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Corona-Hilfen im Fußball - Fanvertreterin: Staatliche Hilfen "sehr problematisch"


Corona-Hilfen im Fußball
Fanvertreterin: Staatliche Hilfen "sehr problematisch"

Von dpa
Aktualisiert am 16.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Vorstandsmitglied und Sprecherin des Fan-Bündnisses "Unsere Kurve e.Vergrößern des Bildes
Vorstandsmitglied und Sprecherin des Fan-Bündnisses "Unsere Kurve e.V.": Helen Breit. (Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa./dpa)

Frankfurt/Main (dpa) - Volle Stadien, Stimmung wie in Vor-Corona-Zeiten: Diese große Sehnsucht vieler Fans und Vereine erfüllt sich immer mehr.

Wenn - wie aktuell geplant - die meisten Corona-Auflagen bald entfallen, könnten wieder über 80.000 Zuschauer in Dortmund ihre Mannschaft anfeuern, mehr als 75.000 in München jubeln. Mit der Rückkehr zu vollen Stadien bekommen nicht nur die Fans ein großes Stück Fußball-Kultur zurück, die Clubs generieren auch wieder lange vermisste Einnahmen. Unter anderem, um ausbleibende Ticketverluste auszugleichen, haben einige von ihnen in der Pandemie staatliche Hilfen in Anspruch genommen. Das findet bei weitem nicht jeder gut.

"Moralisch ist es sehr problematisch", sagt Helen Breit, Vorsitzende des Fanbündnisses "Unsere Kurve", im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Vereine wissen, dass das Thema kompliziert ist und mit Blick auf das Milliardengeschäft Profifußball schnell hochkochen kann. Entsprechend wenig und vorsichtig sprechen viele von ihnen darüber.

Bislang rund 25 Millionen Euro ausbezahlt

Laut einer Übersicht des Bundesverwaltungsamts wurden im Rahmen der "Coronahilfen Profisport" bislang rund 25 Millionen Euro an den Profifußball gezahlt (Stand 14. März). Vereine sicherten sich zudem anderweitig Unterstützung, beispielsweise durch Landesbürgschaften oder Kredite.

Zu den Clubs, die finanzielle Hilfen in Anspruch genommen oder beantragt haben, gehören Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04, Erstligist Hertha BSC und der Hamburger SV. Schalke rechnet mit einer Überbrückungshilfe des Bundes für die in der Krise erlittenen Umsatzverluste in Höhe eines mittleren siebenstelligen Betrages. "Zur Einordnung: Unsere unverschuldeten Umsatzverluste durch Corona nähern sich der Marke von 100 Millionen Euro", sagte Vorstandschef Bernd Schröder zuletzt in einem Interview der Funke Mediengruppe.

Dass die Vereine 2020 von der Pandemie überrascht wurden und auf das Szenario nicht vorbereitet waren, ist unstrittig. Eine für Kritiker wichtige Frage ist: Haben Sie genug aus der Situation gelernt? Für Fanvertreterin Breit ist die Antwort klar.

"Ich verstehe es, wenn Vereine im ersten halben Jahr Probleme hatten, wenn sie vorher schlecht gewirtschaftet hatten, und dafür Lösungen finden mussten", sagt sie. "Ich habe aber den Eindruck, dass es viele Vereine auch nach zwei Jahren Pandemie noch nicht verstanden haben und sich in dem ganzen System fast nichts verändert hat. Das ist unsere Kritik." Für Irritationen sorgt in Anspruch genommene Hilfe auch, weil es ja auch viele Vereine aus eigener Kraft geschafft haben, fehlende Einnahmen auszugleichen - nicht nur finanzstarke mit einem Investor oder Mäzen dahinter.

Fans wie Breit fehlt das Verständnis dafür, wenn Hilfen in Anspruch genommen werden, obwohl doch so viel Geld im System zirkuliert und obwohl Vereine vor und auch in der Pandemie weiter viel Geld eingenommen haben.

Hilfe für Hertha trotz Windhorst-Millionen

"Wenn man auf das plakative Beispiel Hertha BSC schaut, ist es natürlich absurd, wenn auf der einen Seite 375 Millionen Euro von einem Investor reingesteckt werden und dann kommt es am Schluss auf sieben Millionen an, die man vom Staat kriegt", sagt Breit. "Natürlich fragt man sich, was da los ist, und wie man das mit dem Gewissen in dem Verein vereinbaren kann, da Steuergelder in Anspruch zu nehmen." Zur Wahrheit beim Thema Steuergelder gehört natürlich auch, dass die Clubs jährlich auch hohe Summen an den Fiskus abführen.

Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller hatte dem "Kicker" zuletzt gesagt, dass die Berliner Überbrückungshilfe erhalten haben. Die Zahlung lag dem Bericht nach bei rund sieben Millionen Euro. Seit ihrem Einstieg im Sommer 2019 hat die Tennor-Gruppe um Investor Lars Windhorst insgesamt 375 Millionen Euro in Hertha BSC investiert.

"Entgegen unser aller Hoffnung hält uns die Pandemie immer noch in Atem und hat große wirtschaftliche Auswirkungen vor allem im Bereich der Zuschauereinnahmen", hatte Schiller gesagt. Zumindest beim Thema ausbleibende Zuschauereinnahmen sollte es in Zukunft eine Entspannung geben.

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