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ESC: Soll Israel teilnehmen dürfen? Künstlerproteste und Boykottaufrufe


Musiker fordern Boykott
In Norden Europas wächst der Widerstand gegen den ESC

Von t-online, wan

Aktualisiert am 14.02.2024Lesedauer: 4 Min.
Beim ESC in Liverpool (Archivbild) herrschten die ukrainischen Nationalfarben vor – nicht nur, weil man für das Land stellvertretend den Wettbewerb organisierte.Vergrößern des Bildes
Beim ESC in Liverpool (Archivbild) herrschten die ukrainischen Nationalfarben vor – nicht nur, weil man für das Land stellvertretend den Wettbewerb organisierte. (Quelle: IMAGO/Jessica Gow/TT/imago-images-bilder)

Soll Israel am ESC teilnehmen dürfen? In einigen Ländern regt sich Protest, Künstler fordern sogar einen Rückzug ihres Landes aus dem Wettbewerb.

In Skandinavien werden die Rufe nach einem Ausschluss Israels aus dem European Song Contest (ESC) lauter. In Schweden, Norwegen, Dänemark sowie Finnland und Island regt sich seit einige Wochen Widerstand. In einer Petition schrieben 1.000 Musiker aus Schweden an die Organisatoren des Events, das im Mai in Malmö stattfinden soll. Sie kritisierten "die Heuchelei im Angesicht der humanitären Krise in Gaza."

Eine ähnliche Eingabe kommt aus Finnland: Dort richtet sich der Protest gegen den TV-Sender Yle. Dieser solle auf die Europäische Rundfunkunion (EBU) Druck machen, um zu verhindern, dass "ein Land, das Kriegsverbrechen begehe und weiterhin eine militärische Besetzung betreibe, eine öffentliche Bühne bekomme, um sein Image durch Musik aufzupolieren". Sollte die EBU nicht einlenken, dann solle über einen Boykott seitens des finnischen Fernsehens nachgedacht werden. 1.546 Menschen haben die finnische Petition bereits unterschrieben.

Isländischer Sender will noch überlegen

In Island haben sich 550 Künstler an den Sender RÚV gewandt, berichtet die lokale Zeitung "Heimildin". Sie fordern ebenfalls einen Ausschluss Israels aus dem ESC. Sollte dieser nicht kommen, setzten sie sich dafür ein, dass Island nicht am Wettbewerb teilnimmt. Zu den Unterzeichnern gehören auch zwei vorherige Teilnehmer des Landes, Pálmi Gunnarsson und Eiríkur Hauksson. Nach Medienberichten will der Sender die endgültige Entscheidung über die Teilnahme des Landes erst nach dem nationalen Finale treffen. Hinzu kommt, dass einer der Topfavoriten, der Sänger Bashar Murad, palästinensischer Abstammung ist.

Eine ähnliche Protestbewegung hatte es gegeben, als Russland die Ukraine überfallen hatte. Im Jahr 2022 wurde Russland vom ESC ausgeschlossen. Auch damals kam Druck aus dem Norden Europas, Finnland drohte mit einem Boykott. Die Organisatoren des Wettbewerbs begründeten die Entscheidung so: "Die Entscheidung spiegelt die Sorge wider, dass die Aufnahme eines russischen Beitrags in den diesjährigen Wettbewerb angesichts der beispiellosen Krise in der Ukraine den Wettbewerb in Misskredit bringen könnte."

Dänische Band kritisiert Israel

Die aktuellen Proteste vergleichen die Situation in Israel mit dem Krieg gegen die Ukraine. "Wir sind der Meinung, dass die EBU mit der Zulassung der israelischen Teilnahme eine bemerkenswerte Doppelmoral an den Tag legt, die die Glaubwürdigkeit der Organisation untergräbt", schreiben schwedische Künstler in ihrer Petition.

In Dänemark habe sich hunderte Künstler an einer Online-Petition beteiligt, die ebenfalls den Ausschluss Israels vom Wettbewerb fordert. In Norwegen hält sich die Zahl der Unterzeichner einer vergleichbaren Petition noch in Grenzen: 294 Musiker haben bislang mitgemacht.

Die beiden national bekannten Sänger Marte Wulff und Marteh Valle führen dort die Bewegung an. Die Band Ublu schrieb auf Instagram, dass man es schwer finde, die Teilnahme Israels als nicht politisch anzusehen.

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Am Montag hat die norwegische Band Gåte, die die nationale Ausscheidung gewann, bekannt gegeben, dass sie den ESC nicht boykottieren würde. Allerdings fände sie es "problematisch", wenn Israel dabei sein würde. "Wir haben viel Zeit damit verbracht, zu überlegen, wie wir unsere Stimme in dieser Krise, deren Zeuge die Welt ist, einsetzen können", sagte Gitarrist Magnus Børmark gegenüber dem Sender NRK. "Wir werden weiterhin unsere Stimme erheben und darauf hinweisen, dass das, was in Gaza passiert, überhaupt nicht zu rechtfertigen ist. Es muss aufhören." In zwei Petitionen in Norwegen wurden bereits 25.000 Stimmen gesammelt.

Seitens der EBU verweist man auf Formalien: Man habe die Liste der Teilnehmer überprüft und entscheiden, dass der israelische Sender KAN alle Kriterien erfülle", zitiert das US-Magazin "Politico" aus einer Mitteilung der Organisation. Bislang hat der ESC versucht, politische Statements aus dem Wettbewerb herauszuhalten: 2019 gab es sogar eine Strafe für die isländische Band Hatari, die eine palästinensische Flagge schwenkte.

Doch seit es in Liverpool im vergangenen Jahr ein Meer aus ukrainischen Flaggen gab – nicht nur, weil England stellvertretend für die Ukraine das Event organisierte –, steht die Politik erneut im Raum. Eurovision-Direktor Noel Curran sagte, die Entscheidung, Russland aus dem Wettbewerb zu nehmen, habe am Verhalten des teilnehmenden Senders gelegen, der immer wieder Regeln verletzt habe.

Seitens Israels hofft man weiterhin auf eine Teilnahme und friedliches Beisammensein in Malmö. "Die israelischen Eurovisionsfans sollten die Farben ihres Landes auf den Straßen Malmös ohne Angst vor Terror tragen können, so wie die schwedischen Fußballfans die ihren tragen können", schrieb der israelische Botschafter in Schweden, Ziv Kulman, auf Twitter.

Eden Golan soll Israel repräsentieren

Israel wird die Sängerin Eden Golan ins Rennen schicken, ihre Eltern sind jüdische Russen. Sie bewarb sich 2015 für den russischen Eurovisions-Wettbewerb der Junioren – sie ist aber in Israel geboren.

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In Deutschland findet der Vorentscheid zum ESC am 16. Februar statt. Neun Künstler stehen im Finale. Im Rennen um den deutschen Platz beim ESC im schwedischen Malmö sind die Sängerinnen Marie Reim, Bondine Monet und Leona sowie die Sänger Ninetynine, Isaak, Ryk, Max Mutzke und Floryant und die Band Galant.

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