Handball-WM Vorfreude und Zuversicht: Handballer starten WM-Vorbereitung
Alfred Gislason hatte es besonders eilig. Schon um vier Uhr morgens machte sich der Bundestrainer der deutschen Handballer am Neujahrstag von Reykjavik aus auf den Weg nach Hannover, wo an diesem Montag die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft beginnt. "Ich freue mich richtig auf die Arbeit mit der Mannschaft und ein Turnier, wo wieder alles auf dem Spielfeld entschieden wird", sagte Gislason in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Ein Jahr vor der Heim-EM wolle die Mannschaft "jetzt schon überzeugend auftreten und eine gute Platzierung erreichen."
Zehn Tage bleiben dem 63 Jahre alten Isländer, der Weihnachten und Silvester mit der Familie in seiner Heimat verlebte, um die DHB-Auswahl für die Endrunde in Polen und Schweden fit zu machen. "In erster Linie geht es um den Feinschliff im Angriff und in der Abwehr. Um Missverständnisse zu minimieren, werden wir versuchen, jeden Tag ein kleines Stück vorwärts und auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, was verschiedene Taktiken angeht. Wir haben nicht viel Zeit, aber die wollen wir effektiv nutzen", verkündete Gislason die Marschroute für den WM-Lehrgang.
Eingebettet in die Vorbereitung sind zwei Länderspiele gegen den EM-Sechsten Island am kommenden Wochenende in Bremen und Hannover. Die beiden Härtetests kommen Gislason sehr gelegen: "Für uns ist das ideal. Wir werden danach wissen, wo wir stehen."
Nach Platz sieben bei der chaotischen Europameisterschaft im Vorjahr, bei der es 18 positive Corona-Fälle im deutschen Team gegeben hatte, peilt Gislason mit seinen Schützlingen beim WM-Turnier zumindest das Viertelfinale an. Von einer Medaille will er nicht reden. Kein Wunder, liegt das bisher letzte Edelmetall doch schon sechseinhalb Jahre zurück. Bei Olympia 2016 in Rio gab es Bronze.
"Erhoffen kann man immer etwas im Sport. Es wäre schön, wenn wir den Fans eine Medaille schenken könnten. Wir sind aber nicht in der Position, das als Ziel auszugeben, denn wir gehören nicht zu den Favoriten", sagte Gislason und forderte: "Wir dürfen nicht träumen, sondern müssen realistisch bleiben und uns auf die Vorrundenspiele konzentrieren."
In der Gruppe E heißen die Gegner Katar, Serbien und Algerien. "Unser Ziel ist es, die Gruppe zu gewinnen", betonte der Bundestrainer. "Es ist wichtig, so viele Punkte wie möglich in die Hauptrunde mitzunehmen, denn wir wollen die K.o.-Phase erreichen. Wenn man in der Vorrunde patzt, kann man das kaum noch wettmachen."
Er selbst geht die Aufgabe mit großer Vorfreude und Zuversicht an, hat er bei seinen Schützlingen doch eine positive Grundstimmung und einen ausgeprägten Teamgeist ausgemacht. "Wir haben eine charakterlich sehr gute Mannschaft", lobte Gislason seine 18 WM-Fahrer. "Alle brennen darauf, für Deutschland aufzulaufen." Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Da hatte es oft etliche Absagen gegeben. Dieses Mal verzichtete nur Rückraumspieler Fabian Wiede vom Bundesliga-Spitzenreiter Füchse Berlin wegen einer Kieferoperation freiwillig auf eine Nominierung.
Bei der WM setzt der Bundestrainer ausschließlich auf Spieler, die fit sind und in ihren Vereinen formstark agiert haben. Für die im Herbst lange verletzten Julius Kühn, Marcel Schiller und Lukas Stutzke war daher kein Platz im Kader, der nach Ansicht von DHB-Sportvorstand Axel Kromer über viel Qualität verfügt. "Dieses Aufgebot spiegelt viele Eigenschaften wider: Erfahrung, Potenzial und im Wesentlichen auch eine gewisse Kontinuität, die für Erfolg unabdingbar ist", sagte Kromer.
Nun muss Gislason nur noch die einzelnen Puzzleteile auf dem Parkett zusammenfügen. "Ich denke, wir haben uns in den vergangenen Monaten im Angriff gut entwickelt. Wir machen weniger Fehler und spielen besser zusammen. Entscheidend wird sein: Wie bekommen wir es in der Abwehr hin?", sagte er.
Daran wird er mit der Mannschaft intensiv arbeiten, ehe es am 12. Januar in den Vorrunden-Spielort Kattowitz geht. Gislasons WM-Wunsch: "Ich hoffe, dass wir Ende Januar sagen können, wir haben ein richtig gutes Turnier gespielt und dass wir unabhängig von der Platzierung stolz auf unsere Leistung sein können."
- Nachrichtenagentur dpa