Arctic Monkeys in Berlin Was macht denn Rex Gildo auf der Bühne?
Aktuell sind die Arctic Monkeys wohl die angesagteste Rockband Europas. Doch die Show der Briten beim Konzert in Berlin wird dem Prädikat "retro" mehr als gerecht.
Den britischen Indie Rockern Arctic Monkeys ging es im Laufe ihrer Karriere nie schlecht. Seit der Veröffentlichung ihres Debüts "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" gehören sie zu den beliebtesten Truppen der europäischen Szene. Nach sieben Alben hat man es endlich geschafft, die Arenen zu füllen. Die Berliner Mercedes-Benz-Arena ist bereits Wochen vor dem Konzert restlos ausverkauft.
Das könnte der Vorband Inhaler zugutekommen. Gerade hat die Gruppe von Sänger Elijah Hewson – übrigens der Sohn von U2-Frontmann Bono – ihr zweites Album "Cuts & Bruises" veröffentlicht, doch der große Durchbruch lässt noch auf sich warten. Noch. Denn der elegante Sound der Band wird zwar nicht euphorisch, aber doch sehr wohlwollend aufgenommen. Gut 40 Minuten dürfen die Iren den Anheizer geben.
Dann nehmen die Arctic Monkeys ihr zahlreich erschienenes Publikum mit auf eine Zeitreise. Die Bühne erinnert mit ihren vielen kleinen Aufbauten ein wenig an eine TV-Sendung in den späten Sechzigern, was natürlich hervorragend zur Klangästhetik der letzten beiden Alben "Tranquility Base Hotel & Casino" (2018) und "The Car" (2022) passt.
Auch das Auftreten der Musiker ist mehr als nur ein Fingerzeig in Richtung Swinging Sixties. Frontman Alex Turner geht völlig in der Illusion der späten Sechziger und frühen Siebziger auf. Er trägt einen eleganten dunkelblauen Anzug samt Schlaghose, das weiße Hemd ist weit aufgeknöpft. Über dem Sakko liegt ein Leoprint-Halstuch lässig über die Schultern gelegt. Trotz Hallenshow betritt er die Bühne mit einer großen dunklen Sonnenbrille und die Haare sind eine Föhnfrisur par excellence. Ja, da muss man an Rex Gildo denken, die Briten vielleicht an Bryan Ferry von Roxy Music.
Zudem hat er sich scheinbar jedes YouTube-Video von Wings, David Bowie, Fleetwood Mac und Co. angeschaut, um die besten Posen der Zeit einzufangen. Da wird die Hüfte geschüttelt, die Gitarre gewirbelt oder auch einfach nur die Hand möglichst dandy-esque bewegt.
Musikalisch gibt man einen Mix aller Alben zum besten. Einzig der fetzige Indie Rock der ersten Platte bleibt bestehen. Viele andere Nummern, wie etwa "Suck It and See", "505" oder "Arabella" werden ein bisschen auf den aktuellen Lounge-Sound gedreht. Doch das tut den Nummern sogar gut. Insgesamt wirkt die Setlist, trotz Sprüngen kreuz und quer durch das eigene Schaffen, mehr als homogen. Doch es sind besonders die Nummern von "AM" (2013), die das Publikum begeistern. Das merkt man beim Abschluss des regulären Sets, "I Wanna Be Yours", aber auch ganz besonders bei der letzten Zugabe "R U Mine?". Und um die Frage zu beantworten: Berlin war definitiv yours.
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