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Handball-WM: DHB-Rückkehrer Franz Semper – vom Außenseiter zum X-Faktor


Spektakulärer Auftritt von DHB-Star
Deutschlands Trumpf aus dem Nichts


24.01.2025 - 09:21 UhrLesedauer: 4 Min.
Franz Semper: Er kam im WM-Spiel gegen Italien zum ersten Mal zum Einsatz.Vergrößern des Bildes
Franz Semper: Er kam im WM-Spiel gegen Italien zum ersten Mal zum Einsatz. (Quelle: Tilo Wiedensohler/imago-images-bilder)
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Gegen Italien machte das DHB-Team den Viertelfinaleinzug klar. Mitentscheidend war dabei mit Franz Semper ein Spieler, der bislang keine Rolle spielte. Nun könnte er zum X-Faktor werden.

Aus Dänemark berichtet Nils Kögler

Mit einem breiten Grinsen und durchaus zu Späßen aufgelegt, stellte sich Franz Semper am Donnerstagabend den Fragen der Journalisten. "So habe ich mir das vorgestellt", gab der 27-Jährige von Bundesligist SC DHfK Leipzig laut lachend zu Protokoll.

Vorangegangen war ein glänzendes Turnierdebüt Sempers. Im zweiten Hauptrundenspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft gegen Italien hatte Semper einen Traum-Turniereinstand gefeiert und großen Anteil am vorzeitigen WM-Viertelfinaleinzug der DHB-Auswahl gehabt. Ausgerechnet Semper. Der Spieler, der aufgrund von muskulären Problemen zuvor alle Spiele verpasst hatte, könnte jetzt vom Außenseiter zum X-Faktor werden.

Von Beginn an voll in der Partie

Gegen Italien zündete Semper von Beginn an den Turbo: In der 37. Minute wurde Semper erstmals von Bundestrainer Alfred Gislason auf die Platte geschickt und die Spielminute war noch nicht vorbei, da hatte er bereits zwei Tore auf dem Konto. Durch seine Treffer konnte sich Deutschland erstmals mit vier Toren (18:14) von den Italienern absetzen und ließ im Anschluss nichts mehr anbrennen.

 
 
 
 
 
 
 

Semper beendete mit seinem starken Einstieg nicht nur die eigene Leidenszeit, die ihn aufgrund von muskulären Problemen in den ersten vier Spielen zum Zuschauen verdammt hatte, sondern auch die der deutschen Offensive. Die hatte sich nämlich bis dahin sehr schwergetan mit den aggressiv verteidigenden Italienern. Nie konnten sich die Deutschen mehr als drei Tore absetzen, mussten zeitweise sogar Rückständen hinterherrennen.

"Hatte richtig, richtig gutes Gefühl"

In Abwesenheit des erkrankten Spielmachers Juri Knorr fehlte es der DHB-Auswahl schlicht an Tempo und Kreativität, um die Italiener ins Straucheln zu bringen – doch dann kam Semper und damit ein Ruck ins Offensivspiel.

"Es hat natürlich Spaß gemacht", sagte Semper nach dem Spiel über sein gelungenes Comeback. "Ich hatte ein richtig, richtig gutes Gefühl, auch wenn wir uns als Mannschaft insgesamt schwergetan haben."

Große Freude über den Rückkehrer herrschte auch bei den Teamkollegen. "Es ist schön, dass er wieder mitwirken kann und sich die harte Arbeit von Franz und dem medizinischen Team ausgezahlt hat", sagte etwa Kapitän Johannes Golla.

"Dann ist er ein extrem wichtiger Teil von uns"

"Er kam direkt mit dem Tempo und Selbstvertrauen rein, das wir gebraucht haben", so Golla weiter. Zusammen mit dem ebenfalls stark aufgelegten Torhüter Andreas Wolff sei er der Grund für den deutlichen Sieg gewesen. Er hoffe, dass Sempers Körper die Belastung gut aushalte. "Er soll diese Leichtigkeit beibehalten, dann ist er ein extrem wichtiger Teil von uns", sagte Golla.

In der Tat könnte sich Sempers Rolle in den kommenden Spielen als sehr wichtig herausstellen. Das liegt vor allem auch an der schleppenden Form von Renārs Uščins. Der 22-jährige Rückraum rechts spielte ein überragendes Jahr 2024 und war einer der Säulen der Mannschaft, die im August die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen erreichte.

Die Mannschaft braucht ihn

Bislang kann Uščins jedoch noch nicht an seine Olympia-Form anschließen. Bei der WM wirkt er etwas müde, trifft vermehrt keine guten Entscheidungen und leistet sich deshalb zu viele Fehlpässe und Fehlwürfe. So auch gegen Italien. "Renārs hat natürlich einen ziemlich müden Eindruck gemacht heute und vielleicht nicht ganz so sein Spiel gespielt", analysierte Gislason nach der Partie.

Doch Pausen konnte der Bundestrainer Uščins im bisherigen Turnierverlauf nur schwer geben, denn mit Christoph Steinert stand nur ein anderer Rückraum rechts im Kader und mit ihm ein Spieler, der seine Qualitäten vor allem in der Defensive hat. Um die immer wieder ruckelige Offensive in Schwung zu bringen, war Steinert kaum eine Option.

Teilweise setze Gislason deshalb sogar auf Nils Lichtlein, nominell eigentlich Rückraum Mitte, um Uščins zu entlasten. Das brachte jedoch das Problem mit sich, dass Gislason Lichtlein in der Defensive immer wieder herausrotieren wollte. So beschränkte sich Lichtleins Einsatzzeit ohnehin schon auf nur eine Halbzeit, nämlich die, wo er auf der banknahen Seite spielen und problemlos ein- und ausgewechselt werden konnte.

Knorrs Erkrankung verschärft die Lage

Die Erkrankung von Juri Knorr verschärft die Lage weiter. Der Spielmacher wird laut Gislason für das letzte Hauptrundenspiel gegen Tunesien am kommenden Samstag auf jeden Fall noch ausfallen. Der Bundestrainer befürchtet jedoch, dass auch das Viertelfinale am Mittwoch für ihn noch zu früh kommen könnte (mehr dazu lesen Sie hier).

In Abwesenheit Knorrs dürfte Lichtlein nun vermehrt auf seiner angestammten Position in der Mitte des Rückraums gebraucht werden. Umso wichtiger, dass Semper dann Uščins wie schon gegen Italien entlasten kann. Das sieht auch Gislason, der nach dem Italien-Spiel erklärte, Sempers Leistung sei angesichts des müden Auftritts von Uščins "umso wichtiger" gewesen. "Es war wirklich extrem gut, dass er da hereinkam und wirklich eine super zweite Halbzeit gespielt hat."

Für die DHB-Auswahl bleibt also nur zu hoffen, dass Sempers frisch genesener Körper der Turnierbelastung standhält und er seine glänzende Form aus dem ersten Spiel konservieren kann. Dann könnte er seine Wandlung vom Außenseiter zum X-Faktor abschließen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräch mit Franz Semper
  • Gespräch mit Johannes Golla
  • Gespräch mit Alfred Gislason

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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