Leute Uma Thurman: Weinstein hat mich belästigt
New York (dpa) - Mit Uma Thurman meldet sich eine weitere prominente Schauspielerin im Skandal um Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein (65) zu Wort.
Der Produzent habe sie in einem Hotelzimmer in London angegriffen, bedrängt und dabei angefangen, sich selbst zu entblößen, sagte Thurman (47) im Interview mit der "New York Times"-Kolumnistin Maureen Dowd in einem am Samstag veröffentlichten Artikel. "Er hat viele unangenehme Sachen gemacht", beschreibt die Schauspielerin den Vorfall, der sich nach ihrem gemeinsamen Film "Pulp Fiction" (1994) abgespielt haben soll. Sie habe sich gegen ihn wehren müssen.
Weinstein habe ihr am nächsten Tag einen großen Strauß Rosen geschickt. Thurman zufolge hat sie ihn bei einem weiteren Treffen vor den Folgen seines Verhaltens gewarnt. Er habe dabei damit gedroht, ihre Karriere zu zerstören, so der Artikel.
Weinsteins Team reagierte zunächst in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen in der "New York Times". Der Produzent räume ein, er habe damals einen "Annäherungsversuch" gemacht, nachdem er Signale der Schauspielerin falsch verstanden habe. "Er hat sich sofort entschuldigt", zitierte die Zeitung aus der Mitteilung. Durch sein Sprecherteam wies Weinstein aber zurück, dass er mit einer Einmischung in Thurmans Karriere drohte. Er habe sie vielmehr für eine "brillante Schauspielerin" gehalten.
Weinsteins Anwalt Ben Brafman teilte am Samstagabend mit, dass sie Thurmans Äußerungen sorgfältig untersuchen und dann entscheiden würden, ob gerichtliche Schritte gegen die Schauspielerin angemessen seien. Nach mehr als 20 Jahren enger Zusammenarbeit mit Thurman sei Weinstein "bestürzt und betrübt" über die nach seinen Worten "falschen Vorwürfe" eines versuchten körperlichen Angriffs. Die Mitteilung lag der Deutschen Presse-Agentur vor.
Zahlreiche Frauen, darunter Schauspielerinnen wie Salma Hayek, Ashley Judd, Gwyneth Paltrow, Angelina Jolie, Rose McGowan und Mira Sorvino haben Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe und Einschüchterungen vorgeworfen. Er hat in der Vergangenheit Fehlverhalten eingeräumt, aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex wiederholt zurückgewiesen.
Zuletzt dementierte der gestürzte Filmproduzent Mitte Dezember Vorwürfe von Salma Hayek, er habe sie zu sexuellen Handlungen zwingen wollen und auf ihre Ablehnung mit Wut und Androhung von Gewalt reagiert. Weinstein wurde inzwischen von seiner Firma entlassen und auch von der Oscar-Akademie ausgeschlossen. Er soll sich in Therapie befinden.
Thurman, die an sieben Filmen mit Weinstein arbeitete, darunter die "Kill Bill"-Serie und "Pulp Fiction" von Quentin Tarantino, hatte bereits im vorigen Herbst angedeutet, dass auch sie Opfer sexueller Übergriffe in Hollywood geworden sei. Am Thanksgiving-Feiertag im November dankte sie auf Instagram unter anderem Menschen "die den Mut haben, für andere einzutreten". Sie wünschte "Frohes Thanksgiving" für alle, "außer für dich, Harvey, und all deine gemeinen Mitverschwörer".
Nun hat Thurman ihr Schweigen gebrochen. Sie bedauere zugleich, so lange gewartet zu haben. Sie leide darunter, dass nach ihr so viele andere ahnungslose Frauen von Weinstein belästigt worden seien, sagte die dreifache Mutter in dem "New York Times"-Interview. Sie selbst habe weiter mit ihm Filme gedreht und damit zu dem Problem beigetragen.
Die Weinstein-Enthüllungen im vorigen Herbst brachten die #MeToo-Lawine ins Rollen - eine weltweite Bewegung, bei der Hunderttausende Betroffene über eigene Erfahrungen reden und Missbrauchsvorwürfe öffentlich machen.