Tour de France Cadel Evans Leidtragender bei übler Nägel-Attacke
Eine Nägel-Attacke auf der ersten Pyrenäen-Etappe der Tour de France hat den Sieg des Spaniers Luis Leon Sanchez überschattet und für einen Skandal gesorgt. Glück im Unglück hatte dabei vor allem Titelverteidiger Cadel Evans. Nach einem Reifendefekt musste er auf den schmalen Straßen am Gipfel des letzten Berges des Tages lange auf seinen Teamwagen warten. Auch sein Teamkollege Marcus Burghardt konnte nicht helfen - dessen Hinterradreifen war ebenfalls platt. Die chaotische Situation kostete den Australier zunächst rund zwei Minuten. (Etappenergebnis im Überblick)
In einer Solidaritäts-Aktion drosselten die anderen Favoriten aber ihr Tempo auf der Abfahrt, so dass Evans noch den Sprung ins Hauptfeld schaffte. Auch Spitzenreiter Bradley Wiggins und der Gesamtdritte Vincenzo Nibali, die ihrerseits ebenfalls Defekte zu beklagen hatten, profitierten von dem gemächlichen Tempo. Ausgestreute Nägel waren verantwortlich für die Pannen-Serie. (Gesamtwertung im Überblick)
"Ein krimineller Akt"
Renn-Direktor Jean-Francois Pecheux bestätigte den Vorfall. "Ein oder zwei Zuschauer haben die Dinger auf die Straße geworfen. Rund 30 Fahrer waren betroffen, ich habe Andreas Klöden das Rad von Teamkollege Maxime Monfort nehmen sehen. Manche hatten zwei oder drei Nägel im Reifen. Was soll ich sagen - es gibt immer wieder Idioten da draußen", sagte Pescheux fassungslos. "Wir werden die Gendarmerie einschalten." Jim Ochowicz, Direktor des Evans-Teams BMC, ergänzte: "Das war ein krimineller Akt."
Das französische Fernsehen zeigte Bilder von Begleitmotorrädern, in deren Reifen dicke Nägel steckten. "Das ist ein dummer Einfall und lebensgefährlich", sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme erbost. "Das ist kein Radsport mehr", schimpfte auch Marcus Burghardt im Ziel. "Da muss was unternommen werden."
Sanchez gelingt entscheidende Attacke
Tagessieger Sanchez, der sich auf der 191 Kilometer langen Etappe bei zum Teil heftigem Regen und eisigen Temperaturen am besten zurechtfand, bekam von dem Vorfall nichts mit. Schon lange vor der Ziellinie durfte er als Solist einer anfänglichen Ausreißergruppe jubeln. Der Rabobank-Fahrer erinnerte bei seinem insgesamt vierten Tour-Etappensieg mit einem Blick nach oben an seinen tödlich verunglückten Bruder. Kurz vor der Ziellinie in Foix nuckelte er dann am Daumen - seine Frau erwartet ein Kind.
Elf Kilometer vor Foix hatte Sanchez seine Mitstreiter um den Youngster und Träger des Grünen Trikots, Peter Sagan, distanziert. "Ich wusste, dass es gegen Sagan im Sprint schwierig werden würde, also musste ich ihn auf eine andere Weise angreifen", sagte Sanchez. Der junge Slowake, der am Vortag im Zielsprint noch André Greipel unterlegen war, wurde dann Zweiter vor Sandy Casar aus Frankreich.
Evans kommt mit dem Schrecken davon
In der Gesamtwertung blieb alles beim Alten: Bradley Wiggins liegt weiter 2:05 Minuten vor seinem Landsmann und Sky-Teamkollegen Christopher Froome und den Italiener Nibali (+2:23). Vierter bleibt Evans (+3:19), der dreimal seine von Nägeln aufgespießten Reifen wechseln musste und noch einmal mit einem Schrecken davonkam.