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Handball-WM: Dänemark gegen Deutschland – DHB "in Grund und Boden gerannt"


DHB-Klatsche gegen Dänemark
"In Grund und Boden gerannt"


22.01.2025 - 13:13 UhrLesedauer: 4 Min.
Alfred Gislason enttäuscht: Der deutsche Bundestrainer und seine Mannschaft waren gegen Dänemark chancenlos.Vergrößern des Bildes
Alfred Gislason ist enttäuscht: Der deutsche Bundestrainer und seine Mannschaft waren gegen Dänemark chancenlos. (Quelle: Gerhard Koffler/imago-images-bilder)
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Gegen Dänemark setzte es für das DHB-Team die erste Niederlage der WM – und das deutlich. Düstere Mienen waren nach dem Spiel trotzdem nicht zu sehen.

Aus Dänemark berichtet Nils Kögler

Nur einmal stockte den 15.000 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen in Herning der Atem: Als sich der dänische Handball-Superstar Mathias Gidsel in der 42. Minute plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht und am Boden liegend den rechten Knöchel hielt, wich der tosende Jubel von den Rängen zunächst einer schockierten Stille und dann einem lauten Pfeifkonzert. Die dänischen Unmutsbekundungen galten dem deutschen Nationalspieler Rune Dahmke, der Gidsel zuvor gefoult – und ihm offensichtlich erhebliche Schmerzen bereitet hatte.

Doch die befürchtete Verletzung des aktuell wohl besten Handballspielers der Welt stellte sich schnell als nur kleine Blessur heraus. Gidsel konnte weiterspielen – und so konnte auch die dänische Handballparty weitergehen. Denn was der Olympiasieger und Titelverteidiger im ersten WM-Hauptrundenspiel gegen die deutsche Mannschaft zeigte, war mal wieder eine dominante Vorstellung.

Gut fünf Monate nach der deutlichen 26:39-Pleite der deutschen Mannschaft im olympischen Finale musste sich die DHB-Auswahl den Dänen am Dienstagabend erneut klar mit 30:40 geschlagen geben. Trotz über weite Strecken tapferer Gegenwehr des Teams von Bundestrainer Alfred Gislason war der Sieg der Gastgeber zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Schon in der 18. Spielminute ließ das dänische Publikum die erste begeisterte La Ola über die Tribünen rollen, gefolgt von sehr verzweifelt wirkenden "Deutschland"-Rufen der wenigen DHB-Fans, die doch noch ein Ticket ergattern konnten. Die Szene stand symbolisch für einen Abend, der für das DHB-Team äußerst unglücklich verlief – es aber nicht besonders zu bedrücken schien.

"In der Abwehr die roten Teppiche ausgerollt"

Vor allem die deutsche Abwehr war den temporeichen Angriffen der Hausherren überhaupt nicht gewachsen. Immer und immer wieder spielten Gidsel und Co. große Löcher in die deutsche Defensive. Gidsel allein stand am Ende bei zehn Treffern in zwölf Versuchen.

"Es macht es nicht leichter, wenn man überall in der Abwehr die roten Teppiche ausrollt", fand DHB-Jungstar Marko Grgić nach dem Spiel deutliche Worte. "Wir haben zu große Lücken gehabt und haben uns zu leicht auseinanderziehen lassen", so der erst 21-Jährige. Auch Julian Köster analysierte: "Wir kriegen keine kompakte Abwehr hin" und sprach von zu vielen einfachen Gegentoren.

Keiner hat einen Sieg erwartet

Bereits vor dem Spiel war klar gewesen, dass ein Sieg gegen die Dominatoren der vergangenen Jahre wohl extrem schwer zu verwirklichen sein würde. "Wenn man Dänemark wirklich ernsthaft in Bedrängnis bringen will, dann muss man eine sehr gute Angriffsleistung haben, dann muss die Abwehr auch ziemlich robust sein und man braucht eine sehr gute Torhüterleistung", erklärte Gislason die missliche Lage gegen die Dänen. In erster Linie ging es den Deutschen wohl darum, die Dänen möglichst effektiv zu ärgern – doch auch das gelang kaum.

"So doll geärgert haben die sich heute nicht", stellte auch Dahmke nach dem Spiel fest. "Es ist natürlich schade, dass wir am Ende nicht dichter dran sind", so der Linksaußen vom THW Kiel. Zwar habe man es phasenweise gut gemacht und sei in der zweiten Halbzeit bis auf vier Tore herangekommen. "Nichtsdestotrotz war es dann natürlich vor allem auch Dänemark geschuldet, dass die noch mal so den Schalter umlegen konnten und uns in Grund und Boden gerannt haben", zollte er der Leistung der Gastgeber Respekt. "Es ist schon Wahnsinn, was die für eine Qualität haben."

 
 
 
 
 
 
 

So wirklich finstere Mienen machten sich bei den deutschen Akteuren deshalb auch nach der deutlichen Niederlage nicht breit. "Ich glaube, am Ende hat es hauptsächlich an der Qualität der Dänen gelegen. Ich finde nicht, dass wir heute ein schlechtes Spiel oder ein charakterloses Spiel gemacht haben", sagte auch Timo Kastening. Der Rechtsaußen hatte zuvor immerhin den Siebenmeterfluch der Deutschen besiegen können. Nur zwei von sieben Versuchen hatte die DHB-Auswahl in den drei Vorrundenspielen verwandeln können. Gegen Dänemark allein trat Kastening sieben weitere Male an und verwandelte sechs seiner Versuche.

"Wir kriegen den Pöter hoch"

"Wir haben uns über 60 Minuten den Allerwertesten aufgerissen", so Kastening. Am Ende müsse man die Dänen loben. "Wir sind halt nicht Dänemark, sondern Dänemark ist mit Abstand die beste Mannschaft der Welt", sagte er. "Da sind wir heute ergebnistechnisch unter die Räder gekommen." Auch Gislason befand: "Wir haben lange sehr viel Mut bewiesen, am Ende hat uns ein bisschen die Kraft gefehlt."

Grgić wollte das Spiel nur "ganz schnell abhaken." Auch generell richtete sich der Blick der deutschen Mannschaft nach vorn. "Es gibt kein unwichtigeres Spiel für uns gerade", sagte Dahmke mit Blick auf die erwartbare Niederlage gegen die Dänen. "Für uns beginnt jetzt das Turnier richtig. Die Spiele und Punkte, die jetzt kommen, sind am wichtigsten."

Kastening formulierte das Ziel der Mannschaft ganz salopp: "Wir kriegen den Pöter hoch und dann wollen wir die nächsten Spiele gewinnen." Sollte das gelingen, könnte sich das DHB-Team dann auch schon in der kommenden Woche an Dänemark rächen. In einem möglichen Halbfinale käme es wohl zu einem erneuten Aufeinandertreffen. Dann allerdings im norwegischen Oslo, wo die K.-o.-Runde stattfinden wird. Dahmke drückte es so aus: "Wenn wir ganz viel Glück haben, sehen wir die vielleicht noch mal und dann probieren wir es noch mal."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Gespräche in der Mixed Zone
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