Cindy aus Marzahn Was macht eigentlich Ilka Bessin heute?
Berlin (dpa) - Cindy aus Marzahn ist jetzt auf einer Bohrinsel. Das sagt die Frau, die Cindy aus Marzahn war. Mehr als zehn Jahre lang tourte Ilka Bessin (47) mit pinkfarbenem Jogginganzug und Wuschelperücke durch das deutsche Fernsehen und über die Comedybühnen. 2016 war Schluss.
Und jetzt? Ein Neustart. Gerade kommt sie mit ihrer Bourdeaux-Dogge namens Karlsson vom Berliner Teufelsberg, vom Sport: Treppe rauf, Treppe runter. Der Hund wiegt 56 Kilo, sagt sie. Zum Thema Gewicht später mehr.
Ilka Bessin wollte die Rolle als Cindy nicht totspielen, auch mal ihre eigene Meinung sagen. Die "Prinzessin aus dem Plattenbau" gibt es nicht mehr. Heute hat sie ein eigenes Modelabel, macht weiter Fernsehen und Comedy so wie diese Woche in Berlin. Privat sieht sie anders aus als Cindy. Aber sie spricht genauso. Wenn die Leute sie erkennen, dann meistens an ihrer Stimme.
Bei Netflix ist gerade zu sehen, wie Ilka Bessin auf der Bühne steht. Sie klingt nach Cindy: "Meine Hobbys sind Lesen, Schwimmen, Reiten und sieben warme Mahlzeiten am Tag." Es geht um die peinliche Stuhlprobe beim Arzt oder wie man der eigenen Mutter immer ähnlicher wird. Klassischer Comedystoff, viel Selbstironie, die Gags gerne derbe.
"Die Leute nehmen einen wunderbar an", erzählt Bessin im dpa-Interview. "Ich hatte natürlich ein bisschen Angst und vorher überlegt, wie sprichst du jetzt eigentlich, wenn du das Kostüm ablegst. Man denkt, man muss jetzt komplett alles ändern oder andere Witze machen. Ich habe dann gemerkt, dass die Leute einem sehr wohlgesonnen sind und mich sehr fröhlich empfangen haben." Es sei wie nach Hause kommen gewesen.
Bessin hat mit einer Co-Autorin ein Buch geschrieben, "Abgeschminkt". Darin heißt es: "Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede." Gerne werben Biografien damit, "schonungslos" zu sein. Hier passt es. Sie wird als Kind gemobbt, später von den Männern enttäuscht und wegen Telefonsex erpresst. Ihr dementer Vater wird zum Pflegefall und stirbt, ein Einschnitt.
Ilka Bessin ist heimatverbunden. Sie ist immer noch die Tochter, die Weihnachten zur Familie fährt, wo es dann Hühnerfrikassee gibt. "Ich fahre im Sommer auch immer zum Kniffeln im Garten nach Hause. Ich liebe das einfach."
Sie kommt aus dem brandenburgischen Luckenwalde und wuchs in der DDR auf. Das Erwachsensein fällt mit dem Mauerfall zusammen. Sie lernt Köchin, arbeitet als Kellnerin, im Hotel und auf dem Kreuzfahrtschiff. Vier Jahre lang ist sie arbeitslos, sie isst Toast mit Nutella und Pudding im Sechserpack.
Zum "Quatsch Comedy Club" kommt sie durch einen Zufall. Dank der Bühne und dem Fernsehen bis hin zur "Wetten, dass..?"-Assistentin wird sie so berühmt, dass die "New York Times" diese "Walküre von einer Frau" porträtiert. Sechs Mal gewinnt sie beim Deutschen Comedypreis. Auch, dass Ruhm zu Kopf steigt, ist kein Klischee: In ihrem Buch steht, wie gemein sie sein konnte.
Erfolg ist nicht nur schön. "Es ging für mich so rasend schnell, ich konnte damit gar nicht umgehen", sagt Ilka Bessin. "Ich musste mir einfach eingestehen, dass ich manchmal wirklich unhöflich war und nicht sehr respektvoll mit Leuten umgegangen bin. Man kriegt den Höhenflug." Das gehe ganz vielen so, man müsse wirklich die Kurve kriegen. Sie findet: "Wenn man Leute hat, die einfach mal sagen, dass man gerade nicht der Mittelpunkt der Erde ist, ist es auch gut so."
In der "Bild" war zu lesen, dass Ilka Bessin einen Mann aus der IT-Branche heiraten will. Dazu hält sie sich bedeckt. "Wir können ja einfach schreiben, er ist Schokofabrikant. Man will ja nicht die Leute in die Öffentlichkeit zwingen. Mir hat mal jemand gesagt: Liebe darf nicht wehtun. So sehe ich das auch. Es tut einfach nicht weh. Ich bin ein sehr zufriedener und glücklicher Mensch - in jedem Bereich."
Als Ilka Bessin macht sie weiter Witze über ihr Gewicht, auch wenn es sie früher geschmerzt hat, wenn andere fiese Sprüche über die "dicke, fette Arschbulette" rissen. Sprüche macht sie lieber selbst. Etwa über den Arzt, der sie aufmerksam macht: "Frau Bessin, Sie wissen schon, dass Sie Übergewicht haben?" Sowas kommentiert sie mit theatralischem "Nein!" und "Wirklich?"
Das Thema ist ein Dauerbrenner. Sie merkt an, dass sich andere Leute mehr mit ihrer Figur beschäftigten als sie selbst und zeigt sich selbstbewusst. Im Sommer habe sie auch mal einen Bikini am Strand an. "Dem Meer ist es doch echt scheißegal, ob du eine Bikinifigur hast oder nicht. Wir sollten Spaß haben - dann solltest du einfach das anziehen, was du möchtest. Ob du ein T-Shirt trägst zu deiner Bikini-Hose oder ein Badekleid oder einen Ganzkörperbadeanzug."