Keine neuer Vorentscheid NDR bleibt stur: "Wir haben eine gültige Entscheidung"
Nach dem Eklat um Andreas Kümmerts Rückzieher beim ESC-Vorentscheid hält der verantwortliche Sender NDR daran fest, dass die zweitplatzierte Sängerin Ann Sophie Deutschland beim Grand Prix in Wien vertreten soll. Auf die Frage von t-online.de, ob die Veranstaltung angesichts des überwältigenden Voting-Ergebnisses für den "Heart Of Stone"-Sängers nicht wiederholt werden müsste, teilte NDR-Sprecherin Iris Bents schriftlich mit: "Nein. Wir haben eine gültige Entscheidung." Zu einer weitergehenden Erklärung war der Sender auch auf unsere telefonische Nachfrage hin nicht bereit.
Kurz zuvor hatte der NDR das Ergebnis des Zuschauer-Votings zum Finale von "Unser Song für Österreich" bekanntgegeben. Demnach hat Kümmert mit 78,8 Prozent der Stimmen haushoch gegen "Black Smoke"-Sängerin Ann Sophie (21,3 Prozent) gewonnen. Dabei hatten in den insgesamt drei Voting-Runden mehr als anderthalb Millionen Zuschauer telefonisch und per SMS abgestimmt.
"Der Abend muss wiederholt werden"
Da fragt man sich, was hier der eigentliche Eklat ist: Dass Kümmert sich dem Stress des ESC in Wien nicht gewachsen fühlt und deshalb kurzentschlossen sein Ticket abgab, oder dass der NDR sich dem eindeutigen Ergebnis zum Trotz einer Wiederholung widersetzt?
Letztere Frage ist nämlich genau die, die auch Millionen von Zuschauer nach dem verunglückten Wettbewerb bewegt. Auf den Facebook-Seiten des ESC und der ARD überschlugen sich nach der Show sowie am Tag darauf die Kommentare der User, die zu großen Teilen einen erneuten Vorentscheid wollen.
"Ich finde, der Abend muss wiederholt werden, damit es fair ist", hieß es stellvertretend für viele weitere Beiträge in einem der Posts. Jetzt, da angesichts von Kümmerts überwältigendem Sieg klar ist, dass die gesamte Veranstaltung Makulatur ist, wird das Publikum erst recht eine Wiederholung fordern.
Für Ann Sophie nicht zumutbar
Dazu kommt, dass Nachrückerin Ann Sophie mit ihrem bescheidenen Final-Ergebnis so gut wie keinen Rückhalt der Deutschen bei ihrem ESC-Auftritt am 23. Mai in Wien haben wird. So gesehen ist der Sängerin die deutsche Vertretung bei dem Wettbewerb kaum zumutbar. Denn falls sie in Wien nur einen mittleren oder hinteren Platz belegen sollte, dürfte das Mitgefühl der Zuschauer umso geringer ausfallen. Das sollte auch der "verantwortliche" Sender NDR längst erkannt haben. Hat er aber nicht, wie die knappe Antwort auf unsere Anfrage nahelegt.
Zudem ist zu befürchten, dass das deutsche Interesse am ESC, nachdem dieses durch Stefan Raabs Initiative und Künstler wie Max Mutzke oder Lena Meyer-Landrut nach Jahren der Gleichgültigkeit wieder aufgeflammt war, erneut versiegt.
Angesichts all dieser drohenden Schäden, sollte sich der NDR möglichst rechtzeitig überlegen, ob er nicht lieber einlenkt und dem misslungenen Vorentscheid doch noch eine Wiederholung gönnt. Wenn Ann Sophie dabei den Sieg davontragen sollte, hätte sie zumindest ein solides Mandat für Wien. Aber so möchte man beim ESC in Österreich lieber nicht in ihrer Haut stecken.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.