernsehfilm "Club Las Piranjas" aus dem Jahre 1995 kommt mit Kerkeling in der Hauptrolle als Miniserie zurück. Bei Vox präsentiert er zudem eine Reisedoku.
- ZDF: "Maybrit Illner" vom 20. Juli 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur spot on news