Deutscher Fußball-Bund Sportgerichts-Boss Lorenz kritisiert Kommunikation beim DFB
Frankfurt/Main (dpa) - Der langjährige Vorsitzende Richter des DFB-Sportgerichts, Hans E. Lorenz, hat kurz vor dem Ende seiner Amtszeit die Kommunikation beim Deutschen Fußball-Bund kritisiert.
"Das ist etwas, was mir beim DFB in den letzten Jahren stark zu kurz gekommen ist. Das hängt natürlich auch mit Corona zusammen, aber nicht nur", sagte der 71-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Die Kommunikation innerhalb des Verbandes hat, auch weil die Spitze viel mit sich selber zu tun hatte, maßgeblich gelitten. Sie muss dringend in der nächsten Legislaturperiode intensiviert werden - in allen Richtungen."
Weil er die Altersgrenze erreicht hat, endet die Amtszeit von Lorenz beim DFB-Bundestag in Bonn. Dort wird beim skandalträchtigen Verband auch ein neuer Präsident gewählt. Als Lorenz-Nachfolger kandidiert sein bisheriger Stellvertreter Stephan Oberholz aus Leipzig. Lorenz führte das Sportgericht seit 2007 an, er gehört auch der Disziplinarkommission der UEFA an.
Bundesliga fairste Liga
In über 2000 - meist schriftlichen - Verfahren urteilten er und sein Gremium über Strafen für Vereine, Trainer und Spieler, über Fanvergehen und auch spektakuläre Streitfälle wie der so genannte Platzsturm beim Relegationsspiel 2012 zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC oder das Phantomtor von Leverkusens Stefan Kießling.
Der Jurist aus dem rheinhessischen Wöllstein, vor seiner Pensionierung Vorsitzender Richter der Großen Strafkammer am Landgericht Mainz, ist bis zum Bundestag auch noch Mitglied des Vorstandes beim DFB. Auch da vermisse er eine bessere Kommunikation und mehr als die zwei Sitzungen im Jahr. "Wenn die jetzt alle die Tür reinkommen, da würde ich bei allenfalls zwei Drittel sagen: Die habe ich schon mal gesehen. Und bei der Hälfte würde mir der Namen spontan einfallen", sagte Lorenz.
Eine positive Entwicklung sieht der Sportgerichtsvorsitzende beim Verhalten der Protagonisten im Profifußball. Die Bundesliga sei "von den großen Ligen mit Abstand die fairste". Die Tendenz mit zurückgehenden Roten und Gelb-Roten Karten sei eindeutig. "Der Videoassistent schützt uns vor Arbeit: Unentdeckte Tätlichkeiten hinter dem Rücken der Schiedsrichter gibt es nicht mehr", erklärte Lorenz.