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Harry Belafonte: Sänger stirbt mit 96 Jahren


Mehr als ein Gute-Laune-Barde
Daran starb Harry Belafonte

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 25.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Harry Belafonte: Der Musiker ist mit 96 Jahren gestorben.Vergrößern des Bildes
Harry Belafonte: Der Musiker ist mit 96 Jahren gestorben. (Quelle: Charley Gallay/Getty Images for NAACP Image Awards)

Harry Belafonte schaffte in den Fünfzigerjahren den Durchbruch, erlangte durch seine Musik weltweiten Ruhm. Jetzt ist der US-Amerikaner mit 96 Jahren gestorben.

Sänger Harry Belafonte ist tot. Das bestätigt sein langjähriger Sprecher, Ken Sunshine, der "New York Times". Demnach starb der US-Amerikaner an diesem Dienstag mit 96 Jahren in seinem Zuhause auf der Upper West Side in Manhattan, New York City. Er erlag einem Herzversagen. Das ist die beeindruckende Karriere des weltberühmten Musikers.

Belafontes Lebensgeschichte ist die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. Geboren in New York, verbrachte er einen großen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der US-Marine und besuchte danach in New York die Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator, mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando. Gerne wäre er der "erste schwarze Hamlet" geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen kam er nach Hollywood, wo er in Filmen wie "Bright Road" und Otto Premingers "Carmen Jones" mitspielte.

Der König des Calypso

Dann kam die Musik dazu. Mit seinem Hit "Banana Boat Song" brachte Harry Belafonte in den Fünfzigerjahren karibische Leichtigkeit in den musikalischen Mainstream. Doch als seichter Entertainer hat sich der Sänger und Schauspieler nie verstanden. Der "Banana Boat Song", der auf einem jamaikanischen Volkslied basiert, wollte Belafonte nicht als Gute-Laune-Musik verstanden wissen. In dem Song gehe es um die Forderung von Arbeitern nach fairen Löhnen, betonte er.

So oder so hatte das Lied enormen Erfolg. Das Album "Calypso" aus dem Jahr 1956 mit dem "Banana Boat Song" war die erste Platte eines Solokünstlers in der US-Geschichte, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Belafonte wurde zum König des Calypso – einem afrokaribischen Musikstil.

Sein Kampf für Gleichberechtigung

Er war ein Wegbereiter für schwarze Künstler in den USA. 1954 gewann er als erster männlicher schwarzer Schauspieler den renommierten Theater- und Musicalpreis Tony. Für die Musikfernsehshow "Tonight with Belafonte" bekam er sechs Jahre später als erster Afroamerikaner einen Emmy Award. In Filmen wie "Heiße Erde" und "Wenig Chancen für morgen" thematisierte er Rassentrennung und soziale Ungleichheit.

Den Kampf für die Gleichberechtigung von Schwarzen trug Belafonte nicht nur auf Bühne, Bildschirm und Leinwand aus: Er war ein enger Freund und Unterstützer der 1968 ermordeten Bürgerrechtsikone Martin Luther King Jr. "Wenn die Menschen an Aktivismus denken, denken sie immer, dass es darum geht, Opfer zu erbringen", sagte Belafonte einmal. "Ich habe Aktivismus immer als Privileg und Chance gesehen."

Der in späteren Jahren für seine markante Glatze bekannte Belafonte engagierte sich auch im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika und gegen Armut. Er war der Initiator des 1985 von zahlreichen Superstars gesungenen Hits "We Are The World", mit dem Spenden für die Opfer einer Hungersnot in Äthiopien gesammelt wurden.

Belafonte eckte auch an

Belafonte, ab 1987 Botschafter des UN-Kinderhilfswerks Unicef, konnte aber auch anecken. 2006 bezeichnete er den damaligen US-Präsidenten George W. Bush bei einem Besuch bei Venezuelas umstrittenem Machthaber Hugo Chávez als den "größten Terroristen der Welt". Bushs Außenminister Colin Powell – wie Belafonte ein Afroamerikaner mit jamaikanischen Wurzeln – verglich er einmal mit einem Sklaven, der "im Haus seines Herrn" aufgenommen worden sei.

2012 legte sich Belafonte mit dem ebenso erfolgreichen wie einflussreichen Musikerehepaar Beyoncé und Jay-Z an, dem er mangelnde "soziale Verantwortung" unterstellte. Auch mit den Kindern von Martin Luther King Jr. zerstritt er sich.

Bekannt aber war Belafonte – trotz aller Ecken und Kanten – als optimistischer Streiter für die gute Sache. Als er 2014 den Ehren-Oscar für humanitäres Engagement erhielt, zeigte er sich hoffnungsvoll, dass die Filmbranche einen wichtigen Beitrag für ein besseres Zusammenleben der Menschen leisten könne. "Ich wünschte, ich könnte noch den Rest dieses Jahrhunderts erleben, um zu sehen, was Hollywood macht."

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Verwendete Quellen
  • nytimes.com: "Harry Belafonte, 96, Dies; Barrier-Breaking Singer, Actor and Activist" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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