Doping Kämna kontra Pauschal-Verdacht: "Ich glaube an den Radsport"
Bremen (dpa) - Der deutsche Radprofi Lennard Kämna hat sich nach dem überraschenden Tour-Erfolg des 22-jährigen Slowenen Tadej Pogacar gegen einen pauschalen Doping-Verdacht bei seiner Sportart gewehrt.
"Ich kann das nachvollziehen, dass solche Gedanken aufkommen und sich viele fragen, wie das sein kann. Für mich ist es nicht so, dass ich denke, das ging nur mit Doping", sagte der Bremer in einem Interview des "Weser-Kuriers". "Ich glaube auf jeden Fall an den Radsport. Ich weiß, dass ich sauber ganz nach vorn fahren kann, ich weiß das von meinen Teamkollegen. Von daher gehe ich davon aus, dass eine solche Leistung wie die von Tadej Pogacar sauber produziert worden ist."
Der 24 Jahre alte Kämna gewann bei der Tour de France in der vergangenen Woche selbst eine Etappe und glaubt, dass die Gesamterfolge der erst 22-jährigen Pogacar und Egan Bernal 2019 kein Zufall sind: "Leistungshöhepunkte werden im Radsport mittlerweile häufig deutlich früher erreicht als noch vor sechs, sieben Jahren. Das Training ab den Juniorenklassen ist deutlich besser geworden."
Für den Nürnberger Pharmakologen Fritz Sörgel spielt Doping im Radsport weiter eine große Rolle. "Dass da viel Chemie unterwegs ist und dass man im Radsport die Fahrer chemisch bei Laune halten muss, ist klar", sagte der Doping-Experte der Deutschen Presse-Agentur und ergänzte in Bezug auf die Tour de France: "Und dass nur mit besserem Training das Niveau gehalten werden kann, erscheint unwahrscheinlich." Zumal es wegen der Corona-Krise monatelang keine Rennen gegeben habe. "Deshalb ist es erstaunlich, dass man solche Leistungen bringen kann", sagte Sörgel.
Die französische Staatsanwaltschaft hatte Medienberichte bestätigt, wonach bei der Tour de France bei einer Durchsuchung des Teamhotels des Radrennstalls Arkéa-Samsic am vergangenen Mittwoch unweit von Méribel zahlreiche Gesundheitsprodukte, darunter Medikamente und in dem Zusammenhang auch Hinweise auf Doping, entdeckt worden waren.