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Handball-EM: Uscins und Hanne überzeugen bei DHB-Test – Schlüssel zum Sieg?


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Deutsche Handballer vor Heim-EM
Ein Titel-Märchen könnte sich wiederholen


05.01.2024Lesedauer: 4 Min.
Martin Hanne: Der 22-Jährige war bei seinem Debüt im Dress der Nationalmannschaft in wichtigen Momenten zur Stelle.Vergrößern des Bildes
Martin Hanne: Der 22-Jährige war bei seinem Debüt im Dress der Nationalmannschaft in wichtigen Momenten zur Stelle. (Quelle: Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn/imago-images-bilder)

Der Kader der Handball-Nationalmannschaft für die Heim-EM ist gespickt mit jungen Talenten. Im ersten Test überzeugten sie – und versprühten einen Hauch von Titelhoffnung.

Der vorletzte Test vor der Heim-EM ist gelungen. Gerade so. Mit 34:33 setzte sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Donnerstagabend vor 4.576 lauten Zuschauern in der ausverkauften Flensburger Campushalle gegen Portugal durch. Damit glückte die erste von zwei Proben gegen die Portugiesen. Ein denkbar knappes Ergebnis vor der am 10. Januar mit dem Eröffnungsspiel gegen die Schweiz beginnenden Heim-EM.

Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen: In der ersten Hälfte ging das DHB-Team schnell in Führung. Erst nach sechs Minuten konnte Portugal den ersten Treffer zum 1:3 erzielen. Spielmacher Juri Knorr lenkte die deutsche Offensive souverän, die Defensive stand vor einem ebenfalls stark aufgelegten Torhüter Andreas Wolff stabil. Folgerichtig ging es beim Stand von 18:14 mit einer Vier-Tore-Führung in die Pause. Eine Führung, die Bundestrainer Alfred Gíslason nach der Partie sogar noch als zu gering kritisierte.

Junge Talente retten schwache zweite Halbzeit

Doch in der zweiten Hälfte brach die deutsche Mannschaft ein. Die Routiniers, die zunächst den Vorzug vor den U21-Weltmeistern im Kader erhalten hatten, begingen offensiv zu viele Fehler und auch die Defensive bröckelte. Portugal konnte die Partie zwischenzeitlich sogar ausgleichen. Dass Wolf in der letzten Spielminute den letzten Wurf der Portugiesen parieren und somit den knappen Sieg retten konnte, war allen voran den Jungstars des Teams zu verdanken. Sie zeigten sich in entscheidenden Momenten bärenstark, weckten Erinnerungen an die Europameistermannschaft 2016 – und versprühen damit einen Hauch von Titelhoffnung.

Bundestrainer Gíslason vertraut in seinem Kader auf viele junge Talente. Mit David Späth, Nils Lichtlein, Renārs Uščins und Justus Fischer zählen gleich vier U21-Weltmeister aus dem vergangenen Jahr zum Aufgebot. Mit Martin Hanne nominierte der Coach sogar einen Spieler, der gegen Portugal sein Länderspieldebüt gab.

"Wir müssen auf das Tor gehen"

Speziell Uščins und Hanne waren es, die das DHB-Team in der zweiten Halbzeit nun retteten. Sie agierten forsch, nahmen sich immer wieder Würfe und erzielten damit wichtige Treffer, die dafür sorgten, dass Portugal nie in Führung gehen konnte. "Er sagte uns, dass wir, wenn wir hereinkommen, keine Scheu haben dürfen und auf das Tor gehen müssen", erzählte Uščins nach dem Spiel über die Anweisungen des Bundestrainers. "Wenn eine Chance da ist, sind wir genauso berechtigt zu werfen wie die anderen. Das versuchen wir umzusetzen", erklärte er die mutige Vorstellung.

Auch Hanne durfte sich nach dem Spiel großes Lob von Mannschaftskapitän Johannes Golla abholen. "Er war, als er hereingekommen ist, ein Aktivposten und ist ohne Scheu auf das Tor gegangen", sagte Golla über den Debütanten. "Er hat mit seiner Eins-gegen-eins-Qualität und mit seiner Durchschlagskraft die Portugiesen überrascht und uns dann auf jeden Fall durch die zweite Halbzeit getragen, das muss man ganz klar so sagen."

"Haben frisches Blut dazugewonnen"

Auch Torwart Wolff befand: "Wir haben frisches Blut dazugewonnen. Man sieht, dass insbesondere die Jungen Lust haben auf die Länderspiele und dass sie gar nicht so nervös sind. Uščins und Hannes Auftritte waren couragiert. Dafür haben sie Respekt verdient."

Bei so viel Lob konnte Uščins sogar dem knappen Ergebnis noch etwas Positives abgewinnen: "Dass es mal knapp ist, das tut uns auch mal ganz gut. Es gibt ein bisschen Crunchtime-Feeling, gerade für uns junge Spieler. Es ist gut, wenn wir da Verantwortung übernehmen dürfen."

"Mehr Sicherheit in der Breite"

Übernehmen die "jungen Wilden" also nun die Nationalmannschaft? Immerhin ist die inkonstante Leistung der Routiniers gegen Portugal nichts Neues. Bei den Tests gegen Ägypten im November zeigten sie ähnliche Verhaltensmuster. Zeit für einen Wechsel? Zumal mit Fischer und Lichtlein noch zwei weitere Talente im Kader stehen, die ihre Fähigkeiten im ersten Portugal-Spiel noch gar nicht zeigen durften und ebenfalls das Potenzial haben, alle zu überrumpeln. Lichtlein wurde bei der U21-WM im vergangenen Jahr immerhin als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet und spielt auch bei den Füchsen Berlin eine gute Saison.

Ganz so schnell wird es wohl nicht gehen. Das ließ Bundestrainer Gíslason nach dem Spiel zumindest durchblicken, als er sich über die starke Leistung der "zwei jungen Leute" vor allem freute, weil sie "mehr Sicherheit in der Breite" geben würden.

Mischung brachte schon einmal den Erfolg

Mehr Sicherheit in der Breite soll wohl heißen: Für die Startaufstellung wird es für die Jungstars offenbar vorerst nicht reichen. Dennoch könnte eine gute Rotation aus erfahrenen und jungen unbedarften Spielern eine Erfolgskombination werden. "Die Jungen haben sehr großes Talent und wenn wir die Stärken der Routiniers noch miteinbeziehen, dann können wir weit kommen im Turnier", sagt auch Wolff.

Der Torhüter muss es wissen, war er doch Teil des Teams, das 2016 überraschend den EM-Titel holte. Damals herrschte im Team auch aufgrund vieler Verletzungen eine gute Mischung aus Routiniers und jungen Talenten. Nicht zuletzt der Stern von Wolff ging bei dem Turnier auf.

Der Druck wird kommen

Die Vergleiche zur Erfolgsmannschaft von damals liegen auf der Hand und schüren die Hoffnung auf den ganz großen Wurf. Doch das bringt auch Risiken mit sich. Eine zu große Erwartungshaltung könnte die Unbekümmertheit der Jungstars gefährden. Dass es Druck geben wird, weiß Uščins.

"Noch ist es viel Spaß. Da wird aber sicherlich auch noch etwas Druck kommen, gerade wenn es dann ernst wird", sagte er. Umso wichtiger schätzt Uščins die Bedeutung der Testspiele ein: "Wenn wir uns jetzt das gute Gefühl abholen, dann wird aus dem Druck ganz schnell wieder Spaß."

Die deutschen Handballfans dürfen hoffen, dass es so kommt – damit sich 2016 tatsächlich wiederholen kann.

Die Handball-EM bei t-online: Die Highlights aller Spiele der deutschen Mannschaft sehen Sie kurz nach Abpfiff bei uns.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Gespräche vor Ort
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