Enttäuschung nach Österreich-Remis Knorr auf den Spuren von Mertesacker: "Weiß nicht, was ihr wollt"
Nach dem Remis im Duell mit Österreich saß der Frust auch bei DHB-Star Juri Knorr tief. Seine Aussagen erinnerten an eines der berühmtesten Frust-Interviews.
Der Frust bei den deutschen Handballern saß tief. Nach einem enttäuschenden 22:22-Remis gegen Österreich im zweiten Spiel der Hauptrunde bei der Heim-EM haben die DHB-Stars den Halbfinaleinzug nun nicht mehr in der eigenen Hand.
Die zwei noch ausstehenden Spiele gegen Ungarn und Kroatien müssen unbedingt gewonnen werden und Österreich muss gegen Frankreich oder Island Punkte lassen, damit die Deutschen in Hauptrundengruppe I noch den zweiten Platz und damit das Halbfinale erreichen können.
Knorr brodelt innerlich
Grund dafür war am Samstagabend vor allem die schwache deutsche Offensive, die zahlreiche Großchancen herausspielte, aber kläglich vergab. Entsprechend enttäuscht zeigte sich auch Spielmacher Juri Knorr nach dem Spiel. Wie sehr es in dem 23-Jährigen brodelte, wurde klar, als er auf einige Rückfragen, etwas ungehalten reagierte.
"Ich weiß nicht, was ihr wollt. Ich glaube, ihr wollt, dass wir erfolgreich sind, oder? Dass wir wieder ein Wintermärchen für die Leute schaffen, einfach schöne Momente für jeden schaffen, der da draußen ist", fragte Knorr in die Medienrunde. "Wenn wir alle das gleiche Ziel haben, dann sollten wir auch dafür arbeiten, solange es möglich ist", so sein Appell.
"Wir zerreißen uns auf der Platte"
Dabei verteidigte er auch das deutsche Spiel: "Ich weiß nicht, was immer erwartet wird. Wir zerreißen uns auf der Platte", sagte Knorr, bislang in jeder Partie bester DHB-Werfer. Gegen Österreich sei Deutschland "an unseren freien Chancen gescheitert. Das bedeutet nicht, dass wir heute schlecht Handball gespielt haben."
Mit dem Auftritt weckte Knorr Erinnerungen an den ehemaligen Fußball-Nationalspieler Per Mertesacker, der bei der Weltmeisterschaft 2014 ein berühmtes Wut-Interview gegeben hatte. Nach einem schwachen Spiel und knappen Sieg in der Verlängerung gegen Algerien im Achtelfinale hatte er sich nach kritischen Rückfragen ob der deutschen Leistung im ZDF-Interview den Frust von der Seele geredet.
Aussagen wie "Was wollen Sie jetzt von mir?", "Glauben Sie unter den letzten 16 ist irgendwie eine Karnevalstruppe?" oder "Ich lege mich jetzt erstmal drei Tage in die Eistonne" haben sich bis heute ins kollektive Fußball-Gedächtnis gebrannt.
Die Fußballer steigerten sich damals nach dem Achtelfinale deutlich und gewannen am Ende ihren vierten WM-Titel. Ob den Handballern um Knorr ähnliches gelingt, bleibt abzuwarten.
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID