Musik Mary Roos im "Abenteuer Unvernunft"
Hamburg (dpa) - Auf dem TV-Sender Vox gehört Mary Roos zur "Sing meinen Song"-Staffel, in der ARD ist sie deutsche ESC-Jurypräsidentin - und zwischendrin legt der Schlagerstar ein neues Album vor.
Sie habe nun extra einen Manager, "weil jetzt doch sehr viel mehr auf mich zukommt, als ich dachte", erzählt die 69-Jährige, die auch noch mit ihrem Bühnenprogramm auf Tour ist. "In den vergangenen Jahren war ich zwar nicht untätig, aber es war nicht alles so öffentlich." Mehr als 30 Alben hat die in Hamburg lebende Sängerin veröffentlicht, ihren ersten Plattenvertrag erhielt sie als Kind vor 60 Jahren. Jetzt liebt sie das "Abenteuer Unvernunft", wie sie ihr neues Werk genannt hat.
"Ich bin nicht mehr so vernünftig wie früher und finde das sehr befreiend", erzählt Roos. "Als ich jung war, wollte ich alles richtig machen, mich von der besten Seite zeigen. Heute entscheide ich viel mehr aus dem Bauch heraus." Für das Album sei nach den Dreharbeiten zu "Sing meinen Song" in Südafrika nicht viel Zeit geblieben. "Ich bin quasi aus dem Flieger gefallen und direkt rein ins Studio", berichtet sie. Mehrere Musiker interpretieren in dem TV-Format, das bereits in der fünften Staffel läuft, Lieder ihrer Kollegen neu, die Folge, in der sich alles um Roos drehen wird, kommt am 22. Mai.
Ihre Version eines Hits von Gastgeber Mark Forster findet sich auch auf der Platte. "Er ist jemand, der sich überhaupt nicht verstellt", sagt Roos. "Es war mir sehr wichtig den Song 'Bauch und Kopf' - für mich einer seiner schönsten - mit auf die Platte zu nehmen." Man sollte viel öfter unvernünftig sein, findet sie. "Ich habe Freundinnen, die denken, dass das Leben mit 40 vorbei ist - für mich begann es in diesem Alter erst so richtig. Davor war ich immer auf Leistung getrimmt, bis ich entschieden habe: Das will ich nicht mehr."
In ihrem Album sieht die Sängerin eine Hommage an das Leben und an Träume, die man verwirklichen sollte - so verrückt sie auch klingen mögen. Mit Wortwitz und beschwingt singt sie von Schnapsideen, die "Am Anfang der besten Geschichten" stehen, und von "Sekretärin Rita", die das ersehnte "Dolce Vita" verpasst hat. Dem Ende einer Beziehung setzt sie selbstbewusst entgegen: "Wenn ich du wär', dann wär' ich bei mir geblieben". "Ich habe selbst auch schon am Ende von Beziehungen so gedacht. Allerdings bin meistens ich diejenige gewesen, die gegangen ist." Derzeit hätte es ein Mann an ihrer Seite aber auch schwer, "weil ich nur unterwegs bin".
Zum "Abenteuer Unvernunft" gehören für Roos auch gefühlvolle Balladen wie "Steinalte Kinder", begleitet vom Filmorchester Babelsberg, und "Schweig mit mir", an der Musiker Johannes Oerding mitarbeitete. Auch auf Kollegen wie Pe Werner und Frank Ramond setzte die Sängerin für ihr Werk. In einem Camp mit Nachwuchskollegen sei das Lied "Danke ans Leben" entstanden, erzählt Roos, die Anfang nächsten Jahres 70 Jahre alt wird. Eine große Party plane sie nicht, aus ihren Geburtstagen mache sie sich nichts. "Aber mit 80 werde ich es krachen lassen."
Gesundheitlich fühlt sich die Sängerin "absolut" fit. "Ich rauche und trinke nicht, gehe kaum auf Partys, sondern lade lieber zum Essen zu mir nach Hause ein. Ich gehe einfach gut mit mir um", sagt die Frau, die 1970 mit "Arizona Man" ihren großen Durchbruch hatte und zwei Mal am Eurovision Song Contest (ESC) teilnahm: 1972 wurde sie mit "Nur die Liebe lässt uns leben" Dritte, 1984 landete sie mit "Aufrecht geh'n" auf dem 13. Platz. Die drei Klassiker hat Roos auch auf das Album genommen: "Wenn ich diese Lieder nicht gesungen hätte, wäre ich vielleicht gar nicht da, wo ich jetzt bin."
Ein Motto in ihrem Leben sei derzeit "Alles muss raus" wie im gleichnamigen Song auf ihrer Platte. "Es trifft auf Menschen zu, von denen ich mich verabschiede, die viel mehr aus mir rausziehen als sie mir geben", erzählt sie. "Das gilt aber auch für all die Dinge, die sich im Laufe eines Lebens so ansammeln, die man eigentlich gar nicht braucht." Wenn man älter werde, wisse man einfach, was man nicht mehr wolle. Beim "Dschungelcamp" zum Beispiel würde sie anders als ihre Schwester Tina York "für kein Geld der Welt mitmachen".