"Die Kinder haben Albträume" Kaya Yanar trauert um acht Familienangehörige
Vor zwei Wochen erschütterten verheerende Erdbeben das türkisch-syrische Grenzgebiet. Jetzt meldet sich Kaya Yanar zu Wort: Er hat mehrere Verwandte verloren.
Komiker Kaya Yanar hat auf Facebook ein langes Statement geteilt. Darin teilt er seinen Followern zwei Wochen nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien Trauriges mit: "Wir haben leider insgesamt 8 Todesfälle in der Großfamilie zu beklagen." Bei dem Unglück starben fast 47.000 Menschen.
Zu den acht Personen, die aus Yanars Großfamilie starben, zählen auch drei Teenager, wie er in seinem emotionalen Update schreibt. "Einige aus der Familie sind noch in Antakya, um sich um die Toten zu kümmern, die meisten haben die Stadt verlassen. Dort gibt es nichts mehr für sie", erklärt er. Alle Wohnungen seien baufällig oder zerstört. Yanars Mutter habe für 16 Verwandte eine Notunterkunft in Antalya organisiert. "Dort schlafen sie wie Ölsardinen auf dem Boden."
"Sie sind einfach traumatisiert"
Das beschreibt Yanar als "Luxusprobleme", denn "sie haben es warm, es gibt Essen und sie haben ein Dach über dem Kopf". Doch all das hilft nicht, das zu bewältigen, was sie durchmachen mussten. Yanar schreibt: "Sie sind einfach traumatisiert. Meist starren sie ins Leere oder weinen unkontrolliert. Die Kinder schreien nachts immer wieder auf, haben Albträume."
Schließlich geht er ins Detail: "Die ersten Stunden harrten sie alle auf der Straße an einem Lagerfeuer oder in Autos aus. Leichen lagen in Säcken oder Teppichen ein paar Meter neben ihnen. Ein Onkel ist vor kurzem aus Antakya angekommen, weil er dort noch geholfen hat. Er erzählt von zerquetschten Körpern und Schreien aus den Trümmern. Der absolute Horror."
Schließlich wird der 49-Jährige persönlich, schreibt: "Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie nach Deutschland gekommen sind. Auch wenn sie ihre Probleme hatten, so konnte ich ziemlich einfach in die Gesellschaft starten." Er fragt sich: "Wie wäre mein Leben in Antakya abgelaufen? Vielleicht hätte ich die letzten Tage unter den Trümmern der Heimatstadt meiner Eltern nach Hilfe geschrien."
"Das Menschliche, das uns alle verbindet"
Er habe ein gebrochenes Herz, trauere, doch sei er auch dankbar, schreibt Yanar. "Die Solidarität und Hilfsbereitschaft mit den Betroffenen ist länderübergreifend. Wir haben alle unsere unterschiedlichen Staaten, Kulturen und Religionen, die uns trennen. Aber es gibt auch das Menschliche, das uns alle verbindet." Da die mediale Aufmerksamkeit inzwischen nachlasse, werde er Spendenstreams machen und für Ärzte ohne Grenzen sammeln.
Am frühen Morgen des 6. Februar hatte ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.
Zwei Wochen nach der Katastrophe sind die Sucharbeiten in den meisten betroffenen Provinzen in der Türkei abgeschlossen. Nur in den Provinzen Kahramanmaras und Hatay werde weiter nach Verschütteten gesucht, hieß es am Sonntag in Ankara. Von den fast 47.000 Toten wurden mehr als 41.000 allein in der Türkei registriert.
Zu Existenzängsten und Trauer kommt bei den Betroffenen die Angst vor dem nächsten Beben. Insgesamt seien innerhalb von 13 Tagen nach dem Beben mehr als 6.000 Nachbeben registriert worden, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad mit. So viele wie sonst in vier Monaten.
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa