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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gina Lückenkemper "Entwicklung zu einer Weltklasse-Sprinterin von Bedeutung"
Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper hat einen fulminanten Saisonstart hingelegt. Und damit im Hinblick auf die WM bereits ein Zeichen gesetzt.
Aus Budapest berichtet Melanie Muschong
Im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften in München ging Gina Lückenkemper als Außenseiterin in das 100-Meter-Finale. Am Ende schlug sie dennoch die Hände vor das Gesicht, schrie und brach vor Freude in Tränen aus – sie hatte sich den Titel geholt. Ihre gute Form scheint seitdem nicht mehr abzureißen. Lückenkemper präsentiert sich vor ihrem Start bei der Leichtathletik-WM in Budapest weiter stark in Form.
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In Atlanta kam sie im Vorlauf Anfang Mai nach 11,00 Sekunden im Ziel an. Auch den 100-Meter-Sprint auf Bermuda Ende des Monats beendete sie nach 11,03 Sekunden. Bei der Diamond League Anfang Juni wurde Lückenkemper mit 11,09 Sekunden Zweite. In Dessau sprintete Lückenkemper in 10,98 und 11,04 Sekunden über die Ziellinie. Zudem wurde sie in 11,03 Sekunden Deutsche Meisterin. Auf Instagram schrieb die Leistungssportlerin über ihre Erfolge: "Neun Mal bin ich bisher dieses Jahr über die 100 Meter an den Start gegangen und die langsamste Zeit dieses Jahr ist eine 11.16. – 2023 wird krass."
"Bester Saisonstart ihrer bisherigen Karriere"
Diese Ergebnisse zu Beginn der Leichtathletik-Saison zeigen: Die 26-Jährige hat im Jahr der Weltmeisterschaft enorme Ambitionen. Sollte Gina Lückenkemper ihre Leistung noch steigern können, wäre auch denkbar, dass sie ihre eigene Bestmarke von 10,95 Sekunden aus dem Jahr 2017 knackt.
Ihr Trainer Lance Brauman sagt t-online: "Es ist der beste Saisonstart ihrer bisherigen Karriere. Ich bin begeistert von der Beständigkeit und freue mich auf den Rest der Saison." Was momentan nach Leichtigkeit aussieht, war für die Soesterin ein langer harter Weg unter die Top-Athletinnen, der noch nicht zu Ende ist.
Duell mit dem Weltmeister
Lückenkemper lebt und trainiert in den USA. Sie gehört als einzige Deutsche der Gruppe von Trainer Lance Brauman an. Sie duelliert sich dort unter anderem mit dem dreifachen Weltmeister Noah Lyles. Er ist Spezialist über 200 Meter. "Konstanz ist der Schlüssel", sagt Lückenkemper selbst.
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In dem kleinen 45.000-Einwohner-Ort Clermont in Florida ist das National Training Center von Brauman – und das zweite Zuhause von Lückenkemper. Seit 2020 ist die Deutsche dort und beendete dafür die langjährige Zusammenarbeit mit ihrem alten Trainer Uli Kunst. Zu Beginn des Trainerwechsels lief jedoch nicht alles rund. Lückenkemper musste während der Corona-Pandemie in Bamberg trainieren und verletzte sich. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte sie, sie habe erst seit November 2021 richtig von dem Training von Brauman profitiert.
"Für Entwicklung zu einer Weltklasse-Sprinterin von Bedeutung"
Inzwischen sehen sowohl sie als auch ihr Trainer Fortschritte der Trainingsgruppe. Brauman sagt t-online weiter: "Die besten Sprinterinnen der Welt trainieren in der Regel in Gruppen. Hier hat sie den Vorteil, dass sie Trainingspartner mit ähnlichen Fähigkeiten und ähnlichen Erwartungen hat. Sie hat ein besseres Verständnis für die professionelle Seite dieses Sports entwickelt. Das Wetter in Zentralflorida ist dem Sprint eher zuträglich. Gleichgesinnte zu haben, ist für die Entwicklung zu einer Weltklasse-Sprinterin von entscheidender Bedeutung."
Brauman ist Fachmann auf seinem Gebiet. Er gilt als einer der Besten – doch dafür müssen seine Sportlerinnen und Sportler auch hart arbeiten. Auf ihrem Instagram-Account gibt Lückenkemper immer wieder Einblicke in ihren Alltag in Clermont. Dort ist es von Mai bis Oktober im Durchschnitt über 30 Grad warm, die Bedingungen für die Athletinnen und Athleten sind gut – und Höchstleistungen damit im Training keine Seltenheit, trotz der enormen Anstrengungen.
Lückenkemper verausgabt sich im Training regelmäßig und scherzt darüber dann auch unter gepostete Trainingsbildern: "So rot, wie die Tartanbahn. Es ist wieder diese Zeit des Jahres." Oder auch: "Ob ich morgen nach den Bergläufen noch so lachen kann? Ich bezweifle es."
WM in Budapest? "Ziel, Finale zu erreichen"
Lückenkemper musste sich erst an die Intensität des Trainings in den USA gewöhnen. Im Gespräch mit der "Sportschau" sagte Brauman, dass die Deutsche das Training inzwischen "viel besser verkraftet" habe. Lückenkemper betonte selbst, sie sei "krasser geworden" und schrieb zuletzt auf Social Media, dass "die richtig schnellen Zeiten" noch kommen werden.
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Dass Lückenkemper bereits jetzt starke Zeiten läuft, liege für Brauman an der Tatsache, dass sie lange genug an dem Programm teilgenommen habe, um Fortschritte zu sehen. "Und daran, dass sie gesund geblieben ist", so ihr Coach. "Das Ziel ist es, immer gute Zeiten zu laufen. Auch, wenn sie sich immer noch in einem schweren Trainingszyklus befindet."
Vor allem der Start ist aber immer noch die Schwäche der 26-Jährigen. Lückenkemper verliert im ersten Rennabschnitt am meisten Zeit, während sie hinten raus im Rennen für ihre Beschleunigung steht. Doch genau daran hat sie zuletzt viel gearbeitet, wie auch Brauman verrät.
"Sie arbeitet kontinuierlich an den ersten 30 Metern, und fängt an, echte Fortschritte zu machen. Wenn sie gesund bleibt und weiter an ihrem Rennen arbeitet, ist es ihr Ziel, eine persönliche Bestzeit zu laufen und das Weltmeisterschaftsfinale zu erreichen."
- Eigener Kontakt zu Lance Brauman
- sueddeutsche.de: "Dampfend vor Glückseligkeit"
- sportschau.de: "Lückenkemper – "Zeiten sind krasser geworden – aber ich auch""