Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Zusammenbruch einer 15-Jährigen Das ist einfach nur krank
Trotz schwerer Dopingvorwürfe ging
Stellen Sie sich vor, Sie sind Sporttrainerin eines Kindes. Eines 15 Jahre alten Kindes, das vor wenigen Augenblicken unter immensem Druck auf der größten Bühne der Welt performt hat und mehrfach gestürzt ist. Dessen Traum geplatzt ist. Dieses Kind weint hemmungslos, ist emotional völlig am Boden. Würden Sie es nicht in den Arm nehmen? Trösten? Bereuen, dass Sie diesem Kind die Situation überhaupt zugemutet haben?
Eteri Tutberidse war in dieser Situation. Die russische Eiskunstlauf-Trainerin hatte nicht nur ihren Anteil daran, dass die 15-jährige Kamila Walijewa wegen einer positiven Dopingprobe im Fokus der Öffentlichkeit steht. Sie hatte auch ihren Anteil daran, dass Walijewa allein weinte.
Tutberidse stand wortlos neben der jungen Russin und wartete nur auf die Punktewertung der Richter. Ihre Empathielosigkeit war kälter als die Eisfläche wenige Meter neben ihr. Oder wie Katarina Witt in der ARD unter Tränen (mehr dazu lesen Sie hier) sagte: "Es ist so verantwortungslos, was hier gemacht wurde."
Erst als die minderjährige Sportlerin in Tränen aufgelöst und dem Zusammenbruch nahe am Rande der Eisfläche auf ihre Wertung wartete, spendete ihr das russische Trainerteam Trost. Der gesamte Vorfall zeigt, wie krank das Sportsystem im russischen Eiskunstlauf ist. Walijewa hätte nach den Ereignissen der vergangenen Tage eigentlich gar nicht starten dürfen.
Der Mensch steht an zweiter Stelle
Ihre Entourage hätte dafür sorgen müssen, dass sie zum Zeitpunkt der Kür zu Hause ist und sich von dem Trubel um ihre Person erholen kann. Doch die 15-Jährige stand auf dem Eis und sollte eine Medaille gewinnen. Das ist das Einzige, was am Ende zählt. Der Mensch dahinter steht nur an zweiter Stelle. Das Gefühl, was bleibt, ist: Die Nächste, bitte!
Und so ist Witt nicht die einzige Person, die sich nach diesem Donnerstag fragt, ob wir Kamila Walijewa in vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Mailand wiedersehen werden.
Nach diesen Erlebnissen in Peking bleibt die Frage, ob das nicht sogar besser für ihre Gesundheit wäre. Und dieser Wettbewerb stellte erneut klar, dass ein Mindestalter für Einzelsportler zwingend notwendig ist. Denn was für ein Druck diesen Kindern bei den Olympischen Spielen zugemutet wird, ist verantwortungslos.
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