Doku über Kino-Mythos Jerry Lewis' nie gezeigter Holocaust-Film
Dieser Film gilt als ein Kino-Mythos und Film-Phantom: 1972 drehte US-Komiker Jerry Lewis "The Day The Clown Cried" (dt. "Der Tag, als der Clow weinte"), eine Holocaust-Tragikomödie. Das Werk wurde der Öffentlichkeit nie gezeigt und Lewis äußerte sich kaum dazu.
Ein Dokumentarfilm, der am Mittwoch (3. Februar/22.45 Uhr) im Ersten läuft, präsentiert nicht nur bislang nie veröffentlichtes Rohmaterial. Lewis spricht auch - "exklusiv und zum ersten Mal offen und ausführlich", wie die Macher betonen - darüber.
Ein Clown im Konzentrationslager
Die Story: Ein deutscher Zirkusclown (Lewis) äußert sich abfällig über Adolf Hitler, wird in ein Konzentrationslager gebracht, bringt dort mit seinen Tricks jüdische Kinder zum Lachen und soll sie am Ende in die Gaskammern führen.
Grimme-Preisträger Eric Friedler ("Ein deutscher Boxer", "Das Schweigen der Quandts") begab sich für seinen spannenden 115-minütigen Streifen "Der Clown" auf die Suche nach dem wohl thematisch anspruchsvollsten Filmprojekt des US-Komikers ("Der verrückte Professor"), der am 16. März 90 Jahre alt wird.
Jerry Lewis: "Ich denke jeden Tag an diesen Film"
"Ich habe nie darüber gesprochen. Warum? Weil niemand durch die Gegend läuft und herumposaunt: Ich habe verloren", erzählt Lewis ihm. Aber er sagt auch: "Es gibt keinen Tag in meinem Leben, an dem ich nicht an diesen Film denke. Irgendwann am Tag fällt er mir ein und ich versuche, ihn aus meinem Kopf zu bekommen."
Sein in Paris und Stockholm realisiertes Projekt hatte der Komikstar, dessen Erfolg Mitte der 60er Jahre zurückgegangen war, groß angelegt. Fast elf Monate lang sei er durch Europa gereist und habe ehemalige Konzentrationslager besichtigt, berichtet Lewis, der sich bei den Dreharbeiten von einem ehemaligen KZ-Wärter beraten ließ. Kurz vor Drehende hatte Lewis die Arbeit abrupt beendet und war zurückgeflogen.
"Roberto Benigni stahl mir die Idee"
Er sei bei diesem Film gescheitert, sagt Lewis. "Bei meinem Versuch, dieses große Menschheitsverbrechen von der Realität in die Fiktion hinüberzubringen, besetzten die Gräuel mein ganzes Denken und Fühlen." Er sei so betroffen gewesen, dass ihm Comedy völlig unmöglich gewesen und ihm die eigentliche Idee des Films entglitten sei.
Die Gefahren der Thematik habe er unterschätzt. 25 Jahre später lieferte Roberto Benigni mit "Das Leben ist schön" eine Holocaust-Tragikomödie, die drei Oscars erhielt. "Er hat es gestohlen. Benigni stahl mir die Idee. Aber er hat es gut gemacht", sagt Lewis.
Hier können Sie die halbstündige BBC-Doku über "The Day The Clown Cried" aus dem vergangenen Jahr sehen, die allerdings kein Rohmaterial des Films enthält.