Nicht jugendfrei "Deadpool" mischt das Superheldenkino auf
Wem die "Avengers" zu bunt, "The Dark Knight" zu ernst und die "X-Men" zu harmlos sind, der sollte bei "Deadpool" vorbeischauen. Denn der Antiheld mit der großen Klappe hat mit herkömmlichem Superheldenkino wenig zu tun. Dafür ist die Geschichte deutlich sexier, düsterer, blutiger - und sehr viel witziger.
Dabei beginnt sie mit einer Schreckensnachricht, an der nichts lustig ist: Wade Wilson (Ryan Reynolds), ein Ex-Soldat, der sich als Söldner in einer zwielichtigen Organisation seinen Lebensunterhalt verdient, hat Krebs im Endstadium. Und das ausgerechnet, als er mit Vanessa (Morena Baccarin) gerade seine große Liebe gefunden und ihr einen Heiratsantrag gemacht hat.
Um ihr schmerzhafte Monate an der Seite eines Todkranken zu ersparen, begibt er sich in die Hände des skrupellosen Ajax (Ed Skrein), der verspricht, einen Superhelden mit Selbstheilungskräften aus ihm zu machen. Wades einzige Sorge: "Ich will nicht, dass der Superhelden-Anzug grün ist - oder animiert." Einen grünen Anzug musste Schauspieler Reynolds schließlich schon in "Green Lantern" tragen - dem Superhelden-Flop der Marvel-Konkurrenz DC.
"Hallo liebes Publikum"
Man sieht: "Deadpool" durchbricht immer wieder die vierte Wand, nimmt also direkt Kontakt zum Publikum auf und lässt die Grenze zwischen der Figur Deadpool/Wade Wilson und seinem Darsteller Ryan Reynolds ein ums andere Mal verschwimmen.
Doch zurück zur Handlung: Nach Ajax' äußerst schmerzhafter "Behandlung" ist Wade zwar unverwundbar, aber komplett entstellt - "wie ein Hoden mit Zähnen", sehe er aus, so Wades wenig schmeichelhaftes Urteil über sein Aussehn. Und auch Ajax findet: "Sexiest Man alive wirst Du nicht mehr." Das wurde Schauspieler Reynolds im Jahr 2010.
Superheld wider Willen
Als sich herausstellt, dass Ajax auch noch hinter Wades Freundin Vanessa her ist, wird Wade zu Deadpool, zum Superhelden wider Willen: "Ich wollte nicht super sein, und ich bin kein Held. Aber wenn Du mitkriegst, dass dein schlimmster Feind hinter deinem Mädchen her ist, ist es höchste Zeit, ein Scheiß-Superheld zu sein."
Was folgt, ist eine blutige Verbrecherjagd, an der auch Quentin Tarantino seine Freude haben dürfte. Wo herkömmliche Superhelden-Geschichten gnädige Film-Schnitte setzen, hält die Kamera in "Deadpool" genüsslich drauf. Blut spritzt, Gehirnmasse klatscht zu Boden, Gliedmaßen fliegen.
Und nebenbei hat "Deadpool" auch noch Zeit, sich gegen die Anwerbungsversuche der "X-Men" Colossus und seiner Praktikantin Negasonic Teenage Warhead (auf den Superhelden-Namen ist Deadpool sehr neidisch) zu wehren.
Unterhaltsamer Marvel-Comic für Erwachsene
So ist Regie-Debütant Tim Miller ein sehr unterhaltsamer Marvel-Comic für Erwachsene geworden, der zudem nicht mit Seitenhieben auf die "X-Men", Reynolds selbst oder seine Kollegen wie Hugh Jackman spart.
Kinostart "Deadpool": 11. Februar 2016