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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Pleite für Star-Quarterback Kein Wunder, dass ihn keiner mehr fragte
![Patrick Mahomes: Er hat den Super Bowl bereits dreimal gewonnen. Patrick Mahomes: Er hat den Super Bowl bereits dreimal gewonnen.](https://images.t-online.de/2025/02/r3CzVImQd-fm/292x285:2707x1523/fit-in/1920x0/patrick-mahomes-er-hat-den-super-bowl-bereits-dreimal-gewonnen.jpg)
Legende gegen Zukunft: Vor vier Jahren standen sich Tom Brady und Patrick Mahomes noch im Super Bowl gegenüber. Nun hat einer klar die Nase vorn.
Aus New Orleans berichtet Jens Bistritschan
Patrick Mahomes muss sich vorgekommen sein wie in einem schlechten Film. Kurz vor der Halbzeit in der 59. Auflage des Super Bowls hatte der Quarterback der Kansas City Chiefs bereits seine zweite Interception geworfen. Enttäuscht saß er auf der Bank, zwischen ihm und seinem nächsten Mitspieler hätten noch zwei weitere Footballprofis Platz gehabt. 0:24 lagen die Chiefs zu diesem Zeitpunkt gegen die Philadelphia Eagles hinten. Sollte ihm noch ein Wunder gelingen, ähnlich wie jenes, das Tom Brady mit seinen New England Patriots vor acht Jahren bewerkstelligte?
Angeführt von der Quarterback-Legende hatten die Patriots nach einem 3:28-Rückstand zur Pause gegen die Atlanta Falcons noch mit 34:28 nach Verlängerung gewonnen. Wäre Mahomes im diesjährigen Finale von New Orleans ein ähnliches Kunststück gelungen, hätten die täglichen Sport-Talkshows in TV und Radio in den kommenden Wochen nur ein Thema gehabt: Hat Mahomes Brady als GOAT (Greatest of all Time – Größter Spieler aller Zeiten, Anm. d. Red.) bereits abgelöst?
Denn schließlich hätte Mahomes etwas geschafft, was Brady nie gelungen war – sein Team zu drei Super-Bowl-Titeln in Folge zu führen. Bei einem Sieg wären es vier Titel auf seinem Konto gewesen, Brady war mit sieben abgetreten. Aber: Mahomes ist gerade einmal 29 Jahre alt, Brady war bei seinem jüngsten Titel 12 Jahre älter.
Zur Realität gehört aber auch: Im Gegensatz zu Brady vor acht Jahren verpasste es Mahomes, seinem Team gegen die Eagles in der zweiten Halbzeit neues Leben einzuhauchen. Im Gegenteil. Auch die nächsten zwei Ballbesitze seiner Chiefs endeten ohne Punkte. Erst nachdem die Eagles ihre Führung auf 34:0 ausgebaut hatten, erzielte Kansas City seine ersten Zähler. Am Ende stand eine 22:40-Niederlage zu Buche – selbst der deutliche Rückstand schmeichelte den Chiefs noch.
"Ein Scheißgefühl"
Nach dieser Klatsche und insbesondere nach deren Zustandekommen war es kein Wunder, dass kein Reporter Mahomes mehr nach dem Vergleich mit Brady fragte. Dafür äußerte sich der ehemalige Quarterback, der das Spiel als Experte für den Fernsehsender Fox kommentierte, und verglich die Situation von Mahomes jetzt mit Tiefpunkten seiner eigenen Karriere.
Besonders an der Niederlage gegen die New York Giants vor 17 Jahren hatte er lange zu knabbern gehabt. Die Patriots hätten damals mit einem Sieg die zweite perfekte Saison in der Geschichte der NFL schaffen können – also alle Spiele zu gewinnen. Doch sie verloren 14:17. "Das war schon ein Scheißgefühl damals", erinnerte sich Brady. Aber er machte Mahomes auch Mut: "Wenn es einen gibt, der das hinter sich lassen kann, dann ist es Patrick Mahomes."
Für den Spielmacher der Chiefs war es die zweite deutliche Niederlage in einem Super Bowl. Vor vier Jahren verlor er mit seinem Team 9:31 – ausgerechnet gegen Tom Brady und die Tampa Bay Buccaneers. Und wie damals konnte die Offense Line ihn auch jetzt gegen die Eagles nicht beschützen. Hier müssen die Chiefs nach Meinung von Brady "unbedingt ansetzen, da führt kein Weg daran vorbei".
Mahomes ist sich sicher, dass ihn die beiden Finalniederlagen "motivieren werden, noch besser zu werden." Und wer weiß: Vielleicht klappt es dann doch noch mit den Super-Bowl-Titeln fünf, sechs oder gar sieben – und die aktuell erst mal beendete GOAT-Diskussion wäre plötzlich doch wieder eröffnet.
- Eigene Beobachtungen vor Ort