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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ehrliche Worte der Amigos "Kollegen fragen: Was hat das mit Schlager zu tun"

Seit über 48 Jahren stehen sie gemeinsam auf der Bühne: Karl-Heinz und Bernd Ulrich. Ihre Fans kennen sie als die Amigos. Im Interview mit t-online.de blicken die beiden zurück.
Mit dem Song "Musikantenkönig" gelang den Brüdern aus Mittelhessen vor einigen Jahren der große Durchbruch. Seither werden Karl-Heinz und Bernd Ulrich von den Fans gefeiert. Mit ihrem unkomplizierten Auftreten und den Songs zum Mitsingen sind die Amigos auf jeder Bühne gern gesehen und mittlerweile sogar erfolgreicher als die irische Rockband U2.
Jetzt bringen die Brüder ihr neues Album "110 Karat" auf den Markt. Eine Produktion, in die viel Lebenserfahrung geflossen ist. Im Interview mit t-online.de sprechen Karl-Heinz und Bernd ganz offen über ihre Erfahrungen, ihre Beziehung zueinander, die Liebe zu ihren Frauen und verraten außerdem, was beide neben der Musik verbindet.
t-online.de: Ihr macht seit 1970 zusammen Musik. Was ist euer Erfolgsgeheimnis?
Die Amigos: "Dass wir uns und unseren Fans immer treu geblieben sind und uns nicht haben verbiegen lassen. In den 60er- und 70er-Jahren haben wir angefangen Musik zu machen, damals haben wir natürlich nur Rock und Pop gespielt, später Country. Uns hat diese Musik sehr gut gefallen. Schlager war auch mit dabei. Auf Festen und Großveranstaltungen haben wir alles gespielt, was gewünscht wurde. 2006 kam erst der Erfolg. Bis dahin war Musik unser Hobby, so wie andere Leute angeln gehen. Wir haben nicht darauf gewartet.
Was ist das verrückteste Erlebnis, das ihr in den bald 50 Jahren im Musikgeschäft hattet?
Die ECHO-Verleihung und über 100 Gold- und Platinschallplatten! Diesen unglaublichen Erfolg verdanken wir der Treue unsere Fans! Es kann doch nicht immer so weitergehen, hatten wir uns nach dem Dreifach-Triple mit den Chart-Spitzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesagt – aber es geht weiter, immer weiter! Das Gefühl ist einfach nur unglaublich.
Wie haben sich eure Fans über die Jahre verändert?
Unsere Fans haben sich im Laufe der Jahre verjüngt und sind immer mehr im ganzen deutschsprachigen Europa. Alle, die sich von unserer Musik angesprochen fühlen, kommen zu uns. Das sind sowohl Männer wie Frauen. Und das macht uns besonders stolz!
Während andere Stars sich immer wieder neu erfinden – auch optisch – seid ihr euch treu geblieben. Wieso eigentlich?
Wir waren ja bereits gestandene Männer, als der Erfolg kam. Da hatten wir unseren Stil gefunden. Unsere Fans haben uns so auf die Bühne geholt und so bleiben wir, weil wir uns wohl fühlen. Das einzige, was jedes Jahr neu ist, ist unser Bühnenoutfit. Das entwirft ein Schneider für uns, den wir vor vielen Jahren auf Teneriffa entdeckt haben. Er hat tolle Ideen!
Glaubt ihr, dass es Stars wie Helene Fischer und Andreas Gabalier leichter haben, weil gutes Aussehen mit Erfolg gleichzusetzen ist?
Wir denken mal, dass in erster Linie die Musik zählt. Das Publikum findet sich in unseren Texten wieder, wir singen über das, was viele denken und fühlen. Das hat mit Inhalten zu tun. Mit unseren Songs wollen wir etwas bewegen. Andere Kollegen fragen: Was hat das mit Schlager zu tun, was die Amigos da singen. Das stört uns nicht. Nur von der heilen Welt wollen wir nicht singen angesichts von Krieg und Vergewaltigungen auf unserem Planeten. Die Amigos sind eben ein bisschen anders und die Fans mögen das. Wenn wir bei unseren Autogrammstunden und auch Konzerten unterwegs sind, werden wir vom Applaus der Fans begleitet und angefeuert, wo immer wir uns begegnen. Wir haben Hochachtung davor, wie viel Zeit und Geduld sie aufwenden, um bei uns zu sein.
Ihr steht seit einer so langen Zeit gemeinsam auf der Bühne: Gibt es da auch mal Zoff?
Nein. Nie. Für Zoff ist unter uns Brüdern kein Platz.
Ihr sagt es gerade: Ihr seid nicht nur Bühnenpartner, sondern auch Brüder. Habt ihr privat auch andere Themen als Musik?
Die Familie ist unser großer Rückhalt und fußballbegeistert sind wir schon seit unserer Kindheit. Da gibt es Themen genug, wenn wir auch privat daheim zusammen kommen.
Mit dem Erfolg kommt oft auch die Konkurrenz. War das bei euch jemals ein Thema – in Bezug auf eure Musik, die Beliebtheit und auch Frauen?
Nein, gar nicht. Wir streiten uns auch nie. Wenn überhaupt, gibt es mal einen kurzen Disput über Fußball, aber ansonsten verstehen wir uns immer gut. Warum sollte es auch anders sein? Da gibt’s bei uns keine Chefs, nur eine Devise: Es muss ordentlich gearbeitet werden! Wir sind ein Team und haben kein Konkurrenzdenken. Was soll das? Wir sind genau deshalb so stark, weil wir zusammenhalten und jeder seine Stärken hat. Und wenn wir mal unterschiedlicher Meinung sein sollten, dann besprechen wir das. Dann ist es auch schon wieder aus der Welt. Wir sind beide nicht nachtragend.
Bernd, du bist jetzt seit zehn Jahren mit deiner Heike verheiratet. Was ist so besonders an ihr und ist sie manchmal eifersüchtig auf deine weiblichen Fans?
Heike geht jeden Weg mit mir. Und auch wenn wir jetzt, wie gerade rund ums Album-Release, hammerhart wochenlang für Autogrammstunden, TV-Sendungen, Konzerte und Interview-Termine unterwegs sind, ist sie immer gut gelaunt an meiner Seite. Meine Frau ist da sehr gelassen. Dafür schätze ich sie sehr, denn das ist natürlich auch für sie anstrengend. Eifersucht ist bei uns kein Thema. Im Gegenteil, die Fans besuchen auch Doris und Heike gerne am Merchandise-Stand und mögen beide sehr.
Karl-Heinz, du bist mit Doris bald 40 Jahre verheiratet. Wie haltet ihr die Liebe frisch und gibt es auch mal Knatsch?
Die Schmetterlinge im Bauch werden ruhiger, aber die Beziehung ist im Laufe der Jahre eher noch intensiver geworden. Es ist wunderbar, wenn man dem anderen vertrauen kann und alles harmonisch verläuft. In der Jugend hatten wir ab und zu kleine Meinungsverschiedenheiten. Heute diskutieren wir mal, aber es gibt keinen Streit.
Bei euch steht dieses Jahr auch ein runder Geburtstag an: Karl-Heinz wird 70. Denkt ihr über Themen wie Alter und den Tod nach?
Über Alter und Tod machen wir uns keine Gedanken. Solange wir Spaß an der Musik haben und fit sind, stehen wir auch auf der Bühne!
Danke für das Interview.