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Turnen: Ex-Athletin Kim Janas erhebt schwere Missbrauchsvorwürfe


"Bestraft oder mundtot gemacht"
Weitere Ex-Turnerin äußert sich über Missbrauch

Von t-online, flv

07.01.2025 - 12:24 UhrLesedauer: 3 Min.
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Kim Janas: Nach drei Kreuzbandrissen musste die junge Turnerin bereits 2016, im Alter von 16 Jahren ihre Karriere beenden. (Quelle: imago sportfotodienst/imago)
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Die Missbrauchsvorwürfe im deutschen Turnsport reißen nicht ab. Kurz nach Spitzenathletin Janine Berger geht nun eine weitere Person an die Öffentlichkeit. Mit erschreckenden Aussagen.

Immer mehr frühere und aktive Athletinnen melden sich im Zusammenhang mit dem Skandal im deutschen Turnsport zu Wort. Dabei geraten der Deutsche Turner-Bund (DTB), der Schwäbische Turnerbund (STB) und das Kunst-Turn-Forum in Stuttgart (KTF) zunehmend in die Kritik.

Zu den kritischen Stimmen gehört nun auch Kim Janas, eine ehemalige Turnerin, die in einem ausführlichen Instagram-Post erschreckende Einblicke in ihre Erlebnisse gewährt.

Vorwürfe gegen Trainingsmethoden

Janas beendete ihre Karriere bereits 2016 mit gerade einmal 16 Jahren. Drei Kreuzbandrisse zwangen sie damals zur Aufgabe. Heute arbeitet sie als Sängerin und Schauspielerin, bekannt unter anderem durch ihre Teilnahme bei "Deutschland sucht den Superstar" im Jahr 2022. Nun berichtet sie, wie stark der Leistungsdruck und der Fokus auf das Gewicht in ihrer Zeit als Turnerin am Stützpunkt in Stuttgart waren.

"Die Themen Essen und Gewicht standen auf der Tagesordnung", schreibt Janas auf Instagram. Von täglichem Wiegen bis hin zu Taschenkontrollen, um sicherzustellen, dass keine Süßigkeiten mitgeführt wurden, sei alles genauestens überwacht worden.

"Wir haben damals zur Schlafenszeit auf dem Bett herumgehüpft oder Frischhaltefolie genutzt, um ein paar Gramm zu verlieren", schildert Janas. Der Grund: Die Angst vor Strafen oder Bloßstellungen bei den morgendlichen Wiege-Ritualen. "Kritik oder eigene Meinungen hatten keinen Platz, und wer sich versuchte zu wehren, wurde bestraft oder mundtot gemacht."

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Janas berichtet weiter, dass sie trotz eines Körperfettanteils von 9 Prozent als "dick" dargestellt wurde. Ihr sei nahegelegt worden, sich an Turnerinnen mit lediglich 4 bis 5 Prozent Körperfett zu orientieren. Solche Vergleiche hätten sie nachhaltig belastet. "Auch acht Jahre später bin ich nicht ganz geheilt, doch ich habe einen Weg gefunden, damit besser umzugehen", schreibt die heute 25-Jährige. Dennoch bleibe es ein andauernder innerer Kampf und sei nach wie vor schambehaftet.

Eine Welle der Vorwürfe

Der Beitrag von Kim Janas reiht sich in eine zunehmende Zahl öffentlicher Statements ehemaliger und aktiver Turnerinnen ein, die Missstände in den deutschen Turnstrukturen anprangern. Angeführt von den früheren Auswahl-Turnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm hatten zuletzt mehrere Sportlerinnen Missstände am Stützpunkt in Stuttgart öffentlich gemacht.

Angeprangert wurden unter anderem "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch". Der Druck, dem junge Athletinnen ausgesetzt sind, wird als toxisch und schädlich beschrieben. Spitzenturnerin Janine Berger sprach sogar von "gebrochenen Knochen und gerissenen Bändern", die ignoriert worden seien.

Ähnliches offenbart nun auch Janas, die sich an eine Situation nach ihrem ersten Kreuzbandriss im Alter von 13 Jahren noch genau erinnert. Sie habe "sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt und ich nicht weiter trainieren konnte." Janas weiter: "Ich war 13 Jahre alt und meine Heimtrainerin meinte nur "Ach hab dich nicht so". Ich konnte nicht mehr auftreten und hatte einfach nur Schmerzen." Als sie sich weigerte, weiterzutrainieren, habe ihre Trainerin mit den Worten reagiert: "Na dann ruf doch deine Mutter an und geh'!" Danach sei sie fallen gelassen worden, "da ich ja zu nichts mehr zu gebrauchen sei."

Vom Deutschen Turner-Bund oder den betroffenen Institutionen in Stuttgart gibt es bislang keine Stellungnahme, die auf die neuesten Vorwürfe eingeht.

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Verwendete Quellen

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