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Film - Romanverfilmung: "Vom Ende einer Geschichte"


Film
Romanverfilmung: "Vom Ende einer Geschichte"

Von dpa
11.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Überzeugende Darsteller: Jim Broadbent als Tony Webster und Charlotte Rampling als Veronica Ford.Vergrößern des Bildes
Überzeugende Darsteller: Jim Broadbent als Tony Webster und Charlotte Rampling als Veronica Ford. Foto: Wild Bunch Germany. (Quelle: dpa)

Berlin (dpa) - Das Schlimmste bei Rückblick-Geschichten ist, wenn man den Verlauf schon zu kennen glaubt. Der alte Mann erinnert sich an seine Jugendliebe, irgendwas geht schief, sie verlieren sich aus den Augen - aber eigentlich hat er immer noch Gefühle für sie.

So ähnlich startet auch "Vom Ende einer Geschichte". Was Autor Julian Barnes auf nicht mal 200 Seiten beschrieben hat, kommt jetzt in Deutschland ins Kino - etwa ein Jahr nach dem Kinostart in den USA und Großbritannien.

So vorhersehbar sind die Erinnerungen von Tony Webster aber nicht - nicht mal für ihn selbst. Immer wieder muss er das Bild seiner eigenen Biografie neu zeichnen. Oder gewinnt durch Freunde, aber auch Unbekannte neue Facetten hinzu. "Wie oft erzählen wir unsere eigene Lebensgeschichte, wie oft rücken wir sie zurecht, schmücken sie aus, verheimlichen etwas", fragt der Ich-Erzähler am Ende. "Und je länger das Leben andauert, desto weniger Leute verbleiben, die uns daran erinnern, dass das gar nicht unser Leben ist, sondern nur die Geschichte, die wir über unser Leben erzählt haben - anderen, aber vor allem uns selbst."

Ein Leben, von dem die Stimme aus dem Off anfangs noch erzählt, in das sie als Schüler erst aus dem Pferch der Jugend entlassen werden wollten. In diesen Jahren zum Ende der Schulzeit beginnt der Blick auf Websters Leben: Adrian Finn kommt als Neuer in die Klasse, sticht mit seinen philosophischen Gedanken hervor, wird Websters bester Freund, "der einzige, mit dem ich in Kontakt bleiben wollte". Der Protagonist selbst lernt die junge Veronica kennen - von Liebe oder verliebt sein will er vier Jahrzehnte später nichts wissen.

Zu diesem Zeitpunkt erreicht ihn eine etwas komplizierte Erbschaft: Adrians Tagebuch, das im Besitz von Veronicas Mutter war. Jedoch taucht das Buch selbst gar nicht auf - wohl aber immer mehr Erinnerungen in Websters Kopf. Regisseur Ritesh Batra setzt das mit vielen Rückblenden in Szene. Das hat allein schon wegen der Kleider, Frisuren, Möbel, Schreibmaschinen und der lässigen Zigarette beim Abendessen Retrocharme. Die Erläuterungen zu den Ereignissen erfährt der Zuschauer, weil Webster seine Geschichte vor allem seiner Ex-Frau erzählt. Manche Szenen tauchen auch mehrfach auf - mit der Zeit und mit mehr Erinnerungen dann in einem neuen Kontext.

Adrian und Veronica lernen sich kennen, verlieben sich, was Adrian Tony schreibt. "Für mich geht das voll in Ordnung, alte Socke", verfasst der eine Antwort. Wenig später bringt Adrian sich um.

Die Geschichte stammt aus dem gleichnamigen Roman von Julian Barnes und ist nah am ausgezeichneten Original. In der Besetzung überzeugen vor allem die Darsteller der Alten: Oscar-Preisträger Jim Broadbent als Tony, Charlotte Rampling als Veronica und Harriet Walter als Websters Ex-Frau. Ruhig, aber sehr nahbar spielen sie das Offenlegen sehr intimer Gedanken, das Wiedersehen nach jahrelanger Trennung, den Schmerz, die Suche nach Antworten, das Aufsichnehmen von Schuld.

Der Film ist dabei in erster Linie ein Psychogramm Websters, der einerseits ein unspektakuläres Leben führt und sich mit Reparaturen alter Kameras über Wasser hält. Die Tochter begleitet er zum Geburtsvorbereitungskurs und kommt bei den anderen Teilnehmern gut an. Andersrum nennt sie ihn einen Miesepeter, in einem Café raunzt er ein lautes Kind am Nachbartisch an. Und diese ungestüme Seite war, wie nach und nach herauskommt, schon immer verhängnisvoll.

Vom Ende einer Geschichte, Großbritannien 2017, 108 Min., FSK ab 0, von Ritesh Batra, mit Jim Broadbent, Charlotte Rampling, Harriet Walter

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