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ESC-Vorentscheid: Warum wird die Auswahl vor uns versteckt?


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Deutscher ESC-Vorentscheid
Wollen die überhaupt, dass wir uns das ansehen?

  • Christopher Clausen Porträt
MeinungEin Kommentar von Christopher Clausen

Aktualisiert am 04.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Ikke Hüftgold: Er fährt zum deutschen ESC-Vorentscheid.Vergrößern des Bildes
Ikke Hüftgold: Der Partysänger singt einen der acht Beiträge beim deutschen ESC-Vorentscheid. (Quelle: Norddeutscher Rundfunk/NDR/Marc Bremer/obs)

Heute Abend startet Deutschland mit dem ESC-Vorentscheid wieder in den Eurovisions-Modus. TV-Zuschauer scheinen die Veranstalter nicht zu brauchen.

161 Millionen Zuschauer weltweit hatte das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) im vergangenen Jahr, davon allein 6,53 Millionen in Deutschland. Damit schauten statistisch 32,7 Prozent der Deutschen dabei zu, wie der deutsche Kandidat Malik Harris mit "Rockstars" gnadenlos beim europäischen Publikum durchfiel – Platz 25, der letzte Platz. Eine ziemlich hohe Zuschauerzahl in Zeiten erodierender Einschaltquoten, aber ein vernichtendes Ergebnis.

Leider war das keine Ausnahme, sondern – bis auf wenige Highlights wie Lena Meyer-Landrut 2010 oder Michael Schulte 2018 – die Regel. Jetzt sollen einige Neuerungen die Lösung sein. Doch das, was der NDR als deutscher ESC-Veranstalter in den vergangenen Jahren abgeliefert hat, zeigt ein grundsätzliches Problem: Alle bisherigen Maßnahmen waren lieblos und halbherzig. Und einer der Hauptgründe für das schlechte deutsche Abschneiden.

Lieblose Präsentation, verhaltene Stimmung

Sei es die Wahl eines Kandidaten durch eine Jury im Jahr 2021, ohne das Publikum einzubeziehen (Ergebnis: letzter Platz im Finale). Oder die lieblose Präsentation beim Vorentscheid 2022, der wie ein Schülerband-Casting wirkte und trotz aufgedrehter Moderatorin eine gewisse Bräsigkeit ausstrahlte (Ergebnis: letzter Platz): In den Punktetabellen haben sich die Bemühungen nicht niedergeschlagen.

Nur von 2010 bis 2012, als die ARD mit ProSieben gemeinsame Sache machte und Stefan Raab für neuen Schwung sorgte, gelang es, endlich Erfolge zu feiern. Und vor allem: in Deutschland einen ESC- und insbesondere einen Lena-Hype auszulösen. Doch seitdem? Verhaltene Stimmung. Kein Wunder, denn abgesehen von ein bisschen Social Media hier, etwas Radioeinsatz da, war's das.

Zum Vergleich: In Schweden ist der Vorentscheid, das "Melodifestivalen", eine riesige Tournee durch das ganze Land mit 28 Songs, vier Viertel-, einem Halb- und einem großen Finale. Das schwedische Publikum feiert seine Künstler und deren Musik. Hierzulande steigt das ESC-Fieber erst deutlich später, wenn es in Richtung Finale geht.

Der Vorentscheid wird versteckt

Um das zu ändern und für mehr Schwung und Jugendlichkeit zu sorgen, wird in diesem Jahr wieder ein wenig am System geschraubt: Die Startreihenfolge ist redaktionell festgelegt, "um der Show eine Dynamik zu geben", wie es heißt. Das Casting der Kandidaten fand unter anderem per TikTok statt, die Abstimmung ist vor der Show per Internet möglich, danach per SMS und Telefon. So weit, so modern. Doch um abzustimmen, müssen die Zuschauer lange wach bleiben: Die ARD versteckt die Sendung um 22:20 Uhr hinter einem TV-Drama und den Tagesthemen.

Wollen die Verantwortlichen überhaupt, dass sich das jemand live anschaut?

Schlechte Quoten oder mangelndes Interesse der Zuschauer können für diesen lieblosen Umgang wohl nicht der Grund sein: Auch wenn die Songs alle vorher schon im Netz zu sehen sind, ist die Live-Übertragung eine liebgewonnene Tradition, die 2022 immerhin 4,3 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte.

Noch dazu ist ein Live-Auftritt eine ganz andere Herausforderung als die Produktion eines YouTube-Clips. Da muss man als Künstler funktionieren, so wie man dann auch auf der großen ESC-Bühne am 14. Mai im englischen Liverpool funktionieren muss.

Nein, so wird der NDR den ESC nicht aus dem Punkte-Tief holen. Es bleibt nur zu hoffen, dass trotz des späten Starts ein Song gewählt wird, der mehr als drei bis fünf Punkte holt. Für den Vorentscheid kann man den Verantwortlichen aber jetzt schon attestieren: Germany: 0 points.

Verwendete Quellen
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