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Architects in Berlin: Sie schrieben Bandgeschichte


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Architects in Berlin
Wer will das schon hören?

MeinungEine Konzertkritik von Sebastian Berning

Aktualisiert am 15.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Architects: Die Briten gründeten 2004 die Band, zählen mittlerweile zu den kommerziell erfolgreichsten Metalbands Europas.Vergrößern des Bildes
Architects: Die Briten gründeten 2004 die Band, zählen mittlerweile zu den kommerziell erfolgreichsten Metalbands Europas. (Quelle: Ed Mason)
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Die Briten-Rocker Architects machten Halt in Berlin. Man versprach das längste und abwechslungsreichste Set der Bandgeschichte. Doch wer will das alles hören?

Als 2007 das zweite Album "Ruin" erschien und die britische Metalcore-Band Architects mit dieser LP ihren bis heute aktuellen Sänger Sam Carter vorstellte, hätten wohl weder die Musiker noch Fans gedacht, dass diese Band mal ein Nummer-1-Album in England haben oder europaweit in Hallen für 5 bis 7.000 Menschen spielen würde.

Doch genau dies ist geschehen. So konnte man sich Architects am Freitag, dem 13. Januar, in der Berliner Verti Music Hall vor fast ausverkauftem Haus anschauen. Mit im Gepäck hatten sie die mysteriöse Band Sleep Token. Das britische Quartett (angereichert mit drei Background-Sängern) tritt stets maskiert auf. Wer hinter den Kostümen steckt, ist (bislang) unbekannt. Doch das Auftreten passt zum ganz eigenen Sound. Viel gediegene Elektronik, etwas Düster-Pop plus hin und wieder krachende Post-Hardcore-Ausbrüche. Leider hat die Band etwas früher angefangen als auf den Tickets und der Homepage der Location stand. Dennoch war die Halle bereits gut gefüllt, als man sich durch Tracks wie "Chokehold", "The Love You Want" oder das abschließende "The Offering" spielte.

Mit Northlane aus Australien stand eine weitere Vorband auf dem Programm. Früher spielte die Gruppe recht innovativen Metalcore, mittlerweile überlagern Elektronik, Keyboards und ein steriler Gitarrensound alles. Erinnern Sie sich noch an den Science-Fiction-Streifen "Das fünfte Element" mit Bruce Willis? Da gibt es doch diese dramatische Opernszene gegen Ende des Films. Ungefähr so müssen Sie sich Northlane vorstellen. End-Neunziger-Zukunftsvisionen, die heute etwas altbacken wirken, mit Gitarren. Naja, mit der ablehnenden Meinung stand ich recht alleine da. Das junge Publikum vor Ort sprang munter umher, sang viele Songs mit und gab massig Applaus.

Nach einer längeren Umbaupause betraten dann Architects die Bühne. 24 Songs standen auf der Setlist. Gut zwei Stunden Spielzeit. Und ja, auch mittel-alte Lieder (leider nichts von den Frühwerken "Ruin" oder "Hollow Crown") tummelten sich im Programm. Vorab fragte ich mich wie bereits oben erwähnt: Wer will das hören? Die Fans wollen doch bestimmt nur Nummern der letzten drei Erfolgsalben geboten bekommen. Das ist bei diesen Bands, die Mitter der Nullerjahre starteten doch heute leider oft so. Kollegen wie Bring Me The Horizon, Heaven Shall Burn oder Parkway Drive machen es ja ähnlich. Und wer hält heute noch zwei Stunden Konzert durch? Das können sich doch eigentlich nur Klassiker wie Metallica, Iron Maiden oder Roger Waters rausnehmen. Mit beidem sollte ich falsch liegen.

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Das Set, welches primär auf den letzten beiden Alben "For All Those Who Wish to Exists" und "The Classic Symptoms of a Broken Spirit" basierte, war von den ersten Momenten an packend. Ältere Nummern wie "Broken Cross" oder das brutale "These Colours Don't Run" wurden jedoch ähnlich euphorisch aufgenommen wie poppiges neues Material der Marke "Tear Gas", "Meteor" oder das tanzbare "Little Wonders". Im letzten Drittel performten Sänger Sam Carter und seine Musiker sogar zwei Nummern in zurückhaltenden Unplugged-Versionen. Überraschend, aber überraschend gut.

Auch optisch wurde einiges geboten. Die Lichtshow war ein Hingucker und abwechslungsreich. Mal wurde die Bühne in Rot gehüllt, mal in Orange, mal in grelles Weiß. Zudem liefen über eine große Leinwand durchgängig Computeranimationen.

Nachdem der Knaller "Doomsday" das reguläre Set beendete, kam die Gruppe für eine Zugabe auf die Bühne. Nach dem krawalligen "Nihilist" und den eher melodischen Tracks "When We Were Young" und "Animals" war dann nach zwei Stunden Schluss. Und ehrlich gesagt: Hätten sie noch ein, zwei Songs mehr gespielt, hätte das trotz XXL-Set auch nicht geschadet. Im Grunde war diese Deutschland-Tour wohl eine Bewerbung auf die Co-Headlinerslots der großen Festivals nächstes Jahr.

Verwendete Quellen
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