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Melanie Müller nach Hitlergruß-Urteil: Ex-Dschungel-Königin auf Abwegen


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Pornos, Partys, Untergang
Was nun, Melanie Müller?


Aktualisiert am 23.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Melanie Müller: Seit mehr als zehn Jahren steht sie im Rampenlicht.Vergrößern des Bildes
Melanie Müller: Seit mehr als zehn Jahren steht sie im Rampenlicht. (Quelle: Matthias Wehnert / imago images)

Vom Dschungelcamp in die Nazi-Schlagzeilen: Auf dem Scheuklappen-Marsch in Richtung Entertainment-Olymp scheint Melanie Müller die Orientierung verloren zu haben.

In Zeiten, in denen eine Leistungskultur reift, nach der nur die Stärksten überleben, amüsiert sich ein Großteil der voyeuristischen Gesellschaft nur allzu gern über die Fehltritte all der vielen kleinen Boulevard-Protagonisten. Diese meinen, für eine große Karriere im Showgeschäft wie geschaffen zu sein. Melanie Müller ist ein Paradebeispiel dafür, wie dunkel es irgendwann um einen herum werden kann, wenn man getrieben von der Sucht nach Arbeit und Aufmerksamkeit nur in eine Richtung blickt.

Der Müllersche Drang nach vorn entwickelte sich schon in frühen Jahren. Aufgewachsen im sächsischen Nirgendwo, pendelt die heranwachsende Melanie zwischen einer sehr direkten, aber "liebevollen" Elternhausrealität und funkelnden Traumwelten: "Ich habe immer schon gerne für erotische Fotos posiert. Das hat mir Spaß gemacht", gibt die heutige Ballermann-Sängerin vor zehn Jahren in einem Interview zu Protokoll. Aus Fotos werden irgendwann kleine Filmchen. Und von der kleinen Porno-Bühne geht es irgendwann direkt auf die "große" des Fernsehens.

Nackt im TV-Whirlpool

Beim "Bachelor" vergnügt sich Melanie Müller splitterfasernackt in einem Whirlpool. Plötzlich wollen alle wissen, wer denn dieses blonde Mädchen aus Sachsen ist, die nackig und mit flotter Zunge durch die Prime-Time-Welt fegt. Im Jahr 2014 kommt an der markanten Mixtur aus Brigitte Nielsen und Marilyn Monroe keiner mehr vorbei. Es ist das Jahr, in dem die kurz zuvor noch als "Scarlet Young" durch schniedelgesteuerte Männerfantasien galoppierende Melanie Müller endgültig zum "Promi" gekrönt wird.

Auf einmal ist sie überall. "Promi-Dinner", "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!", "Promiboxen", "Grill den Henssler": Melanie genießt die nicht enden wollende Sendezeit in vollen Zügen und nimmt jedes Angebot dankend an. Es ist der Anfang einer medialen Fahrt auf der Überholspur, bei der die Hauptdarstellerin klare Prioritäten setzt: "Ich bin nur noch unterwegs, schlafe im Auto. Dort sieht es so aus, als hätten die Rolling Stones eine Party gemacht", so die aufstrebende Unterhaltungsgröße, die während ihrer Glanzzeit auch ihre Liebe zur "Ballermann-Kultur" entdeckt. "Die Evolution ist in Gefahr – wir müssen poppen, müssen poppen, müssen poppen!", schallt es durch die Boxen in El Arenal. Melanie Müller ist nicht mehr aufzuhalten.

Keine Pausen

Mit dem Erfolg stiehlt sich aber auch der Dämon Stress ins Leben der Entertainerin. Doch von Pausen oder einer tiefgründigeren Vorab-Analyse von reinflatternden Präsenzangeboten hält Melanie Müller nicht viel. Die Dschungelkönigin will alles, und nimmt auch alles mit. Die Folgen sind verheerend, denn die vorhersehbare Abnutzung der Marke "Melanie Müller" lässt sich irgendwann nicht mehr aufhalten. Immer kleiner werdende TV- und Show-Events sind der Anfang. Hinzu kommen sich türmende private Probleme, die im Jahr 2021 schließlich in eine Beziehungskrise münden, aus der es keinen Ausweg mehr gibt.

Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Manager und Ex-Lebenspartner Mike Blümer (die beiden haben zwei kleine Kinder) startet Melanie Müller eine medial ausgetragene Schlammschlacht, bei der es keine Gewinner gibt. Im Sommer 2022 erleidet Melanie Müller einen Schlaganfall. Aber auch dieses Warnsignal verpufft: "Ich war nur einen Tag im Krankenhaus und habe mich dann selbst entlassen", berichtet sie. Der Drang nach Aufmerksamkeit, die Suche nach Erfüllung und der Druck, in diesem Business immer präsent sein zu müssen, fordern ihren Preis.

Bröckelnde Gute-Laune-Fassade

Aber es kommt noch schlimmer. Mittlerweile nur noch als D-Promi-Karikatur wahrgenommen, tänzelt Melanie Müller im Spätsommer 2022 durch die Bierzelte. Mit im Gepäck hat sie ihre Ballermann-Dreiminüter und eine bröckelnde Gute-Laune-Fassade. Sie landet auch in einem Leipziger Lokal, in dem sich der Rockerklub "Rowdys Eastside" zu Hause fühlt. Aus diesem sollen Einzelpersonen Kontakte zur rechten Hooligan-Szene pflegen. Es kommt eins zum anderen.

Erst hört man aus der Meute einzelne "Sieg Heil!"-Rufe. Dann posiert auch Melanie Müller mit erhobenem rechten Arm auf der Bühne. Es ist der Moment, in dem alles zusammenzubrechen scheint. Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Videos von besagtem Auftritt steht Melanie Müller im nationalen Headline-Ranking wieder ganz oben. Diesmal allerdings aus Gründen, die beschämen und fassungslos machen. Erblindet vom Geltungsdrang und der Sucht nach Beschäftigung, steht die Entertainerin nun vor einem riesengroßen Scherbenhaufen.

2023 erhebt die Staatsanwaltschaft Leipzig Anklage – wegen des "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen". 15 Monate später ist Melanie Müller verurteilt. Staatsanwalt Thomas Schmelzer plädierte für eine Geldstrafe von 95 Tagessätzen zu je 60 Euro. Die Strafe fällt jedoch sehr viel höher aus. Die 36-Jährige muss 160 Tagessätze à 500 Euro zahlen. Das sind insgesamt 80.000 Euro. Was nun, Frau Müller?

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