Hollywood Oscars ohne Gastgeber? Wer macht den Job?
Los Angeles (dpa) - Sandra Bullock wird es wohl nicht tun. Es sei ein "undankbarer Job" als Gastgeber der Oscars auf der Bühne zu stehen, erklärte die Oscar-Preisträgerin im vergangenen Monat in der "Today Show".
Da kochte gerade die Kontroverse um Kevin Hart hoch, den die Filmakademie Anfang Dezember zum "Host" der Gala-Show ernannt hatte. Der schwarze Comedian machte schnell einen Rückzieher, nachdem frühere schwulenfeindliche Tweets und Witze von Hart im Netz kursierten.
Nach einem längeren Hin und Her mit vielen Entschuldigungen und hitzigen Diskussionen kam vorige Woche sein klares "Nein". Es bliebe jetzt nicht mehr genug Zeit, um sich auf diesen Auftritt vorzubereiten, sagte der Komiker. Wer oder was nun? Das ist jetzt Hollywoods drängende Millionen-Frage. In gut fünf Wochen - am 24. Februar - geht das Trophäenspektakel über die Bühne. Am kommenden Dienstag werden die Oscar-Nominierungen verkündet.
Die "Academy" hüllt sich in Schweigen, auch eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur blieb ohne Antwort. Die Zeit wird knapp. Jetzt würde der Moderator schon mitten in den Vorbereitungen stecken, mit einem Team von Schreibern an Witzen feilen, sich Gags ausdenken und den gewohnten Eröffnungsmonolog mit frechen Seitenhieben auf Politik und Showbusiness schreiben. Umso eifriger spekuliert die Branche, wer bei der 91. Oscar-Show den Ton angeben wird.
Das Filmblatt "Variety" tippt auf eine Gala ohne festen Gastgeber, es sei denn in letzter Minute springt noch ein Star ein. "Insidern" zufolge bemühten sich die Show-Produzenten derzeit um das "Avengers"-Team um Robert Downey Jr. und seine Superheldenkollegen, die sich auf der Bühne als Präsentatoren abwechseln könnten.
Die letzte Show ohne festen Moderator liegt 30 Jahre zurück, doch die Blamage hängt Rob Lowe bis heute nach. Der damals 25 Jahre alte Schauspieler eröffnete die Oscars mit einer zwölfminütigen Tanz- und Gesangsnummer. Der peinliche Auftritt an der Seite von Schneewittchen ging als einer der größten Patzer in die Oscar-Geschichte ein.
Auch 2012 war die Oscar-Moderation eine Zitterpartie, als wenige Monate vor der Trophäenvergabe die Köpfe rollten. Erst warf Show-Regisseur Brett Ratner nach einer homophoben Äußerung das Handtuch. Dann sprang Star-Komiker Eddie Murphy, ein guter Freund Ratners, als Gastgeber ab. Mit Billy Crystal zauberte die Akademie am Ende einen altbewährten Moderator aus dem Hut, es war sein neunter Auftritt.
Crystal war schon der Goldjunge bei der Verleihung 1998, als der Blockbuster "Titanic" vor 55,2 Millionen Fernsehzuschauern abräumte. Es war die höchste Oscar-Einschaltquote überhaupt. Im vergangenen Jahr - mit Jimmy Kimmel zum zweiten Mal auf der Bühne - verfolgten nur 26,5 Millionen Zuschauer die Show am Bildschirm mit.
Seit Jahren reden die Veranstalter davon, das verknöcherte Format etwas aufzulockern und ein jüngeres Publikum zu begeistern. Mit Komikern wie Chris Rock, Whoopi Goldberg und John Stewart bewies die Akademie schon mal Mut, die Show mit frechen Sprüchen aufzupeppen. Doch dieses Kalkül ging etwa 2011 mit den jüngsten Gastgebern im Doppelpack - James Franco und Anne Hathaway - nicht auf. Statt "young and hip" waren sie spröde und nervös.
Fast vier Stunden zog sich die Oscar-Gala im vergangenen März hin, eine der längsten Shows der letzten Jahrzehnte. Auch dass soll in diesem Jahr anders werden. Die TV-Ausstrahlung werde auf drei Stunden begrenzt, kündigte die Oscar-Akademie im vorigen Sommer an. Nach den neuen Plänen sollen einige Preise im Dolby-Theater während der Werbepausen statt in der Live-Show ausgeteilt werden. Ursprünglich wollte der Verband auch eine neue Sparte zur Würdigung von Publikums-Hits einführen, doch dieser umstrittene Plan wurde wenig später wieder gekippt.
Mit oder ohne Host - die Show könnte mit Änderungen überraschen. Oscar-Preisträgerin Helen Mirren (73, "Die Queen") würde einen Gastgeber und dessen "komödiantische Rolle" auf der Bühne begrüßen, sagte die Britin diese Woche der Zeitung "USA Today". Es seien schließlich die Oscars und nicht etwa eine ernste Angelegenheit "wie der Shutdown der Regierung". Ein Gastgeber könnte sich über alle lustig machen. "Und das ist gar nicht mal so schlecht", fügte Mirren hinzu.