Immer noch wütend Deep-Purple-Gitarrist Ritchie Blackmore wird 75
London (dpa) - Ritchie Blackmores Gitarren überlebten früher nur selten ein Konzert. Der aufbrausende Exzentriker war in den Siebzigern bekannt dafür, seine Instrumente mit Hingabe zu zertrümmern. Seine Fans verehrten ihn dafür, genauso wie für das Anfangsriff, mit dem der Hardrock-Klassiker "Smoke On The Water" beginnt. Am Dienstag (14. April) feiert der Gitarrenvirtuose seinen 75. Geburtstag.
Ritchie Blackmore genoss den legendären Erfolg von Deep Purple mit über 100 Millionen verkauften Platten und Rock-Hymnen wie "Child In Time" und "Black Night". Doch seit mehr als 20 Jahren ist er nun mit der Mittelalter- und Renaissance-Combo Blackmore’s Night unterwegs. Eine ungewöhnlich lange Zeit für den Gitarristen und Songwriter, der nie ein Hehl aus seiner Abneigung für Bandkollegen machte. Es mag helfen, dass er mit der Sängerin - Candice Night - verheiratet ist.
Blackmore wuchs in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow auf. Seine erste akustische Gitarre bekam er mit 11 - sein Vater zahlte die fünf Pfund unter der Bedingung, dass er ein Jahr lang Unterricht nahm. Glücklicherweise wohnte Blackmores Lieblingsgitarrist Big Jim Sullivan damals in der Nähe und nahm ihn unter seine Fittiche.
Mit 13 spielte er in einer Skiffle-Band, jobbte in Heathrow, um Geld für eine E-Gitarre zu sparen und bewunderte Tommy Steele und Buddy Holly. Bereits mit 15 spielte das Gitarrenwunder bei den Outlaws, der Hausband des Plattenproduzenten Joe Meek; später begleitete er den Schockrocker Screaming Lord Sutch.
In den sechziger Jahren lebte Ritchie Blackmore länger in Hamburg und war zweimal mit einer Deutschen verheiratet - seither fühlt er sich Deutschland verbunden. 1967 gründete er zusammen mit dem Hammondorgel-Spieler Jon Lord eine Gruppe, die schließlich als "Deep Purple" bekannt werden sollte. Die erste Single "Hush" der Hardrock-Pioniere schoss sofort in die Top Ten der nordamerikanischen Charts.
Doch erst ihre Live-Aufnahme von Lords "Concerto for Group and Orchestra" in der formellen Londoner Royal Albert Hall brachte ihnen die Anerkennung der britischen Heimat. Als eine der ersten Bands verschmolzen sie klassische Klänge mit brachialem Rock. Dabei prallten zwei Welten aufeinander: "Sie erwarten, dass du sehr leise spielst, sonst sagen sie, du bist zu laut", beschwerte sich Blackmore im "Goldmine Mag" über klassische Orchester. "Mit leisen Tönen ist es schwierig, einen guten Sound zu erzeugen, wenn es um Rock 'n' Roll geht."
Mit Alben wie "In Rock", "Machine Head", "Fireball", "Made in Japan" und "Who Do We Think We Are" füllte Deep Purple weltweit Stadien. Wegen zahlreicher Querelen kam es zu regelmäßigen Umbesetzungen in der Band. "Wenn man jede Nacht arbeitet, hasst man sich gegenseitig", erzählte Ritchie Blackmore "Radio Veronica". "Ich erinnere mich, dass wir in verschiedenen Limousinen, in verschiedenen Hotels waren, und ich sah die anderen nur, wenn wir auf die Bühne gingen."
Schließlich überwarf sich Blackmore mit seinen Bandkollegen und gründete 1975 die Hardrock-Combo Rainbow. Auch hier verschliss die Gitarrenlegende über zwei Dutzend Musiker. Ein Grund dafür mag sein, dass er sie nicht bezahlte. "Wenn man in seiner Musik aufgeht, sollte man das umsonst machen", verteidigte sich Blackmore im "Guardian". "So läuft das Musikgeschäft doch, oder?"
1984 gab es ein erfolgreiches Deep-Purple-Comeback. Anfang der 90er Jahre verließ Blackmore die Band endgültig. Schon während seiner Zeit mit Deep Purple übernachtete er so oft wie möglich auf Burgen und interessierte sich für mittelalterliche Musik. Zu seinem Lebensinhalt machte er sie erst 1997 mit der Band Blackmore's Night, die nach den Worten des Briten "Renaissance-Rock mit viel Folk und balladesken Einflüssen" verbindet.
Vor einigen Jahren reformierte Blackmore überraschend Rainbow mit neuer Besetzung. Seitdem gab er jedes Jahr mehrere Konzerte mit der Band, veröffentlichte drei Live-Alben, aber nur einen neuen Song.
Inzwischen spürt der Rockveteran auch das Alter: "Radio Veronica" sagte er, dass zwischen seinen Auftritten nun immer mehrere Tage liegen. Es schmeichelt ihm immer noch, dass die Leute Ritchie Blackmore für den wütendsten Mann im Rock halten: "Das hält die Leute fern, die ich nicht mag."