Musik Van Morrison: Auf den Spuren der großen Jazzsänger
Berlin (dpa) - Mit Anfang 70 beschleichen Van Morrison offensichtlich nostalgische Gefühle. Er denkt über die Musik seiner Jugend nach, und er singt sie auch, sehr liebevoll und ganz ohne ironische Brechungen.
Hatte sich der nordirische Weltstar kürzlich noch auf den Blues zurückbesonnen, so kramt er nun in der Kiste mit den unvergänglichen Swing- und Jazz-Standards lange vergangener Jahrzehnte.
Das mit fast 70 Minuten randvolle Album "Versatile" enthält zehn wunderbar lässige Morrison-Interpretationen von Songs einer Ära, als Sänger wie Chet Baker, Frank Sinatra oder Nat King Cole die Musikwelt dominierten. Diese Künstler machten damals Kompositionen der Gershwin-Brüder ("A Foggy Day"), von Cole Porter ("I Get A Kick Out Of You"), Frank Loesser/Jimmy McHugh ("Let's Get Lost") oder Walter Donaldson/Gus Kahn ("Makin' Whoopee") berühmt.
Neben solchen Klassikern präsentiert der 2015 von der Queen zum Ritter geschlagene Brite Morrison (72) sechs Lieder aus eigener Feder, die mit ihren Bigband-Arrangements den entspannten Fluss des Albums nie unterbrechen. "Diese Songs aufzunehmen, besonders die Standards - das gab mir die Gelegenheit, meinen Gesang zu erweitern und zurückzukehren zu der Musik, die mich ursprünglich zum Singen inspiriert hat: Jazz", sagt "Van The Man".
Ähnlich euphorisch hatte er sich über die Stücke von "Roll With The Punches" geäußert, dem gerade erst Ende September erschienenen Album mit Standards und eigenen Liedern des Rhythm 'n' Blues. Diese Platte war eine der erfolgreichsten in Morrisons gut 50-jähriger Karriere, mit Charts-Platz 5 in Deutschland und Rang 4 in Großbritannien.
Auf "Versatile" geht Morrison nun zeitlich nochmals ein Stück weiter zurück. Ähnlich wie bei Bob Dylan, der sich zuletzt mit mehreren Cover-Alben dem Sound seiner Jugend gewidmet hatte, freut man sich nun aber auch wieder auf etwas wirklich Neues von diesem Musiker.