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"Der Aufstieg Skywalkers": So enttäuschend endet die neue "Star Wars"-Saga


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Jammerschade, Skywalker!
So enttäuschend endet die neue "Star Wars"-Saga

  • Steven Sowa
MeinungEine Filmkritik von Steven Sowa

Aktualisiert am 19.12.2019Lesedauer: 4 Min.
"Star Wars" Episode 9: Ein lesbischer Kuss wurde nun auch in Singapur rausgeschnitten.Vergrößern des Bildes
"Star Wars" Episode 9: Ein lesbischer Kuss wurde nun auch in Singapur rausgeschnitten. (Quelle: Disney)
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Mit "Der Aufstieg Skywalkers" endet die neue "Star Wars"-Trilogie von Disney. Regisseur J. J. Abrams gelingt ein epischer, aber wenig runder Abschluss. Die Probleme der Marke haben Symbolkraft.

Ein unendliches Universum, facettenreich, märchenhaft, schillernd und düster zugleich – ein schier grenzenloser Kreativkosmos. Die Welt von "Star Wars" ist einer der größten Mythen der Filmgeschichte. Auch, weil die von George Lucas erdachte Weltraumoper nicht mehr hält, was sie verspricht. Der Kreativkosmos existiert zwar noch in der Theorie. In der Realität ist jedoch einmal mehr Stillstand angesagt.

"Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" bildet den Abschluss der aktuellen Trilogie, die mit "Das Erwachen der Macht" ihren Anfang nahm und von Regisseur Rian Johnson mit "Die letzten Jedi" fortgeführt wurde. Schon jetzt ist die Prognose, dass das Urteil "endlich hat der Spuk ein Ende" in den nächsten Wochen dominieren wird, keine steile These mehr. Ein magerer Zustimmungswert von 56 Prozent bei der Bewertungsplattform Rotten Tomatoes und ein unterdurchschnittlicher Score von 53 auf der Kritikerseite Metacritics sprechen eine vernichtende Sprache.

Dabei beginnt alles so vielversprechend. Die epischen Klänge des legendären Filmkomponisten John Williams, die Bildgewalt des Alls, ein Leinwand-Quintett voller Dynamik und Witz in einem schwungvollen Auftaktprogramm. Als John Boyega als Finn und Oscar Isaac in der Rolle des stürmischen Piloten Poe mit ihren Droiden in eine Verfolgungsjagd verwickelt werden, ist das zwar wenig überraschend – aber sehr charmant. Kein "Star Wars"-Film kommt schließlich ohne eine rasante Fahrt durchs Weltall aus. Nach drei Streifen sind die Figuren der neuen "Star Wars"-Trilogie endlich wichtig genug, um ernsthaft mit ihnen mitfiebern zu können. Sie sind angekommen und damit auch das Gefühl bei den Zuschauern, dass sie sich hier mit menschlichen Charakteren identifizieren können, die mit ihren Einsätzen für die "gute Seite" Kredit erspielt haben.

Kultige Droiden sorgen für gute Laune

Klar, Finn hat keine tragisch-verzwickte Hintergrundgeschichte wie ein Luke Skywalker – er ist lediglich ein Stormtrooper, der die Rüstung gegen die Mission eingetauscht hat, um etwas zu bewegen in dieser Welt. Doch gerade das macht den von dem 27-jährigen Boyega so nahbar verkörperten Mann sympathisch und vermutlich für nachrückende "Star Wars"-Generationen zum idealen Helden. Isaacs Figur des Poe Dameron ist hingegen der coole, immer zu Witzen aufgelegte Dude, den "Star Wars" in den früheren Filmen mit Han Solo (Harrison Ford) aufzuweisen hatte. Das Duo ergänzt sich in "Der Aufstieg Skywalkers" so gut wie nie zuvor. Komplettiert um die kultigen Sternensaga-Legenden C-3PO und Chewbacca sowie den extra für die neuen Filme entwickelten BB-8, der als kugelrunder Sidekick auch die ideale Merchandise-Ergänzung war, versprüht Teil neun der Filmreihe durchaus gute Laune.

Es dürfte für den Disney-Konzern die Erfüllung einer ohnehin mega-erfolgreichen Strategie gewesen sein, dass sich Regisseur J. J. Abrams in seinem Film auf die Unterhaltungskomponenten konzentriert: Eine Familientragödie mit Seifenoper-Elementen gemixt mit einem Western, der neue Heldinnen wie Naomie Ackie hervorbringt – all das oberflächlich betrachtet als großes Weltraumabenteuer inszeniert. Hier eine Schlacht, dort ein Lichtschwert-Duell, ein tosendes Meer, Küsse, Reanimierungen, hochmoderne und klapprig-alte Raumschiffe, Auftritte geliebter Leinwandhelden und das Erschaffen von neuen möglichen Topsellern.

Erfolgsgeheimnis: Mehr Macht, weniger Kreativität

Über zwei Milliarden Euro spielte allein "Das Erwachen der Macht" an der Kinokasse ein, wie viel Disney mit dem Verkauf von knuddeligen Stofffiguren und anderen Merchandise-Artikeln verdient, ist da noch gar nicht eingerechnet – als kürzlich die neue "Star Wars"-Serie "The Mandolorian" startete, entfachte die Figur des "Baby Yoda" ein solch gigantischen Hype, dass man Angst haben musste, das Internet bräche zusammen. Allein dieses Jahr nahm der Konzern bereits mehr als zehn Milliarden Dollar ein: "Avengers: Endgame" und "Frozen 2" waren die Zugpferde, "Der Aufstieg Skywalkers" darf den Erfolg nach Hause reiten.

Dabei erzählt uns der Film nichts Neues oder kommt gar an irgendeiner Stelle im Film mit einer Überraschung um die Ecke. Das Schlachtfeld ist übersät mit Vorhersehbarkeit und alten Mustern. Daisy Ridley als Rey und Adam Driver als Kylo Ren mögen ein kongeniales, darstellerisch überzeugendes Gegenpaar bilden, doch ihr langatmiger Herkunftskonflikt und die inneren Zerwürfnisse belasten auf Dauer das Nervenkostüm – dass dafür zweckdienliche Handlungskapriolen (ein Verräter aus dem Nichts, Stimmen aus dem Off) geschlagen werden und der Film am Ende in ein schwülstiges Happy-End abdriftet, ist, buchstäblich, jammerschade.

Der übermächtige Imperator gerät bei der Show zum Symbol seines neuen Besitzers. Der von Ian McDiarmid gespielte Oberbösewicht ist wie der Disneykonzern: Er strotzt nur so vor Macht und Einfluss, doch kreativer wird er dadurch nicht. Anstatt seine Kraft für originelle Ideen einzusetzen, faselt er von Verwandtschaftsverhältnissen, die bei aller Liebe zum "Star Wars"-Kosmos leider arg unlogisch konstruiert wurden und feuert ein Effektfeuerwerk ins All. Der Lord-Voldemort-hafte Moment, in dem er zum Energiesauger mutiert, gerät dabei noch unfreiwillig komisch. Disneys Marketingmoves und die unzähligen Produkte des Milliardenkonzerns stehen dem in nichts nach: Manchmal legen sie zwar das Internet lahm, aber einen Kreativpreis verdienen sie deshalb noch lange nicht.

Am Ende kann es dem Konzern egal sein, denn oft gefällt den Zuschauern, was den Kritikern missfiel: "Star Wars – Die letzten Jedi", der zweite Teil der Trilogie, erreichte eine Kritikerwertung von 93 Prozent, doch bei den Zuschauern waren lediglich 43 Prozent zufrieden. Womöglich dreht sich nun der Spieß – und doch ist es gut, dass "Star Wars" künftig neue Ideen verfolgt und die Skywalker-Saga ein Ende hat. Ein Aufbruch in die unendlichen Weiten des Universums, es würde dem Weltraumabenteuer gut tun.

Verwendete Quellen
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