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Film - Sensibles Drama: "1000 Arten Regen zu beschreiben"


Film
Sensibles Drama: "1000 Arten Regen zu beschreiben"

Von dpa
26.03.2018Lesedauer: 2 Min.
Miriam (Emma Bading, l) und die Eltern (Bibiana Beglau, M / Bjarne Mädel, r).Vergrößern des Bildes
Miriam (Emma Bading, l) und die Eltern (Bibiana Beglau, M / Bjarne Mädel, r). (Quelle: Film Kino Text./dpa)

Saarbrücken (dpa) - In Japan kennt man sie und das Phänomen schon seit 20 Jahren. "Hikikomori" werden sie da genannt: Menschen, die sich zuhause einschließen und den Kontakt zur Außenwelt abbrechen.

Als der 18-jährige Mike genau das tut, findet seine Familie andere Bezeichnungen für ihn. Sie reichen von "Spinner" über "feiges Arschloch" bis zu "Monster" - und offenbaren dabei vor allem eines: Dass niemand von ihnen eine Antwort auf das Warum hat. Und erst recht keine Lösung. Denn weder Liebe und Verständnis, noch Druck und Drohungen helfen.

In "1000 Arten Regen zu beschreiben" kommen Mikes Eltern Susanne (Bibiana Beglau) und Thomas (Bjarne Mädel) und seine Schwester Miriam (Emma Bading) nicht an ihn heran. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wochenlang hält Mike die Tür vor ihnen verschlossen. Nur manchmal reicht er Zettelchen mit Regen-Schilderungen unter dem Türschlitz nach draußen. Und lediglich seine Schwester, die ebenfalls gerade mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens kämpft, scheint ihn wenigstens annähernd zu verstehen.

In ihrer Hilflosigkeit und Überforderung aber sind sich die drei "draußen" ähnlich - auch, wenn sich die Bandbreite ihrer Emotionen immer wieder anders offenbart. Doch je länger der Rückzug dauert, umso mehr droht die Situation zu eskalieren. "Hier drehen alle durch", schildert Miriam ihrer Freundin. Statt für Warten, Hoffen und Bitten macht der schmale Flur vor der Tür Platz für Verzweiflung, Wut und Vorwürfe. Die Tür wird nicht nur zur Mauer, sondern zum Spiegelbild für jeden einzelnen. Für ihre Einsamkeit und für viele Hoffnungen und Sehnsüchte, die schon lange eingeschlossen sind.

Es ist alles andere als eine lustige Rolle, die Bjarne Mädel ("Der Tatortreiniger", "Mord mit Aussicht") dieses Mal spielt. Stark muss er sein als Familienvater, und ist doch gleichzeitig so verletzlich. Eine Mischung, die er mit Bravour meistert. Nicht minder gut besetzt ist Bibiana Beglau, die die Mutter sensibel verkörpert: Sie hofft und wartet bis zum Schluss und kann am wenigsten loslassen. Und schließlich: Emma Bading, die beim diesjährigen Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken als bester Schauspielnachwuchs nominiert war. Begeisternd setzt sie die Entwicklung ihrer Figur um, die mit Sexualität als Flucht vor einer zerbrechenden Familie konfrontiert wird.

Isa Prahl inszeniert ihren ersten Langfilm (großartig dazu die Musik von Volker "Hauschka" Bertelmann) als sensibles Drama, das deutlich macht: Viele Menschen fühlen sich überfordert. Gerade in unserer digitalisierten Welt voller Druck und Erwartungen kann das Bedürfnis groß sein, mal nicht funktionieren zu müssen - und sich von allen und allem einfach abzuschotten. Was bei "1000 Arten Regen zu beschreiben" ständig bleibt, ist die Spannung, ob sich die Tür öffnen wird.

1000 Arten Regen zu beschreiben, Deutschland 2017, 91 Min., FSK ab 12, von Isa Prahl, mit Bjarne Mädel, Bibiana Beglau, Emma Bading

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