Autor von "Memed mein Falke" Türkischer Schriftsteller Yasar Kemal gestorben
Einer der international bekanntesten Schriftsteller der Türkei, Yasar Kemal, ist am Samstag gestorben. Der 91-Jährige lag seit Januar wegen mehrfachen Organversagens auf der Intensivstation eines Istanbuler Krankenhauses. Das teilte sein Arzt Mehmet Akif Karan mit.
Mit seinem 1955 veröffentlichten Roman "Memed mein Falke" wurde er zum meistgelesenen Schriftsteller seines Landes und erlangte weltweiten Ruhm. Der Romanheld, der "schmächtige Memed", lehnt sich darin gegen die Herrschaft der Großgrundbesitzer auf und zieht als Bandit in die Berge.
Der Kampf für Freiheit und Menschenrechte zieht sich als roter Faden durch Kemals Werk, zu dem 20 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten gehören.
Dreimal im Gefängnis
Für seine Überzeugungen ging Kemal auch ins Gefängnis - insgesamt dreimal. Unter anderem wurde der Schriftsteller 1971 wegen seiner Arbeit für die marxistische Türkische Arbeiterpartei von der damaligen Militärregierung inhaftiert. Da viele Schriftsteller seiner Generation in Haft saßen, bezeichnete Kemal das Gefängnis als "Schule der türkischen Gegenwartsliteratur".
Kemal, selbst Kurde, hat die Kurden-Politik seines Landes immer wieder kritisiert. Im Jahr 1996 wurde er wegen "Volksverhetzung" zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Weil er Mordanschläge von Rechtsradikalen fürchtete, lebte er zeitweise in Schweden, bevor er nach Istanbul zurückkehrte.
Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels
Kemal wurde mit vielen internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet und 1972 als erster türkischer Schriftsteller für den Literaturnobelpreis nominiert. Günter Grass sagte 1997 in seiner Laudatio zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Kemal: "In Yasar Kemals Büchern ist die Darstellung des Rassenwahns als Ausdruck offizieller Regierungspolitik kenntlich. Deshalb ist der Autor den Herrschenden lästig."
Dieser Linie blieb Kemal treu. Die Gezi-Proteste im Sommer 2013 unterstützte er und schrieb in der italienischen Tageszeitung "La Repubblica": "Der Hass der gegen Meinungsfreiheit und Demokratie geschaffen wird, ist eine große Katastrophe in unserer Generation und kann nie verziehen werden. Was wir heute benötigen, ist ein demokratisches Regime."